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Glen Campbell: 10 Fakten über den „Rhinestone Cowboy“-Sänger

Glen Campbell sollte Eddie van Halen Gitarren-Nachhilfe geben, vertrat Brian Wilson bei den Beach Boys – und gab im Kino, neben John Wayne, den Cowboy. Zehn wichtige Fakten zu Glen Campbell.

01. Die Geschichte hinter „Rhinestone Cowboy“

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Campbell hörte „Rhinestone Cowboy“, in der Version von Larry Weiss (der den Song auch geschrieben hatte), zum ersten Mal 1974 auf Tour in Australien. Zurück in den USA, traf er seinen A&R-Manager und sagte, er habe den perfekten Song gefunden, den er gerne als nächstes aufnehmen würde. Bevor Campbell näher ausführen konnte, um welches Stück es sich handelte, verkündete der A&R-Manager, dass er ebenso den perfekten Song aufgetan habe. Als er Campbell das Goldstück vorspielte, musste dieser breit grinsen: Es war tatsächlich „Rhinestone Cowboy“. Man war sich also einig.

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„Rhinestones“ nennt man die Fake-Edelsteine, die gerne auf Country-Mode appliziert sind – sie glitzern so schön auf der Bühne! Countrysänger David Allan Coe trug gerne mit „Rhinestones“ besetzte Hemden und hatte daher den Spitznamen „Rhinestone Cowboy“ verliehen bekommen – 1974 veröffentlichte er sogar ein Album mit dem Titel „The Mysterious Rhinestone Cowboy“. Larry Weiss hatte ihm seinen Song angeboten, aber Coe fühlte sich nicht wohl bei dem Gedanken, eine Ode an sich selbst zu singen, also lehnte er ab. Campbell hingegen bezeichnete „Rhinestone Cowboy“ als einen der besten Songs, die er je singen durfte. Es war ein Nummer-1-Hit für ihn und verschaffte ihm drei Grammy-Nominierungen. In den letzten Jahren seiner Karriere änderte er die Zeile „I’ve been walkin‘ these streets so long / Singin‘ the same old song“ in „I’ve been walkin‘ these streets so long / Singin‘ some good old song“ – als Hommage an die Songs, die ihn erst zum Star gemacht hatten. Campbell performte „Rhinestone Cowboy“ auch bei den Grammy Awards 2012, wo er für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Wohlverdient.

02. Campbells Hit-Schreiber: Jimmy Webb

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Mit 14 hatte Jimmy Webb aus Oklahoma seine erste Single gekauft, „Turn Around, Look At Me“ von Glen Campbell. Er war so beeindruckt von dem Stück, dass er fortan selbst Lieder schreiben wollte. Als Webb ein paar Jahre später das College schmiss, um in L.A. sein Glück als Songwriter zu versuchen, drückte sein Vater ihm 40 Dollar in die Hand und sagte nur: „This songwriting thing is going to break your heart.“ Mit 21 hatte Webb bereits 8 Grammys gewonnen, u.a. für seinen Song „By The Time I Get To Phoenix“ – gesungen von Glen Campbell. Die erfolgreiche Zusammenarbeit setzte sich fort: „Galveston“, eine Art Anti-Kriegs-Lied über einen amerikanischen Soldaten, der in den Vietnamkrieg zieht, aber lieber daheim in Galveston wäre (natürlich wegen einer Frau), wie auch die wunderbare Einsamkeits-Hymne „Wichita Lineman“ (später zahlreich gecovert, u.a. von R.E.M., Johnny Cash, James Taylor und Ray Charles) wurden große Hits für Campbell.

03. Sessionmusiker für Sinatra und Elvis

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Campbell war Mitglied der Wrecking Crew, jenem legendären Kollektiv an Studiomusikern, das in Los Angeles unzählige Aufnahme-Sessions begleitete. Der Name entstammte der Skepsis der älteren Sessionmusiker, die Bedenken hatten, die jungen Kollegen könnten möglicherweise nicht kompetent genug sein und die Aufnahmen ruinieren („wrecking“ = „versauend, zerstörend“). Schlagzeuger Hal Blaine hatte gegenüber einer Studiosekretärin sich und seine Musiker-Kollegen augenzwinkernd als „The Wrecking Crew“ bezeichnet – der Name blieb.

