Die 90er

Ungewaschene Gitarren und Silikon-Soul, Comebacks, Stadion-Indie und Club-Bombast: Teil fünf der ROLLING STONE-Dekadenserie erinnert an die Jahre, in denen der Pop den inneren Widerspruch entdeckte.

Kein Ende in Sicht

Aktienkäufer im Bio-Laden, alter Sozialismus als neue Mode, Ästhetik der Diddl-Maus: Die 90er-Jahre waren eine bizarre „Anything goes“-Parade, meint Schriftsteller Helmut Krausser.

Die Neunziger waren ein komfortables Jahrzehnt. Man konnte an einen allmählichen Sieg der Vernunft glauben.

Die Sechziger hatten noch Revolte und Lust an der Utopie bedeutet, die Siebziger brachten Engagement und das pervertierte Engagement, durch den Terror der RAF, der Roten Brigaden etc. Die Achtziger erfanden die Auflehnungen gegen verordnetes Engagement, sprich den moralischen Bierernst. Die Neunziger hingegen – anything went, aber nichts so richtig vorwärts. Revivals jagten einander, der Kalte Krieg war glücklich beendet, der Islamismus spielte noch keine sichtbare Rolle, Aids verlor an Schrecken, selbst zwischen Israelis und Palästinensern schien eine Lösung möglich. Ein charmanter Lausbub wurde US-Präsident, und in einem vieldiskutierten Buch war bereits vom „Ende der Geschichte“ die Rede.

Es war das Jahrzehnt medialer und kommunikativer Umbrüche, sowohl durch das Privatfernsehen wie durch das Mobiltelefon. SMS und E-Mail, später Skype, ließen schnell abfolgende Long-Distance-Unterhaltungen zu, das Internet machte den Planeten zum virtuellen Dorf – und überhaupt begannen etliche Menschen, von der Realität in die Virtualität abzugleiten. Erst in simplen, dann immer komplexeren PC-Games, von „Half Life“ bis Lara Croft und „Civilization“ – bis man am Ende dem eigenen Avatar in „Second Life“ die Verantwortung übertrug, für Abenteuer zu sorgen.

Die jugendliche Rebellion suchte Ziele, zu sehr waren sich die Generationen einig geworden in dem, was sich ändern mußte. In Deutschland wurde nicht zuletzt durch die Comics von Ralph König viel für die Akzeptanz der homosexuellen Existenz erreicht, der Gesetzgeber kapitulierte vor leichten Drogen, die autoritäre Erziehung wurde endgültig für unfein erklärt. Viele zuvor zensierte Filme gab es nun schnittfrei zu haben. Der Trieb galt nicht länger als Außenseiterproblem, folglich wurde Pornographie immer mehr akzeptiert, sogar chic. Gina Wild und Dolly Buster wurden talkshowfähig, selbst die Literaturkritik wurde zum Spaßevent, während die alten Modelle der verkopft-elitären Avantgarde ins verdiente Nichts trudelten. Es wurden wieder Bücher ernstgenommen, die Geschichten erzählten und das Publikum vor allem unterhalten wollten. Man begann sogar Frauenfußball, selbst Frauenboxen ernst zu nehmen.

Zugleich klagten meine alten Lehrer über das sinkende Niveau ihrer Schüler. Für Teenager, die in den Neunzigern aufwuchsen, spielten die Schatten des mit zwei Weltkriegen und dem Holocaust ingesamt katastrophalen 20. Jahrhunderts keine belastende oder verantwortungsheischende Rolle mehr, ihr Geschichtsbewußtsein sank mit ihrem Interesse. Intelligenteren Rebellen blieb die Ökobewegung, der Tierschutz, der diffuse Protest gegen die Globalisierung, auch wenn viele nicht wußten, was genau damit gemeint war. Auf unterster Ebene konnten sich die Jugendlichen nur durch exzessiven Genuß von Alcopops als soziale Spielverderber gerieren. Die totgeglaubte, doch wundersam wiederauferstandene Punk-Bewegung war zur Moderichtung mutiert, zu einem programm- und harmlosen Style.

Die Neunziger verbinde ich mit absurden Banalitäten wie dem Tamagotchi, dem „Farmville“-Vorläufer, und der Erfolg der Diddl-Maus weist auf eine gewisse ästhetische Aussichtslosigkeit hin. Insgesamt ging es aufwärts, zweifellos, die Welt schien auf dem richtigen Weg hin zum supranationalen Weltstaat, mit Demokratie, Grundversorgung und Menschenrechten für alle. Viele schienen dennoch mit dem Erreichten unzufrieden, vielleicht weil es keine ernstzunehmende große Erzählung/ Vision mehr gab. Aufklärung war nurmehr ein Wort aus dem Sexualkundeunterricht. Es herrschte Langeweile. Die Überraschungseier-Börsen erlebten ungeahnte Teilnehmerrekorde.

