Drachen statt Dur

SARAH „MIMI“ MÜLLER- Westernhagen ist mehr als bloß Tochter. Sie malt, näht, singt, spielt, komponiert, produziert und performt. Und obwohl sie sich in Beziehungsfragen als „Wrack“ bezeichnet, ist die Liebe das große Thema ihres neuen Albums „Nothing But Everything“ – das musikalisch experimenteller und selbstbewusster als ihr Debüt ausfällt. Dafür ist primär MiMis Freund verantwortlich: Der lebt in Berlin und entführte die introvertierte Frau in elektronische Sphären, in denen man seiner Persönlichkeit angeblich freien Lauf lassen kann. Deshalb findet die Elektronik auf MiMis zweitem Album ihren Platz, neben Rock’n’Roll, gedimmtem Pop und einem gesungenen Tagebuch, das eine neugewonnene Selbstsicherheit festhält.

Insider-Tipp oder Chartsstürmer? Ich stehe überhaupt nicht auf diese Money-Making-Strategien, sondern auf Tiefgang und künstlerischen Anspruch. Deshalb Geheimtipps, die sind weitaus wertvoller als Massenware.

Prinzessinnen oder Drachen?

Drachen natürlich! Ich würde gern einen als Haustier halten, bei einer Prinzessin wäre das echt seltsam. Es ist wie mit der Frage nach Barbies oder Autos: Autos sind nützlicher. Man kann sie zum Beispiel als Rollschuhe benutzen. Auf Tour oder im Studio?

Die Menschen zu sehen, die meine Musik hören, sie zu unterhalten, für sie zu spielen -das ist natürlich ein ganz besonderes Geschenk, aber es macht mir fürchterliche Angst, auch wenn ich zunehmend sicherer werde. Weil ich es so sehr liebe, Dinge entstehen zu lassen, liebe ich das Studio mehr als alles andere auf der Welt.

Ein Glas Wein oder einen Joint?

Ich trinke eher ein Glas Wein am Abend, wie ein alter Mann. Meine Mutter sagte einmal etwas sehr

Wahres über das Kiffen: „Marihuana ist eine entzückende Sache, solange es dich nicht auf den falschen Zug aufspringen lässt.“ Da ist einfach so viel dran. Deshalb halte ich mich davon fern.

Moll oder Dur?

Als der damalige Freund meiner Mutter mir einen A-Moll-Akkord vorspielte, habe ich mich in die Gitarre verliebt. Ich wollte sie ihm aus der Hand reißen und den Akkord selbst spielen, denn er regte meine Fantasie so sehr an. Da war ich sechs Jahre alt und total traurig, dass meine Hände zu klein waren. Zum Geburtstag bekam ich dann eine Kindergitarre und spielte ausschließlich Moll-Akkorde, weil sie wunderschön sind.

Wusstest du, dass man so gut wie jeden Song auf den Akkorden Am-G-F-E spielen kann?

Ja, das ist wahr, und ich finde es beeindruckend. Da gibt es doch auch dieses YouTube-Video einer Band, die auf dieser Akkordverbindung Songs jeder Dekade spielt. Eine verrückte Sache! Musik kann einfach immer wieder überraschen.

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