Glen Campbell wirkte zusammen mit diesem Kollektiv an unzähligen Aufnahmen mit. Unter anderem spielte er Gitarre auf Frank Sinatras „Strangers In The Night“, auf dem Soundtrack zum Elvis-Presley-Film „Viva Las Vegas“ (Campbell hatte den King 1957 zum ersten Mal live gesehen und seine Bühnenpräsenz sofort als „elektrisierend“ empfunden – er habe ein Charisma wie John Wayne gehabt), auf „Everybody Loves Somebody“ von Dean Martin, auf Ricky Nelsons „Hello Mary Lou“, auf „I’m A Believer“ von den Monkees oder auch auf dem von Phil Spector produzierten „You’ve Lost That Lovin‘ Feelin’“ von The Righteous Brothers. Um nur ein paar zu nennen.

04. Aushilfs-Beach-Boy

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Am 24. Dezember 1964 gab Glen Campbell in Houston, Texas, ein ganz besonderes Debüt – als Aushilfs-Beach-Boy. Er sprang für den unpässlichen Brian Wilson ein, spielte auf dieser Beach-Boys-Tour Bass und ließ seinen schönsten Falsett-Harmoniegesang erklingen. Mike Love und Carl Wilson hatten ihn immerhin einen Tag vorher angerufen. Campbell war sofort dabei – schließlich hatte er als Session-Musiker u.a. auf dem im gleichen Jahr erschienenen Album „Shut Down Vol. 2“ bereits mit ihnen zusammengearbeitet (Campbell spielte u.a. die Leadgitarre auf „Fun, Fun, Fun“). Dass er den einen oder anderen Songtext nicht drauf hatte, ließ sich Dank kreischender Erste-Reihe-Girls trefflich vertuschen.

Während Campbell zu dieser Zeit bereits sein drittes Album („The Astounding 12-String Guitar Of Glen Campbell“) veröffentlicht hatte, aber immer noch auf seinen ersten Chart-Erfolg wartete, hatten The Beach Boys mit „I Get Around“ gerade ihre erste Nummer 1. Nach vier Monaten übernahm Bruce Johnston Campbells Part als Brian-Wilson-Ersatz, aber Campbell hatte sich mehr als empfohlen und durfte auch weitere Beach-Boys-Alben, u.a. das epochale „Pet Sounds“, mit seiner „Astounding 12-String Guitar“ bereichern.

05. Der doppelte Grammy-Gewinner: „Gentle On My Mind“

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Bei den Grammy Awards 1968 räumte „Gentle On My Mind“ gleich doppelt ab: In der Originalversion von John Hartford, der den Song auch geschrieben hatte, und in der Interpretation von Glen Campbell, der das Stück auch als Titelmelodie seiner von Januar 1969 bis Juni 1972 auf dem amerikanischen Sender CBS ausgestrahlten TV-Show „The Glen Campbell Goodtime Hour“ verwendete – wo Hartford wiederum in 21 von 32 Folgen zur Studioband gehörte.

Unter anderem empfing Campbell folgende Gäste in seiner Show: The Beatles, John Wayne, Ray Charles, Liza Minnelli, Dean Martin, Willie Nelson, Linda Ronstadt, Neil Diamond, The Monkees, Barbara Eden, The Righteous Brothers, Stevie Wonder (legendär: die gemeinsame Coverversion von Bob Dylans „Blowin‘ In The Wind“), Peggy Lee, Caterina Valente, Tom Jones.

Glen Campbell & Stevie Wonder covern „Blowin‘ In The Wind“ von Bob Dylan:

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06. An der Seite von John Wayne

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John Wayne wählte Glen Campbell höchstpersönlich aus, an seiner Seite im Western „True Grit“ (1969, deutscher Titel: „Der Marshall“) die Rolle des großspurigen Texas Ranger La Boeuf zu übernehmen. Wayne gewann für den Film seinen einzigen Oscar (überreicht von der Vorjahressiegerin Barbra Streisand), Campbell war für den Titelsong „True Grit“ für einen Grammy in der Kategorie „Bester Song“ nominiert.

Der Preis ging allerdings an ein Stück aus einem anderen Western, „Butch Cassidy And The Sundance Kid“ (deutscher Titel: „Zwei Banditen“): Das von Hal David und Burt Bacharch komponierte „Raindrops Keep Falling On My Head“ gewann den Award. Eigentlich hätte es von Bob Dylan gesungen werden sollen, aber er hatte abgelehnt. Ein Ersatz wurde in B.J. Thomas gefunden – „Raindrops Keep Falling On My Head“ blieb dessen einziger großer Hit.