Das Individuum besann sich auf seine Beziehungsbefindlichkeiten. Swingerclubs boten eine radikale Lösung des allgemeinen Oversexed-but- Underfucked-Zustands. Fisch suchte Fahrrad. Auf der anderen Seite entstand der Begriff Gutmensch als Schimpfwort. Vegetarier wurden Veganer. Pfirsich-Eistee wurde zum Getränk der Zeit. Wo vorher die eigene Saturiertheit kurz gefeiert worden war, gab es bald eine neue Sehnsucht nach Bedeutung zu konstatieren, und selbst eine gründlich totgesagte Utopie wie der Sozialismus, dem nach dem Zerfall der Sowjetunion niemand mehr ein Lebenszeichen zugetraut hatte, rekrutierte sich neu – als Widerstandsbewegung gegen den Kapitalismus, den dabei doch alle Staaten, die ihn noch nicht hatten, begehrten.

Die 90er-Jahre in Europa waren ein Jammern auf hohem Niveau. Es herrschte ein Puppenstubendenken voll kleinlicher Befürchtungen. Der Abbau der sozialen Sicherung, an dessen Ende so etwas wie Hartz IV stehen sollte, verwunderte ebenso wie der Umstand, daß sich selbst virtuelles Geld nicht unendlich vermehren konnte. Die Geschichte hatte nunmal kein Ende. Die Ermordung von Yitzhak Rabin ließ einige Erwartungen platzen. Den Völkermord in Ruanda, unter Beobachtung von UN-Truppen, nahm die Erste Welt relativ gleichgültig hin. Der Tod von Lady Di, einer, darf man das sagen, für die Erdgeschichte nicht sonderlich wichtigen Prinzessin, schlug hingegen grotesk hohe Wellen. An eine große internationale Krise, oder an einen Zusammenbruch der Börse, wollte noch niemand denken. Ich erinnere mich an bigotte Subjekte, die zugleich im Bio-Laden einkauften und ihr Einkommen vom heimischen PC aus durch Aktien-Spekulationen sicherten. Wer den Mut besaß, auf den Dax zu vertrauen, wurde in den Neunzigern reich und konnte sich über die Mutlosen belustigen.

Musikalisch brachten die Neunziger dies und das. Grunge, Hip-Hop, Britpop, Techno, House, Drum’n’Bass – wenig, auf das ich nicht auch hätte verzichten können. Die Unterschichten-Kids machten sich Probleme der Ghetto-Schwarzen zu eigen, um nur irgendwelche zu haben. Und definierten sich oft erst dadurch als Unterschicht ohne Ausweg. Überall der Ruf nach PARTY! Schrecklich. Gerade Techno empfand ich als belästigenden Primitivismus. Dessen Botschaft lautete: Hey, ich muß gar kein Instrument spielen können, um Musik zu machen, die Menschenmassen bewegt. Aber was für Musik kam dabei heraus? Und Menschenmassen sind mir still viel lieber.

Kunst wich zunehmend einer profitorientierten Künstlichkeit. Bedeutung wurde zunehmend durch Verkaufszahlen bestimmt. Eine mittelmäßige Band wie Oasis konnte sich mit einem halbwegs gelungenen Album als Heilsbringer gerieren, und Hand aufs Herz – wo würde eine Band wie Nirvana heute im Ranking stehen, hätte Kurt Cobain sich nicht im günstigsten Moment die Kugel gegeben? Cobain war dabei ein sympathischer und ehrlicher, seiner Defizite bewußter Charakter. „Smells Like Teen Spirit“, so verriet er, sei sein Versuch gewesen, einen Pixies-Song zu komponieren.

Die Neunziger waren eine Ehrenrunde gealterter Helden, die alsbald keine Rolle mehr spielten. Ich nenne als Beispiel den Gun Club, die Violent Femmes, die Cramps, Pixies, Lou Reed. Oder die Einstürzenden Neubauten, auf die Deutschland bis heute nicht stolz genug ist. Was nachdrängte, war in der Mehrzahl jugendlicher Leichtsinn. Die Unfähigkeit, mit Substanz zu brillieren, wurde sogleich, und das versöhnt, auch thematisiert. Der Begriff Slacker ist eine Geburt der Neunziger.

„I’m a loser, baby, why don’t you kill me?“ sang Beck, und „I’m a creep“ von Radiohead wurde zur Hymne. Kreativität ist nicht auszurotten. Sogar neue bedeutende Bands formierten sich: Neben Radiohead waren das für mich Placebo, Sigur Rós und Air. Aber alles, was kam, litt unter dem Hautgout des schon mal so oder ähnlich Dagewesenen. Popkultur als Köcheln im eigenen Saft. Kann das das Ende der Geschichte sein?

Helmut Krausser, Jahrgang 1964, wurde durch seine Romane „Fette Welt“ und „Melodien oder Nachträge zum quecksilbernen Zeitalter“ und diverse Stücke bekannt. Zuletzt erschien „Substanz: Das Beste aus den Tagebüchern“ (Dumomt). Die alte Rechtschreibung in seinem Beitrag haben wir beibehalten.

