Kate Tempest: Droh-Mails sorgten für Konzert-Absage in Berlin

Eigentlich wollte die Sängerin und Autorin am 06. Oktober in der Berliner Volksbühne eine Sondervorstellung geben. Doch die wurde nun abgesagt.

Mit Orchester wollte Kate Tempest eine einmalige Aufführung ihrer großartigen Platte „Let Them Eat Chaos“ aufführen. Fast 2.000 Karten sollen bereits verkauft gewesen sein. Dann wie aus heiterem Himmel die Absage – zunächst ohne Begründung. Nun hat die Sängerin über ihr Management in einer Pressmitteilung die konkreten Gründe mitteilen lassen, warum der Gig geplatzt ist.

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Demnach erhielt die 31-Jährige nach der Ankündigung des Konzerts heftige Anfeindungen von Gegnern des BDS-Umfelds. BDS (steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen) sind palästinensische Aktivisten, die erreichen wollen, dass Israel seine Palästina-Politik überdenkt. In der Pressemitteilung der Volksbühne heißt es: „Wir erhalten weiterhin persönliche Drohungen via E-Mail oder sozialer Netzwerke und das ist keine akzeptable Umgebung, um unser Konzert zu präsentieren. Kate will in einer derartig aggressiven Atmosphäre nicht auftreten und ich will kein weiteres Risiko über ihre mentale Gesundheit oder die Sicherheit unseres Teams eingehen.“

Boykott Israels

Kate Tempest, selbst jüdischer Abstammung, hatte sich in der Vergangenheit dem kulturellen Boykott Israels angeschlossen – wie viele andere Musiker auch. Wie die Rapperin gegenüber der „Zeit“ in einem Interview klarmachte, war der Auftritt in Berlin gedacht, „um darauf aufmerksam zu machen, welchen Horror Migrantinnen und Migranten auf der Suche nach einem besseren Leben durchmachen müssen“. Tempest bedauert, dass dadurch nun ein „politischer Spielball“ geworden sei und dass der Gig deshalb aus Sicherheitsgründen entfallen muss. Vor dem Konzert wurde sie mehrfach wegen als „Antisemitin“ bezeichnet.

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Vor einiger Zeit hatte sich die Musikerin solidarisch mit „Artists For Palestine“ gezeigt, einer Schwesterorganisation der palästinensischen BDS-Aktivisten, wie „Laut.de“ berichtet. Weil die Organisation dafür sorgte, dass zahlreiche arabische Musiker nicht beim  Pop-Kultur-Festival in Berlin aufgetreten sind (und auch weil die Aktivisten mit antisemitischen Parolen auf sich aufmerksam machten), gab es scharfe Kritik des Berliner Senats. Dieser Konflikt kulminierte nun in der Konzert-Absage Kate Tempest.

Ein weiterer bedauerlicher Zwischenfall eines hochpolitischen Diskurs-Gefechts, das zuletzt auch Radiohead auszutragen hatten. Die britische Band war in Tel Aviv aufgetreten und wurde dafür zuvor von Musikern wie Roger Waters und Thurston Moore scharf kritisiert und aufgefordert, den Gig zu streichen.

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Artikels war nicht eindeutig klar, dass Sängerin Kate Tempest von Gegnern des BDS-Umfelds Droh-Mails erhielt und verunglimpft wurde.

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