Cowboy Junkies – One Soul Now

Es gab immer eine Empathie in den Songs der Cowboy Junkies, die man kanadischen Existenzialismus nennen könnte. Zunächst waren es die Blues-Klassiker, dann Michael Timmins‘ Lieder vom einfachen Leben, von der Liebe und der Sehnsucht, auch vom Unterwegssein, vom Altern und vom Tod. „Manche Leute sagen, unsere Musik sei depressiv, dabei ist sie einfach nur langsam“, sagt Timmins selbst interessanterweise zu diesem Album, das weder depressiv noch langsam ist.

Tatsächlich schrieb Timmins robustere Songs denn je, die mit wuchtigem Schlagzeug und wummernder Orgel, gar E-Gitarren-Soli ungewöhnlich bombastisch produziert wurden – von ihm selbst Margo Timmins, die ehedem Entrückte, behauptet sich in den hymnischen Stücken dieser Platte, die Fragen nach der Existenz von Erwachsenen stellen. Keine somnambulen Arrangements mehr, keine traumverlorenen Exerzitien, Akkordeon und Mundharmonika beinahe komplett aus dem Instrumentarium verbannt Aber auch in Rock-Songs wie „My Wild Child“ und „Stars Of Our Stars“ behauptet sich die Sensibilität dieser Band, ihre spezifische Melancholie und Kontemplation.

Man wird „One Soul Now“ auch als erfahrener Cowboy Junkies-Anhänger sehr oft hören müssen, um sich an den Klang zu gewöhnen. Sie sind der Folk- und Country-Musik verloren gegangen, doch machen sie noch immer faszinierende Musik, manchmal sogar langsame wie in „Notes Falling Slow“ und dem doch noch einmal typisch hypnotischen „Simon Keeper“. Die Dixie Chicks sind sie nicht, obwohl das neue Brausen und Treiben auch Gewöhnlichkeit bedeutet Zur vorzeitigen Versöhnung gibt es ein Angebot, das man nicht ablehnen kann: Die beigelegte Bonus-EP mit Cover-Versionen (4,5) enthält eine konventionelle Lesart von Springsteens „Thunder Road“, eine verblüffende von „Seventeen Seconds“ von The Cure, eine kongeniale von Van Zandts „Lungs“ – und zwei sensationelle. „Darkness, Darkness“ von Jesse Colin Young und „Helpless“ von Neil Young bringen alles zurück, was man einst mit den Cowboy Junkies verband: die Gespenster, die durch die Songs spuken, die Träume, die Ungeheuer gebären, und die Einsicht in das menschliche Geschick. Und die Art, wie Michael die Gitarre spielt und Margo die Stücke sing.

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