Die

Songs

Von der Redaktion ausgewählt: 50 der besten Hits und versteckten Perlen der 90er-Jahre

Sinead O’Connor

Nothing Compares 2 U

1990 Chrysalis

Hätte Songautor Prince damals selbst „Nothing Compares 2 U“ gesungen, wäre die Welt nie so verzaubert worden: von Sinead O’Connors zerbrechlichem Gesicht, das aussah wie das der kindlichen Kaiserin in „Die unendliche Geschichte“, und ihrer Wut über das Verlassen-worden-Sein. Später reichte Prince seine Version nach, hatte aber gegen die Intensität der irischen Ex-Klosterschülerin keine Chance.

Snap!

The Power

1990 Ariola

Eurodance – die 90er waren voll davon: männlicher Sprechgesang, weibliche Hooklines, in den Videos wurde auf Partys oder Karibikinseln vom Feiern und der Liebe gesungen. Negativbeispiel: DJ Bobo. Vorzeigebeispiel: „The Power“ vom Frankfurter Dancefloor-Projekt Snap! War zwar ein Plagiat diverser Songs, aber die Produzenten Münzing und Anzilotti kamen damit durch. Woher Bart Simpson seine Frisur hatte, klärte dann das Video.

The Orb

Little Fluffy Clouds

1990 Big Life

Plötzlich standen die Hinkelsteine wieder, der Himmel über den südenglischen Feldern, in Glastonbury oder Cornwall, flirrte in allen Mischmaschfarben. Ambient-Druiden-House wie dieses Stück mit dem berühmten Rickie-Lee-Jones-Sample wurde dringend zum großen Chill-out gebraucht, wenn die Techno-Nächte langsam hell wurden, die Pillen alle waren und (ab 1997) die „Teletubbies“ losgingen.

Pizzicato Five

Twiggy Twiggy

1991 Japan Columbia

„Twiggy Twiggy“ klingt wie französische Popmusik der 60er-Jahre, Jazz und Elektro-Bossa-Nova. Pizzicato Five wurden damit zu Leitfiguren der japanischen 90er-Jahre-Bewegung Shibuya-kei: Plastikkleidchen, falsche Wimpern und Pilzfrisuren, selbstverständlich alles ironisch. Easy Listening lautete die weniger hippe Umschreibung für diesen Sound, doch allein schon die Präsenz des Models Twiggy im Titel reduziert die cheesyness.

R.E.M.

Losing My Religion

1991 Warner

Vorher hätten ihn in New York nur Mittzwanziger aus dem Village erkannt, so Michael Stipe kurz nach diesem Welterfolg. „Jetzt rufen mir 60 Jahre alte Schwarze aus Uptown zu:, Yo, Mike, exzellent!'“ Wie alle großen Geheimnisse besteht auch dieses aus einem Dreieck: das melodische Mantra, die Mandoline, der mysteriöse Text mit den vielen Mitsingstellen. „Losing my religion“ ist in den US-Südstaaten übrigens ein Ausdruck dafür, wenn einem alle Gäule durchgehen.

Massive Attack

Unfinished Sympathy

1991 Virgin

Ein britischer Soldat schreibt im Internet, dass er diesen Song zum ersten Mal hörte, als er 1991 im Golfkrieg auf das Signal zum Angriff wartete. Daher treibe er ihm noch heute die Tränen in die Augen. Auch wer beim Hören nicht sein Leben riskierte, hatte das Gefühl, etwas Großem beizuwohnen, als Hip-Hop, Soul, Jazz und elektronische Musik zusammenfanden. Massive Attack entzogen der Dancefloor-Musik die Hektik und ließen sie erwachsen werden. Slint

Breadcrumb Trail

1991 Touch And Go

Der Legende nach haben Slint alle beeinflusst, die nicht allein auf Unterhaltung abzielende Rockmusik spielten. Zwischen dem Krach, dem Geschrei und der Düsterkeit dieses Songs schlagen die Herzen eines Mannes und einer jungen Wahrsagerin, die Hand in Hand Achterbahn fahren. Als sie sich verabschieden, fallen bunte Lichter auf ihr Gesicht. „But I could tell she was blushing.“ Mehr Emo braucht keiner.

Pearl Jam

Alive

1991 Epic

Auch wenn Pearl Jam mit jedem neuen Album dem Klischee „Rock-Ikone“ entkommen – so viel aufrichtiges Pathos wie in dieser allerersten Single konnten sie in keinem anderen Song unterbringen. Stone Gossards und Mike McCreadys langhaarige Gitarrenriffs münden in Eddie Vedders furioses Geheul. „Alive“ wurde zur Hymne einer Generation, die nach den hedonistischen 80ern wieder nach Inhalten dürstete.

