Willy DeVille – Pistola :: Der Troubadour spielt souverän mit großen Gefühlen und Gesten

Sicher kann man für immer fortfahren und Willy De-Ville für seine unstrittigen Errungenschaften preisen, für das Musikhistorische, für das souveräne Vermengen der Stile, für die Aura des großen Troubadours, die einst hell leuchtete. Auch auf den letzten paar Soloplatten waren schöne Momente und echte Romantik. Aber selten! Denn natürlich werden die Wirkungskreise des William Borsey kleiner, auch mit dieser neuen Platte.

Dem Vernehmen nach ist De-Ville wegen einer persönlichen Tragödie nach New York zurückgekehrt, vom ruralen Landsitz ins urbane Apartment. Weil man sich den Sänger ja eher in New Orleans vorstellt als im Greenwich Village, wirkt das seltsam. Tatsächlich aber ist es eine Rückkehr zu den Anfängen, und oft ist der TexMex und Cajun und R6?B und Soul ja eher als New Yorker meltingpot gedeutet worden denn als eindeutige Südstaaten-Referenz.

Eine Heimat war New Orleans aber natürlich dennoch für Willy DeVille, der mit der Mardi-Gras-Musik „And The Band Played On“ den zu erwarteten Trauergesang auf die versunkene Stadt liefert. Dagegen steht am Ende der Platte „The Mountains Of Manhattan“, eine spoken word performance, in der DeVille seine neue/alte Heimat als mystische Landschaft erkennt, archaisch, tribalistisch.

verschwitzt. Das ist wohl etwas prätentiös, aber gar nicht ganz ohne Reiz. Reizvoller jedenfalls als die andere Rezitation des Albums, „The Stars That Speak“, bei der DeVille mit übertrieben rauchiger Stimme eine ungefähre Geschichte von Liebe und Kunst erzählt — das Ganze kommt einem etwas albern vor, selbst wenn man viele Sympathien hegt.

Aber die übergroße Geste gehört hier zum Geschäft und ist das Pfund, mit dem Willy De-Ville wuchert. Stücke wie der schwitzige slow funk von „Been Here Done That“, der stolz pumpende R&B von „So So Real“ und die feierliche, ja beinahe Springsteen-artige Folk-Hymne „When I Get Home“ werden live gut funktionieren, weil sie DeVille die Möglichkeit geben, jeweils eine seiner vielen Seiten ins rechte Licht zu rücken. Und mit der Country-Romanze „Louise“ gelingt sogar eine kleine musikalische Überraschung.

Doch obwohl die aufgenommenen Versionen nicht grundsätzlich verkehrt sind und einwandfrei produziert sind, wird man so viel sagen müssen: Das hier ist die Musik eines Mannes, dem der Kontext für neue Großtaten abhanden gekommen ist — und der nun doch zusehends aus der Zeit fällt.

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