07. Best Buddies: Glen Campbell & Alice Cooper

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In musikalischer Hinsicht hätte man wohl kaum vermutet, dass Glen Campbell und Alice Cooper beste Kumpels waren. Cooper betonte in einem Interview kurz nach Campbells Tod, wie groß dessen Ansehen als Gitarrenvirtuose nicht nur unter Country-, sondern auch unter Rockmusikern war – selbst in diesen Kreisen galt Campbell als einer der Top-5-Gitarristen. Eddie van Halen bat Cooper sogar einmal darum, für ihn eine Gitarrenstunde mit Campbell zu arrangieren. Aber die beiden verband nicht nur die Musik, sondern auch ein sportliches Hobby: Cooper und Campbell gingen regelmäßig zusammen Golf spielen, meistens holte Cooper seinen Kumpel ab.

Als Campbell einmal am Steuer saß und nach dem Golfen erheblich zu schnell in Richtung eines Fast-Food-Restaurants abbog, flogen die beiden fast aus der Kurve und wurden mit entsprechendem Achterbahn-Gesicht geblitzt. Das äußerst sehenswerte Foto hängt seitdem stattlich vergrößert auf der Polizeistation von Paradise Valley, Arizona.

08. Überraschende Cover-Versionen

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Auf „Meet Glen Campbell“ (2014) überraschte er mit einer Auswahl an Cover-Songs, die man im Zusammenhang mit Campbell ebenso wenig vermutet hätte, wie eine Freundschaft  mit Alice Cooper. Unter anderem interpretierte er „Times Like These“ von den Foo Fighters und „Good Riddance (Time Of Your Life)“ von Green Day. Etwas naheliegender waren da seine Versionen von Travis‘ „Sing“ (Campbells zweiter Vorname war übrigens Travis), „All I Want Is You“ von U2 oder auch „Walls“ von Tom Petty & The Heartbreakers, einer der Höhepunkte des Coveralbums.

Im Rahmen der Promotion für „Meet Glen Campbell“ war er bei „The Chris Isaak Hour“ zu Gast – ein letzter fulminanter, fast einstündiger TV-Auftritt. In Gesprächen und Songs ließen Isaak und Campbell dessen gesamte Karriere Revue passieren: Von seiner Kindheit in einfachsten Verhältnissen auf einer Farm in einem Städtchen in Arkansas mit dem charmant euphemistischen Namen Delight, über seine Sessions mit Frank Sinatra bis hin zum damals aktuellen Album.

09. Sein letzter Song war sein persönlichster

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In „I’m Not Gonna Miss You“, dem letzten Song, den Campbell aufgenommen hat (im Januar 2013, natürlich gemeinsamen mit seiner Wrecking Crew), thematisierte er seine Alzheimer-Erkrankung. Die Erkenntnis war bitter, aber in gewisser Hinsicht auch tröstlich: Wenn er seine Lieben nicht mehr erkennen kann, kann er sie wenigstens auch nicht vermissen. Er schrieb den Song, der auch ein letztes Liebeslied an seine Frau Kimberly war, gemeinsam mit seinem langjährigen Produzenten Julian Raymond. Der Entstehungprozess ist im bewegenden Dokumentarfilm „I’ll Be Me“ von Regisseur James Keach (auch Produzent des Johnny-Cash-Biopics „Walk The Line“) festgehalten worden.

„I’m Not Gonna Miss You“ wurde 2015 für einen Oscar in der Kategorie „Bester Filmsong“ nominiert und gewann im gleichen Jahr einen Grammy als „Bester Countrysong“. Campbell nahm die Ehrung seines letzten Songs nicht mehr bewusst wahr – er lebte seit April 2014 in einem Pflegeheim in Nashville und konnte sich nicht mehr an seine Karriere erinnern. „I’m still here, but yet I’m gone / I don’t play guitar or sing my songs / They never defined who I am / The man that loves you ‚til the end / You’re the last person I will love / You’re the last face I will recall / And best of all / I’m not gonna miss you.“

10. Tribute von John Mayer

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An jenem 8. August 2017, an dem Glen Campbell in Nashville von seinem Alzheimer-Leiden erlöst wurde, hatte John Mayer abends einen Auftritt in der Stadt. Während des Konzertes kündigte er an, das nächste Stück „with more love than precision“ zu spielen, und erklärte, es sei sein „favourite song in the world“. Und es sei ihm egal, ob er das Stück jetzt richtig oder falsch spiele, er müsse es einfach spielen, als Hommage an Glen Campbell. Es war „Gentle On My Mind“.

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