ROLLING STONE hat gewählt: Die Alben des Jahres 2023

ROLLING STONE blickt zurück auf das Musikjahr 2023 – und wählt die 50 besten Alben des Jahres.

20

Kara Jackson

Why Does the Earth Give Us People to Love?

Man sagt über Kara Jackson, sie habe schon mit neunzehn als Dichterin reüssiert. So als wäre die den jungen Jahren der Chicagoerin spottende Raffinesse ihrer in androgyn dunklem Gesang zu Gitarre, Streichern und anderem akustischem Feenstaub vorgetragenen, teils aphoristisch kurzen, teils episch langen, stets supersarkastischen Songs allein nicht umwerfend genug. Ihr Debüt: ein Meisterwerk aus dem Stand. (RR) Bester Song: „Rat“

19

Boygenius

The Record

Bei Rockkonzerten stellen junge Frauen selten die Mehrheit des Publikums. Bei Boygenius-Konzerten ist das so. Die drei als Supergroup geadelten Songwriterinnen wurden zu Role-Models der Selbstbehauptung. Ihr Albumdebüt lebt vom Wechselspiel der Autorinnen, von den Songfarben, die sie in das gemeinsame Projekt einbringen: Julien Baker die Härte, Phoebe Bridgers die Wehmut, Lucy Dacus das intellektuelle Spiel. (SZ) Bester Song: „$20“

18

Paul Simon

Seven Psalms

Ein langes Lied in sieben Sätzen. Eine halbe Stunde, die wir uns Zeit nehmen sollen für Paul Simons reiche Akustikgitarre, seine Folk-Figuren, die nach dem Mississippi klingen, nach der irischen Küste, nach der Wüste. Immer wieder kommt Simon zu „The Lord“ zurück, am Ende seines Lebens erkennt der Zweifler überall das Wirken des Herrn. „Children, get ready“, singt seine Frau, Edie Brickell, „it’s time to come home.“ (JJ) Bester Song: „Seven Psalms“

17

Mitski

The Land is Inhospitable and So Are We

Obwohl Mitski sich bereits 2019 vom Songwriting-Business verabschieden wollte, wirkt dieses Album eher wie ein Neuanfang statt wie die Vorbereitung auf ihren musikalischen Ruhestand. Der warme, Country-inspirierte Sound ist leiser geworden und passt wunderbar zu den dunklen Monaten des Jahres. Zwischen intimen Momenten und orchestralen Arrangements schöpft Mitski hier ihr volles Potenzial aus. (LG) Bester Song: „Heaven“

16

Iris Dement

Workin’ on a World

Seit ihrem Debüt 1992 lohnt es sich immer, auf ein Album von Iris DeMent zu warten. Ihr erst siebtes bildet da keine Ausnahme. Es gibt gerade keine andere Stimme da draußen, die so unterschiedliche Songs wie den nicht nur zynischen Acht-Minuten-Rant „Goin’ Down To Sing In Texas“ und das zarte „Say A Good Word“ mit derselben Überzeugungskraft nach Hause singt. Protest und Humanismus zwischen Country und Gospel. (JF) Bester Song: „The Sacred Now“

15

Noel Gallagher’s High Flying Birds

Council Skies

Ein wunderschöner Reigen von mild psychedelischen Songs mit Streichern und Orgel, mit jubilierenden Chören und, ja, himmlischen Harmonien. Noel Gallagher ist verliebt. Und zwar in die Beatles und die Small Faces, in die Kinks und Mott The Hoople. In Liedern wie „Pretty Boy“, „Council Skies“ und „Open The Door, See What You Find“ träumt er sich in die Sechziger. Eine Schneekugel aus Sound. (AW) Bester Song: „Council Skies“

14

Jaimie Branch

Fly or Die Fly or Die Fly or Die (World War)

Viele sagen, dies sei das beste Album der großen Trompeterin, Sängerin und Komponistin – dass es ihr letztes werden würde, ahnte im April 2022 niemand. Vor allem „Burning Grey“ ist ein wilder Ritt, der alles enthält, was Jaimie Branch und ihre Band so unverwechselbar macht: die kontrollierte Ekstase, der leidenschaftliche Gesang. Das Album ist ein lodernder Komet, der einen geblendet, aber glücklich zurücklässt. (JZ) Bester Song: „Burning Grey“

13

John Cale

Mercy

Das erste Album mit neuen Songs nach über einem Jahrzehnt. Ein hermetisches, fast klaustrophobisches Werk von düster schimmernder Schönheit. Cale integriert eine Armada von Musiker:innen (unter anderen Weyes Blood, Tony Allen, Actress, Sylvan Esso, Laurel Halo), die sich wie selbstverständlich in den Flow einpassen.

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Der 81-jährige Songwriter reist in die eigene Vergangenheit und die unserer Kultur, er schaut in die Zukunft, die vom drohenden Klimakollaps geprägt ist. Er spürt der verrinnenden Zeit nach und versucht nach der Zeit zu greifen, die noch bleibt. Und er lässt seinen zwölf Songs Zeit: Mit einer Ausnahme sind sie zwischen fünf und acht Minuten lang, mit der sämig und zugleich sphärisch fließenden „Story Of Blood“ als Höhepunkt. (SZ) Bester Song: „Story Of Blood“

12

Baxter Dury

"Leon

11

Sampha

Lahai

Sampha Sisay ist der neue Intensive. Ein Downbeat-Souler aus dem Südwesten von London, der vor zehn Jahren in einem Duett mit Superstar Drake auftauchte. Auch in den Studios von Ye, Beyoncé oder Solange hat er vorbeigeschaut. Seine Solo-Stücke wurden im UK schnell unter „Sad Boy Music“ abgeheftet. Auch auf seinem zweiten Album sind Melancholie und Traurigkeit sein Gemüse.

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Der Mittdreißiger pinselt filigran mit Sepiafarben, ist aber nicht mehr ganz so düster getönt wie in der Anfangsphase. Er brilliert mit Stimme und wohlgesetzten Harmonien. "Lahai" funkelt, ist mal eigenwillig, mal schön. Ein modernes Hybrid-Album, auf dem Soul und Elektronik, eine Prise Jazz und eine Messerspitze Afro-Funk kongenial eingekocht werden. (SZ) Bester Song: „Only“

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