Nirvana

Smells Like Teen Spirit

1991 Geffen

Plötzlich fragen beim Fußball Phil-Collins-Kunden nach dieser geilen neuen Band auf MTV. Ganz schön durchgeknallt, aber irgendwie … total geil! Plötzlich schwimmt auf jeder Litfasssäule dieses Baby in blue. Was läuft hier schief? Der Konjunktiv in der Rede von der perfekten Welt, in der ein toller Popsong überall Nummer eins wäre, hat ja schon seine Richtigkeit. Eine Frage hat Cobain jedoch mit ins Grab genommen: Ist sein „Nevermind“ vielleicht das aus Cohens „Chelsea Hotel“? „Well, never mind, we are ugly but we have the music.“

Ministry

Jesus Built My Hotrod

1991 Sire

Würde man das Zeug nehmen, aus dem der unbesiegbare Android in „Terminator 2“ besteht, und daraus eine Horde Hells Angels modellieren – so würden sie klingen. Metal gehorcht nicht mehr allein dem Takt des Gitarristenbizeps‘, sondern ist technoid wie Tanzmusik: Die Erleuchtung hatte Al Jourgensen, Piratentuchkopf von Ministry, im Rausch seiner Lieblingsmedizin. Der Brabbel-Leadgesang kommt hier vom Butthole Surfer Gibby Haynes.

Kyuss

Green Machine

1992 Dali

Und während von allen Seiten am Rock’n’Roll geknabbert wurde, von wehrkraftzersetzenden Indie-Typen und Industrial-Robotern, konnte es nur einen Ort geben, an dem er noch ungestört seine Eier ausbrüten konnte: in der Wüste. Kyuss aus Palm Desert, Kalifornien, ließen die Haare hängen, die Erde beben, den Blues nach versengtem Gummi riechen. Keimzelle für die großen Queens Of The Stone Age.

The Auteurs

Showgirl

1992 Hut

Luke Haines war der Misanthrop unter den Britpoppern. Hatten seine Auteurs Erfolg, verachtete er die Scheinheiligkeit der Branche. Ignorierte man seine Platten, grummelte er nur noch mehr. Der elegante Glampop von „Showgirl“ war sein Beitrag zum obskuren Duell mit Suede um die meisten Titelgeschichten zu Beginn der Welle. Suede gewannen, Haines ätzte und vergiftete den Hype – nachzulesen in seinem fabelhaften Erinnerungsbuch „Bad Vibes – Britpop und der ganze Scheiß“.

Leonard Cohen

The Future

1992 Columbia

„Give me back the Berlin wall“, singt der kanadische Jude, der einst eine „Zugabe“-grölende Meute in Berlin mit Goebbels zum Schweigen brachte: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ Auch nach Stalin, Hiroshima, Crack und Analsex verlangt der von den Frauen mehr Geliebte als Verstandene, eher heiser als sanft. Dazu tirilliert ein Gospelchor zum beschwingten Disco-Fox, bevor ein drittklassiger Möchtegern-Knopfler soliert. Wer sind Sie? „I’m the little jew who wrote the Bible.“ Große Komik.

Rage Against The

Machine

Killing In The Name

1992 Epic

Wir hatten das Gefühl, alles machen zu können. Damals, als Protest noch nicht ironisch sein musste. Wenn wir „Fuck you, I won’t do what you tell me!“ mitschrien in den Partykellern und Alternative-Schuppen, dachten wir nicht daran, dass das Lied von Rassismus handelte, sondern bezogen es gnadenlos auf uns. Wir würden uns nichts mehr gefallen lassen. Wir würden nie so werden wie … Am Montag saßen wir wieder im Deutsch-Leistungskurs.

Beck

Loser

1993 Bong Load

Von 1994 bis 1997 riefen bei Kabel Eins Menschen an, die per Telefontasten den Troll Hugo durch ein Videospiel steuerten. Gelang ihnen das nicht, sang Beck die Zeile „I’m a loser, baby.“ Nicht nur Kabel Eins, die ganze Welt tat dem Song Unrecht an und verkannte, was Beck leistete: das Songwritertum in eine Zeit zu überführen, in dem Hip-Hop, Folk, Blues, Trash und Ironie zusammengingen, auch wenn es knirschte.

Haddaway

What Is Love

1993 Coconut

Die Sketchreihe „The Roxbury Boys“, in den 90ern ein Höhepunkt bei „Saturday Night Live“, begann immer so: Drei gescheitelte Yuppies in Markenanzügen sind auf dem Weg in die Disco, um Weiber aufzureißen. Im Auto läuft höllisch laut „What Is Love“, und die Typen wippen debil grinsend mit den Köpfen. Tatsächlich wurde zu keinem Song in diesem Jahrzehnt so viel gebaggert, und das obwohl der Sänger so ratlos fragt und rastlos fleht.

