Sleaford Mods „UK Grim“


Rough Trade/Beggars (VÖ: 10.3.)


von

Der Albumtitel „UK Grim“ ist Programm: Grimmig sind alle Alben und Konzerte der Sleaford Mods. Grimmig sind ihre Gesichter und ihre Worte. Grimmig wird das Duo aus Nottingham bei so ziemlich allem, was politisch und gesellschaftlich in ihrem Land passiert. Grimmig geht Rapper und Sänger Jason Williamson mit alten Helden wie Liam Gallagher oder Damon Albarn ins Gericht. Grimmig geißelt er die Harmlosigkeit von Post-Punk-Millennials à la Idles.

Sleaford Mods sind die ungekrönten Könige der schlechten Laune

Sleaford Mods sind die ungekrönten Könige der schlechten Laune. Sie sind die Miesepeter aus der Mietskaserne. Sie kommen, um sich zu beschweren, ohne Kompromisse und doppelten Boden. Sie spucken Gift und Galle. Sie sind das Gegengift zu Populismus und Sozialabbau – und die Art von Band, die genau deshalb hierzulande undenkbar ist.

Die kargen Sounds von DJ Andrew Fearn verstärken Williamsons poetische Tiraden gegen ein verfaultes Establishment. Der Titelsong wirft uns gleich mitten rein ins Chaos Großbritanniens zwischen die unglückselige Liz Truss und die Range Rover in Londoner Businessvierteln. Doch es geht auch in die andere Richtung, nach unten: „D.I.Why“ spottet über jene Punk-Musiker:innen aus dem DIY-Bereich, die noch immer dem Credo „Je ärmer, desto authentischer“ anhängen.

Im maliziösen, von Synthesizer durchpulsten „Force 10 From Navarone“ wird Wüterich Williamson von der Dry-CleaningSängerin Florence Shaw unterstützt. Das verstörendere Duett ist jedoch „So Trendy“ mit Perry Farrell von Jane’s Addiction. Am besten sind Sleaford Mods aber ohne Gäste, etwa wenn sie das „Right Wing Beast“ über ein kaputtes Sample jagen, das wie ein Bastard von David Bowies „Heroes“ klingt. „Apart From You“ gemahnt mit seinen Gesangsharmonien sogar an Paul Weller. Diese Musik weiß, auf wessen Schultern sie steht. Und doch sind Sleaford Mods eine originäre Kraft. „UK Grim“ enthält die Brutalität, die nötig ist, um noch einen Funken Wahrheit zu spüren.


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