Bad Religion

Age Of Unreason

Epitaph/Indigo

Wütende Stimmungsaufheller von den nimmermüden Punkrockern

Auf Winter folgt Frühling, auf Ebbe Flut – und Bad Religion veröffentlichen mal wieder ein Album mit aufgeräumten bis flitzeflinken kalifornischen Stimmungsaufhellern, die dem obskurantistischen Ungeist ordentlich heimleuchten. Bei aller weltpolitischen Aufregung – wenigstens auf die Naturgesetze kann man sich noch verlassen.

Sechs Jahre hat man sich Zeit gelassen. Die US-Linke hätte dieses Album durchaus früher gebrauchen können. Denn ungeachtet der Schwarzseherei des Chefideologen Greg Graffin – wer Bad Religion hört, kann wieder Zuversicht schöpfen. Das war immer schon eine ihrer großen Syntheseleistungen. Mit tiefen Sorgenfalten malt Graffin den Teufel an die Wand, aber Brett Gurewitz’ Riffs, die mehrstimmigen Chöre und nicht zuletzt die Hooks stärken einem melodisch den Rücken. Wer bei ihnen zurzeit des Teufels ist, dürfte keine Überraschung sein: „I am your candidate“, stellt er sich selber vor, „I am bloody lips and make-up/ I’m your caliphate opioids and mutilation/ A celebrity and my name is competition.“

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„Age Of Unreason“ schnürt ein Bäckerdutzend eingängiger Zwei-bis-drei-Minüter zu einem ordentlichen Bündel Krach, an dem spätere Historiker mal detailliert den Diskussionsstand der Westküsten-Linken in der Ära Trump abhören können. So wettert Vollakademiker Graffin immer mal wieder gegen Populismus und Vernunftfeindschaft in den USA: „There’s a moral and intellectual vacuum and you’re right to be lookin’ askance/ Philosophically moribund, revolution hasn’t a chance.“

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Wobei er sich keineswegs in Revolutionsfantasien verliert. Als pragmatischer Skeptiker propagiert er das Machbare: „Utopia is an opiated dream/ What we want is an open society.“ Schwer genug. Und ehrenwert genug, um den Weg dorthin mit ein paar neuen Punk-Gassenhauern als Motivationshilfe zu begleiten. Dass die sich von den anderen Punk-Gassenhauern der Band kaum unterscheiden, gehört dazu: Man kann die Naturgesetze eben nicht verändern.

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