Bernd Begemann

Hitler – menschlich gesehen

1993 Rothenburgsort

„Darf noch irgendjemand bleiben wenn sie rufen, Nazis raus‘?“, fragte Begemann, und zeigt einen Schnappschuss seiner Umgebung wie Paul Weller in „That’s Entertainment“. Weshalb der Jam-Song hier als Blaupause dient. „Der, Stern‘ gibt uns, Hitler – menschlich gesehen'“, bis heute, dito der „Spiegel“. Auch die Hamburger „Tilman sagt“- und „Jochen spricht“-Insider-Intertextualität gibt’s hier. Da reden die Konkurrenten Rossmy, Distelmeyer und Begemann noch miteinander.

Liz Phair

Fuck And Run

1993 Matador

„Liz Phair is a total diva“, schrieb das coole Feministinnen-Magazin „Sassy“ 1993. Die „Taz“ lobte die „atemberaubende Sicherheit im Chargieren von Frauenrollenzuschreibungen“. Und fragte: „Madonna für Lemonheads- und Nirvana-Fans?“ Verrückt, dass über diesen sexpliziten Drei-Minuten-Hit Doktorarbeiten geschrieben wurden und die „phallische Frau“ Phair nie mehr sowas divatolles hinbekam.

Tindersticks

Jism

1995 This Way Up

Das erste Album der Briten steht singulär in der Dekade. Und abgründiger und sogartiger als „Jism“ ist kein anderer ihrer Songs – und das will in diesem einzigartig vernuschelten Kosmos etwas heißen. Über sechs Minuten tremoliert die Orgel, künden Streicher von unheilbarer Seelenqual, wanken Bass und Schlagzeug einem kathartischen Ende entgegen. Staples singt die unvergessene Zeile: „The deeper I go, the further I fall.“

Wu-Tang Clan

C.R.E.A.M.

1993 Loud

Die Sahne im Titel meint: „Cash rulez everything around me“, der Refrain besingt den Dollar, der Rap erzählt von miesen Teenage-Gangster-Karrieren. Der Groove fließt cremig. Die Annahme, etwas anderes als Geld könnte die Welt regieren, ist fehl am Platz. Gegen „C.R.E.A.M.“ sieht der „If I Ruled The World“- Selbstermächtigungsoptimismus der Bürgerrechtsbewegung alt aus. Gegen das vielstimmige „schwertartige Wortgefecht“ des Clans stehen andere Rapper plötzlich einsam da.

Pavement

Range Life

1994 Matador

Krieg der Holzfällerhemden. Auch Pavement trugen ja manchmal diese Dinger und feixten, als Steve Malkmus bei einer Probe den bereits eingeübten Song plötzlich um dem berühmten Diss auf die Smashing Pumpkins und Stone Temple Pilots ergänzte. Grunge-Streber Billy Corgan fand das weniger lustig – aber Malkmus verteidigte sich klug: Er habe das Stück aus der Perspektive eines erfolglosen Gitarrentypen aus den 80ern geschrieben.

Johnny Cash

Delia’s Gone

1994 American

Heute verwundert es kaum noch, wie ein konservativer Haudegen zur Indie-Ikone aufsteigen konnte. Doch 1994 hatte Cash keiner mehr auf der Rechnung. Umso erstaunlicher war die Wiederkehr als geläuterter, unbeugsamer man in black. Rick Rubin reduzierte die Musik die akustische Gitarre und Cashs brüchiges Timbre. Im Video sah man Cash auf einem Geisterfriedhof Kate Moss zu Grabe tragen. Es dürfte ihm ein Riesenspaß gewesen sein.

Blur

Parklife

1994 Food

„Parklife“ war das Album, das dem Britpop den Pop gab, und „Parklife“ war der Song, der am deutlichsten dafür stand. Hatten sich Blur zuvor recht unoriginell durchgeschrammelt, wurde die Band nun zur Popsensation. Eine, die sich über das leicht asoziale englische Vorstadtleben lustig machte, ohne sich davon zu distanzieren. Damit war auch die Grenze zu den Widersachern gezogen. Hier die ironischen Blur, dort die größenwahnsinnigen Oasis.

Oasis

Supersonic

1994 Creation

Am 5. April 1994 schoss sich Kurt Cobain aus dem Leben, am 11. April erschien die Debütsingle von Oasis, in der Liam Gallagher singt: „I need to be myself/ I can’t be no one else.“ Dort der Typ, der nicht mehr mit sich klar kam, hier der Typ, der wusste, dass Größenwahn Größe ersetzen kann. Grunge ist tot, Britpop legt nun richtig los und sorgt dafür, dass britische Musiker Stadien und Titelseiten füllen.

