ROLLING STONE hat gewählt: Die Alben des Jahres 2023

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PJ Harvey

I Inside The Old Year Dying

In den vergangenen Jahren hat Polly Jean Harvey sich zurückgezogen und an einem Gedichtband gearbeitet. „Orlam“ spielt in der Landschaft ihrer Kindheit in der südwestenglischen Grafschaft Dorset, ist im Dialekt der Gegend verfasst und von den lokalen Mythen und Gebräuchen gesättigt. Die Gedichte erzählen vom Gang der Jahreszeiten und vom Ende der Kindheit der neunjährigen Protagonistin Ira-Abel Rawles.

Man taucht ein in eine märchenhafte, von Geistern und Zwit- terwesen bevölkerte Welt, begegnet einem sterbenden Soldaten, der „Love Me Tender“ singt wie der jenseitige, von Elvis Presley gespielte Clint Reno im gleichnamigen Film. Die Verbindung zu Musik und Popkultur war also schon eingeschrieben in dieses Wunderwerk, das Harvey zu einem nicht minder wundersamen Liederzyklus inspirierte. Sie nahm diesen Liederzyklus mit John Parish und dem Produzenten Flood (und den Schauspielern Colin Morgan und Ben Whishaw als Gastsängern) zu großen Teilen live im Studio auf.

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So entstand eine vielstimmige Geistermusik aus altertümlichen Wörtern und unheimlichen Klängen, aus Folk, Elektronik und Noise. „I Inside The Old Year Dying“ erschafft eine eigene unheimliche Welt, in der aber die Themen unserer Gegenwart – Identität, Herkunft, Krieg, Umwelt, Geschlecht – ihren Platz haben. Große Kunst. (MB) Bester Song: „A Child’s Question, August“