Coldplay-Sänger Chris Martin hatte als Jugendlicher Angst, schwul zu sein

In einem intimen Interview mit der US-Ausgabe des ROLLING STONE redete Coldplay-Sänger Chris Martin über seine Sexualität und künstlerische Zweifel.

Coldplay machen sich nach der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Everyday Life“ rar. Es gibt erst einmal keine Tour, dafür nur vereinzelte Konzerte in besonderem Ambiente. Auch Interviews meiden die als scheu geltenden Musiker so gut es geht. Eine Ausnahme machte Chris Martin für ROLLING-STONE-Gründer Jann S. Wenner.

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In einem ausführlichen Video-Interview in New York sprach der Sänger offen über Religion, seinen künstlerischen Antrieb, Unsicherheiten und den Platz von Coldplay in der heutigen Welt sowie, erstmals wohl in dieser Form so ausführlich, über seine Sexualität.

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Die Gründe, eine Band und schließlich Coldplay (die zunächst noch Starfish hießen!) zu gründen, geht demnach vollständig in seine Teenagerzeit zurück. Martin kämpfte darum, sich in einem Internat zurechtzufinden und stellte seine Sexualität in Frage. Das führte zu einer „schrecklichen Unruhe“.

Chris Martin:

„Als ich ins Internat ging, nahm ich alles erst mal auf die leichte Schulter, hüpfte ein wenig, und ich war auch sehr homophob, weil ich mir sagte: ‚Wenn ich jetzt schwul bin, dann bin ich für alle Ewigkeit im Arsch.'(…) Ich war noch ein Kind und auf der Suche nach meiner Sexualität. Ich sagte mir: ‚Vielleicht bin ich schwul, vielleicht bin ich das, vielleicht bin ich das, vielleicht bin ich das, ich kann das doch nicht sein. Ich hatte echt Angst.“

Religiöse Erziehung führte zu Angst vor Homosexualität

Lange Zeit wurde er von seinen „Hardcore“-Klassenkameraden beleidigt, manchmal auch gedemütigt. Inzwischen habe er aber das Gefühl, so der Sänger, dass auch diese Typen ihr „Ding durchgemacht“ hätten. „Einige Jahre lang hörte ich immer wieder Sätze wie ‚Du bist definitiv schwul‘, und das auf sehr aggressive Weise“, so der 42-Jährige. „Es war einige Zeit wirklich seltsam.“

Der Exmann von Gwyneth Paltrow sagte auch, dass seine religiöse Erziehung ihn dazu gebracht habe, Homosexualität für „falsch“ zu halten, was vielleicht auch erst zu den Sorgen um seine Sexualität geführt habe. Skepsis gehörte aber nach wie vor zur Tagesordnung. Auch nach den ersten beiden Alben „Parachutes“ und „A Rush Of Blood To The Head“, die Coldplay schnell den Durchbruch brachten, wollte sich kaum Beruhigung einstellen, sagte Martin im Interview mit ROLLING STONE.

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Der Anspruch, die größte Band der Welt zu werden, führte laut Martin auch zu falschen kreativen Entscheidungen. So gab der Coldplay-Frontmann zu, dass ihr drittes Album „X&Y“ aus seiner Sicht „nicht ganz in Ordnung“ war, dennoch wurde es in der Form veröffentlicht. In den letzten Jahren wuchsen Coldplay zur Stadionband heran, setzten während ihrer „A Head Full Of Dreams“-Tour in zwei Jahren mehr als 500 Millionen US-Dollar um. Inzwischen habe man sich aber von jedem Druck befreit, was zu ihrem experimentellen Doppelalbum „Everyday Life“ führte (das die schaurigen letzten drei LPs hoffentlich für immer verbannen kann)

Auf den neuen Songs gehe es auch um Klarheit. „Es ist das erste Mal, dass wir wirklich gesagt haben, was wir über einige Dinge denken“, so Martin. „Und die Lieder sollen einfühlsam sein, es ist ein wenig ungefiltert. Es ist sogar völlig ungefiltert und stattdessen sehr roh und klar. Alles, was wir jetzt noch tun müssen, ist der Muse zu folgen.“

Das vollständige RS-Video-Interview mit Chris Martin finden Sie HIER.

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