Blumfeld

2 oder 3 Dinge, die ich von dir weiß

1994 ZickZack

Die ersten Zeilen, „Ein Brief von weit weg, so bist du mir nah“, hatte Distelmeyer schon einmal gesungen, 1988 auf „Was werden wir finden“ seiner ersten Band Bienenjäger. Damals zog es ihn im weiteren Verlauf zu einem „Sommer am See/Deine Haare voll Sand“; sechs Jahre später folgte der Slogan, der Hamburgs heterogene Indie-Rock-Horde für einen Moment unter einem Dach versammelte: „Wir sind politisch und sexuell anders denkend.“

Portishead

Glory Box

1994 Go Discs

Zur Kernzeile des letzten Tracks auf ihrem Debüt „Dummy“ machte Beth Gibbons „move over and give us some room“, womit „Glory Box“ plötzlich eine feministische Note bekommt: die Frau möchte nicht nur einfach eine Frau sein, sondern vor allem in Ruhe gelassen werden. Gibbons singt manisch, der Beat klingt nach Nacht und Regen, das Gitarrensolo in der Mitte gehört zu den betörendsten überhaupt.

Palace Brothers

You Will Miss Me When I Burn

1994 Drag City

Es ist eine alte Welt, in die uns diese Musik führt: Der russische Poet sitzt über der Suppe, Wölfe umschleichen die Hütte, keine Zerstreuung lenkt den Blick von der Verdammnis ab. Nur die Distanz, das Knistern der antiken Folk-aufnahmen, die flackernden Bilder der Stummfilme hatten uns bislang davon abgehalten, uns selbst in diesem Szenario zu sehen. Es brauchte einen großen Ästheten wie Will Oldham, um uns diese ferne Welt heranzuholen. Ohne Nostalgie, mit ziehendem Herz.

Underworld

Born Slippy

1995 Junior Boy’s Own

„Lager, Lager, Lager“ waren nicht einfach nur drei Bier, sondern ein Schlachtruf zum Exzess. Auf der Tanzfläche in Form von Leuchtstäben, im Film „Trainspotting“, zu dem „Born Slippy“ den Soundtrack lieferte, durch Rauschmittel jeder Art. Die britischen Kunsthochschul-Absolventen Underworld lösten mit ihrem Big-Beat-Techno-Brett einen Tornado aus, der heute noch nachhallt. 2008 machten Get Well Soon ein verkopftes Gitarrencover daraus. „Lager“ wird nur geflüstert.

The Jayhawks

Blue

1995 American

So schön wie bei Mark Olson und Gary Louris ergänzen sich nur wenige Stimmen. „Blue“ ist blauäugigster, bittersüßester Country-Pop: „Gave all of my mercy/ Gave all of my heart/ Never thought I’d miss you/ That I’d miss you so much.“ Die Jayhawks sangen mit ungeschönter Emphase, ihr Herzleid wirkte nie manieriert oder intellektuell, ihre Musik zitierte im besten Sinne Gene Clark, Big Star und die Byrds.

PJ Harvey

Down By The Water

1995 Island

„Down By The Water“ von PJ Harveys Album „To Bring You My Love“ ist von vorne bis hinten gruselig: Eine psychisch gestörte Frau erzählt davon, wie sie ihre Tochter ertränkt hat, im Hintergrund stampfen ruhelose Elektrobeats. Am schlimmsten wird es, wenn die Irre flüsternd die Fische anfleht, ihre Tochter zurückzubringen. Asiatische Horrorfilmregisseure hätten es nicht besser machen können. Der Song wurde von verschiedenen Magazinen zugleich in die Liste der schlechtesten und besten Stücke gewählt.

Radiohead

Fake Plastic Trees

1995 Parlophone

Radiohead waren stets die großen Vorwegnehmer. Mit dem Album „The Bends“ machte die Band schon 1995 das, worauf Coldplay, Embrace, Keane etc. ihre Karriere begründeten. In Songs wie „Fake Plastic Trees“ nahm sie auch ihr eigenes Meisterwerk „OK Computer“ vorweg: komplexe, getragene, eindringliche Rockmusik, die nicht viel gemein hatte mit „Creep“, jenem 90er-typischen Hänger-Song, den die Gruppe nie loswurde.

Take That

Back For Good

1995 Polydor

Bevor Robbie die Band verließ und Tausende von Herzen brach, war alles gut. Take That regierten für fünf Jahre die Boygroup-Welt, ihr größter Hit „Back For Good“ das ganze Universum. Abgesehen davon, dass es ein extrem gut geschriebener Song war, vorgetragen von hübschen Jungs, schuf er den seltenen Konsens zwischen Radiopublikum und Indie-Hörern. Der Begriff Casting – Take That waren eine professionell zusammengestellte Band – war seinerzeit noch kein Schimpfwort.

Tocotronic

Digital ist besser

1995 L’Age D’Or

Auf der Straße dachten Leute: Wie sieht der denn aus? Tocotronic wollten das so. Nölend und direkt schmettert Dirk von Lowtzow der Erwachsenenwelt in Lo-Fi-Qualität – die erste Single war eine Kassettenaufnahmen aus dem Proberaum – seinen Missmut entgegen. Dilettantismus, Wut und Hass auf die bunte Uhren tragende Spießer-Gesellschaft machten von Lowtzow, Drummer Zank und Bassist Müller zu unwilligen Königen des Indie-Pop.

