Free – Fire And Water
Sie hielten sich für die beste Band der Welt – waren damit aber allein
Wenn es diesem Quartett an einem nicht fehlte, dann war das Chuzpe. Nassforsch stellten sie sich beim ersten offiziellen Treffen mit Chris Blackwell und seinem Adlatus/A & R-Chef Muff Winwood als „natürlich die beste Band der Welt“ vor. Was die zwar amüsierte, aber auch ein wenig beeindruckte. Den gar nicht so schlecht dotierten Plattenvertrag bekamen sie. Das waren auch noch Zeiten, als man eine Band nicht umgehend nach dem ersten Flop wieder feuerte.
Und dieses Debüt „Tons Of Sobs“ (*l/2) war nun wirklich allen Macho-Posen zum Trotz, mit denen sich Paul Rodgers damals in Clubs und bei Pop-Festivals auf dem Kontinent als neues Sex-Idol vorstellte, ein katastrophaler Misserfolg. Weit weniger blueslastig, waren auch die melancholischen, manchmal richtig pastoral-gelösten Töne der Folge-LP „Free“ (1/2) wohl kaum der Stoff, auf dem man eine Rockstar-Karriere aufbauen konnte. Genau in diesem ganzen Sex & Drugs 8t Rock’n’Roll-Zirkus wollten die Jungs als Englands beste R&B-Truppe ernstgenommen werden. Ein nicht gerade enthusiasmierter Blackwell finanzierte auch das dritte Album, ließ das die Band sogar selber produzieren. Aber was er da zu hören bekam, war dann so gar nicht nach seinem Geschmack. Also ordnete er an, dass alles noch mal neu gemischt werden müsse.
Mit dem Ergebnis, dass „Fire And Water“ auf Nr. 2 der Hitparade schoss und die vier endlich ihre Rockstar-Träume ausleben konnten. Dass da manches in einem für die Verhältnisse von 1970 wahnwitzigen Kompress-Sound lo-fi ohne Ende klang, war da auch schon egal. „All Right Now“ war der richtige Song zur rechten Zeit. Der Titelsong – eigentlich der noch bessere Ohrwurm – auch. Angesichts des exzellenten Remix dieser Aufnahme einer von insgesamt mehr als zwei Dutzend Bonus-Tracks auf diesen Remaster-Editionen – stellt sich die Frage, warum man nicht überhaupt die Multitracks komplett neu abmischte.