Sophisticated Boom Boom

„Sophisticated Boom Boom“

Tapete (VÖ: 25.2.)

Wegweisender All-Female Power-Pop aus der Schweiz

Zürich war Anfang der Achtziger mal ein wildes Ding. Die unter dem Slogan „Züri brännt“ bekannte Autonomenszene brachte Straßenkrawall
und Gegenkultur. Das heute etablierte Veranstaltungszentrum Rote Fabrik geriet damals zur Kampfzone. Punk und New Wave bildeten den Soundtrack für diese Riots, die aus heutiger Perspektive wie ein Modernisierungsschub für die calvinistische Bankerstadt wirkten. In diesem Klima entstand natürlich auch jungbewegte Musik, die das örtliche Label Off Course Records emsig einsammelte. Stephan Eicher hatte hier seine ersten Veröffentlichungen, mit „Eisbär“ von Grauzone entstand später gar ein NDW-Gassenhauer.

Eher Garage als Glitzerdisco

Auch die Frauenband Sophisticated Boom Boom fand hier 1982 einen Hafen. Wie die Schweizer Kolleginnen von Kleenex, die sich nach einer Unterlassungsklage des US-Konzerns Kimberly-Clark in Liliput umbenennen mussten, spielte das Trio leichtfüßig mit den Stilen. Schon „Yeah Yeah Yeah“, der Auftaktsong auf ihrem ersten und einzigen Album, weist den Weg. Schwung und Tempo ist angesagt. Man ist „Ready To Dance“, dabei eher Garage als Glitzerdisco. Krachig und niedlich zugleich. Dabei stets etwas übergeschnappt, wie es der Song „Boom Boom And A GoGo“ unmissverständlich andeutet.

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Die Shangri-Las standen Pate beim Bandnamen. Als selbst ernannte „Beat Girls 1“ und „Beat Girls 2“ nehmen sich Marianne, Monique und Esther, was sie wollen. Der Rhythmus-Track „Numa“ weist bereits die Mixtechnik von Tom Tom Club aus New York auf, wenn ihr heller Gesang über einem dichten Percussion-Teppich schwebt. Wo Punk oft Macho-Musik war, wird hier jede grölende Pose mit Kinderorgel oder Saxofon gekontert. In der Alltagshymne „Frustration“ hüpfen sie stattdessen rüber zum Ska. Ihre naiv-subversive Leichtigkeit ist bereits ein Ausblick auf den britischen Anorak-Pop der Mittachtziger. In der Nachfolgeband Chin Chin führten sie ihr kurzes, aber heftiges Boom Boom genau in diese Richtung.