Daft Punk

Da Funk

1995 Soma

Spike Jonze‘ „Da Funk“-Video über den Hundemann, der mit Gipsbein und Ghettoblaster durch New York humpelt, galt als einer der wichtigsten Clips der Dekade. Auch wenn Daft Punk jede Botschaft verweigerten, sah man das gesichtslose Duo als dringend erwünschte Brückenbauer zwischen Rock, Funk und Dance.

Teenage Fanclub

Sparky’s Dream

1995 Creation

Es hat dieses Lied wirklich gegeben. Ein Lied, dessen laute Gitarren nie so laut waren, dass sie aggressiv klangen. Weil Teenage Fanclub sie mit einer Melodie kombinierten, die alleine auch als Schlager hätte enden können. „Sparky’s Dream“ erinnert in jeder Sekunde daran, dass es okay ist, Musik einfach bloß deshalb zu hören, weil sie gefällt. Und nicht, weil sie irgendwas begründet oder sich irgendwas verweigert, oder weil der Sänger irgendwelche Drogen nimmt. Das muss man sich erstmal trauen.

Pulp

Common People

1995 Island

Der Song von der naiven Kunststudentin und ihrer versnobbt-romantischen Vorstellung eines armen Künstlerlebens fasst die goldenen Jahren des Britpop zusammen. Auf der Tanzfläche befanden sich vermutlich genau die ver- wöhnten Kunststudenten, die von Pulp in dem Song verhöhnt wurden. Jarvis Cocker thematisiert in „Common People“ das sogenannte „Slumming“: Leute halten sich an Orten auf, die eigentlich nicht ihrer Gesellschaftsschicht entsprechen. Die Studentin aus Griechenland gab es übrigens wirklich.

2Pac feat. Dr. Dre

California Love

1995 Death Row

Der Dubstepper Rusko, die Todesmetaller Faxed Head, die Grateful-Dead-Enkel von Phish und Justin Timberlake – alle haben „California Love“ gecovert. In puncto Reichweite kann es 2Pac also mit den Kali-Hymnen der Beach Boys und Eagles aufnehmen, Compton statt Malibu. Der Song ist übrigens auch die Mutter aller Autotune-Hits – dank Roger Troutmans Vocoder.

Lambchop

The Man Who Loved Beer

1996 Merge

Kurt Wagner rückte dicht ans Mikro heran, ließ seine vielköpfige Band ungeheuer leise spielen, ohne ein Instrument auszuschließen, und sprach in traurigen und weisen Worten: „And the violent man comes down on everyone.“ Erstaunlich, dass es noch keine Band geschafft hat, diese Form von Kammer-Country zu reproduzieren. Lambchop, der originärste Klang, der je aus Nashville kam.

Fugees

Fu-Gee-La

1996 Ruffhouse

„Ooo La La La“ schallte es durch die Diskos, und „Fu-Gee-La“ sprengte die Grenzen zwischen Rap, Reggae und Soul. Lauryn Hill, Wyclef Jean und Pras Michel waren das Hip-Hop-Dreamteam, und auch heute noch ist ihr Stil-Mix einzigartig. Der Song fühlt sich an wie eine Party im Dschungel, mit „lyrics fast like Ramadan.“ Damit endete die Geschichte, weil die Herren keine Lust mehr auf Lauryn Hills Divenhaftigkeit hatten.

Bis

Kandy Pop

1996 Chemikal Underground

„Manda Rin hat eben den Führerschein bestanden“, blendete „Top Of The Pops“ als interessanten Untertitel ein, als die Schülerband aus Glasgow im Frühjahr 1996 in der Show auftrat. Dabei sah Sängerin Manda eher aus, als sei sie gerade auf dem Spielplatz gestürzt und versuche mit geballten Fäustchen, nicht süß zu sein. Die Geister schieden sich an diesem Manga-Indie-Extrem. Was auch zeigte, wie viele angebliche Freigeister wohl doch lieber fitte Männer mit Gitarren sehen wollten.

The Prodigy

Firestarter

1996 XL

Alles an diesem Video war verstörend. Der teuflische Blick von Keith Flint, sein zweigeteilter Irokesenschnitt, die Tieraugen-Kontaktlinsen von DJ Maxim. „I’m the trouble starter“, keifte Flint, die Worte hatten sich lange aufgestaut, und nach dem Acid-Fieber kam hier der Jungle-Schock. Manche Eltern standen so unter Hypnose, dass sie ihre Kleinkinder in voller Flint-Montur zum Konzert schleppten.

Nas feat. Lauryn Hill

If I Ruled The World (Imagine That)

1996 Columbia

Keine Eifersucht, keine Cops. Armani für alle, Freiheit für die politischen Gefangenen, Loretta King als Bürgermeisterin und: Alle Zellen öffnen in Attica, alle rüber nach Afrika. Das Regierungsprogramm von Nas beginnt mit „Imagine“, im Geiste Lennons. „Free as a bird“ soll jeder Mensch sein, das war James Browns Idee in seinem „If I Ruled The World“. Es kam anders. Im September 1996 wurde Tupac ermordet, im März darauf Biggie Smalls. Und James Brown saß im Knast.

Belle & Sebastian

The State I Am In

1996 Electric Honey

Viele von Stuart Murdochs frühen Songs hätten auch Romane sein können, an Personal und Handlung fehlt es nicht. „The State I Am In“ ist der Bericht eines jungen Mannes auf der Suche nach Liebe und Sinn – eine Geschichte, die sonst nur Morrissey hätte schreiben können. Der schickt im ähnlich gesinnten „Half A Person“ seinen Protagonisten zur Y.M.C.A., Murdoch dagegen konsultiert im Beichtstuhl einen Priester: „He took all of my sins/And he wrote a pocket novel.“

The Verve

Bitter Sweet Symphony

1997 Hut

Dieser Song war eine Warnung, die keiner beachtete. Sie lautete: „Es ist okay, ein Sample zu benutzen, selbst wenn man es von der Orchesteraufnahme eines Stones-Stücks übernommen hat und deshalb alle Rechte an dem Werk verliert. Aber solltet ihr das Geigensample nur nehmen, um ein schlechtes Lied zu retten: Lasst es lieber.“ Was bei „Bitter Sweet Symphony“ passte, passte danach fast nie mehr.

Cornershop

Brimful Of Asha

1997 Wiiija

In über 1000 Bollywoodfilmen singt Asha Bhosle ihre Lieder. Dabei wird sie von ihrer älteren Schwester Lata Mangeshkar unterstützt. Beiden singt Tjinder Singh mit seiner Band Cornershop hier ein Denkmal. Außerdem feiert „Brimful“ große Primitive wie Jacques Dutronc, Marc Bolan und das Reggae-Label Trojan. In den Händen des Remix-Populisten Norman Cook musste das eine Nummer eins werden.

Bob Dylan

Not Dark Yet

1997 Columbia

Dunkel ist’s noch nicht, aber das wird schon noch. Und wenigstens die Schatten bewegen sich beim Längerwerden, in einer Welt, in der sonst fast alles zum Stillstand kommt. Das Stück auf Dylans Rückkehrplatte „Time Out Of Mind“, bei dem man sich am wenigsten zu atmen traut – und sich doch wundert, warum die angeblich bittere Altmännerbilanz von so märchenhaften Gitarren und Ätherklängen umsummt wird. Irgendwas stimmt da nicht.

Elliott Smith

Miss Misery

1997 Capitol

Elliott Smith sang das Lied bei der Oscar-Verleihung 1998 zwischen den Auftritten der galaerprobten Blondinen Trisha Yearwood und Celine Dion. Er hatte den weißen Anzug an, den er auch im Video trug, schwitzte darin und schaute während der gut zwei Minuten auf seine Gitarrenfinger statt ins Publikum. Es gewann „My Heart Will Go On“. Und Smith spielte „Miss Misery“ später nur noch sehr ungern.

Lucinda Williams

Car Wheels On A Gravel Road

1998 Mercury

So manch rootsbeflissener Kritiker hatte im Jahr 1998 den Eindruck, der kosmische Geist von Gram Parsons wäre in Lucinda Williams gefahren. Ob „Car Wheels On A Gravel Road“ und die gleichnamige Platte nun die wegweisende Americana-Pastiche waren oder doch nur ziemlich guter Country-Rock, darüber streiten sich weiterhin Puristen und Erbsenzähler. Fest steht, dass Williams mit diesem Song zur großen Ahnengalerie aufschloss.

Elvis Costello & Burt Bacharach

This House Is Empty Now

1998 Mercury

Buddy Hollys Brille tragen, sich nach dem King und dem „Eiskalten Engel“ nennen, mit Gott und der Welt Studio und Bett teilen, in allen Genres daheim sein – falsche Bescheidenheit ist nicht das Problem von Elvis Costello. Falsche Entschiedenheit dito. 1998 ist Bacharach reif. Der König des Salonpop und der König des Alleskönnens. Solche Gipfeltreffen haben immer was von Malen nach Zahlen. Ohne Gitarrensolo wäre das hier in den Top 7 der Songs über leere Häuser.

Destiny’s Child

Say My Name

1999 Columbia

Die Leute hätten sagen können: Nein, das kaufen wir nicht. Wir wollen nicht, dass der Soul in der Soulmusik durch Produktion ersetzt wird. Wir wollen nicht, dass alles aus dem Computer kommt, die Geigen, das Schlagzeug, die komischen anderen Geräusche. Doch „Say My Name“ wurde zu einem der erfolgreichsten Songs von Destiny’s Child. Und Produzent Rodney Jerkins machte von Jennifer Lopez bis Britney Spears alle so steril wie möglich.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates