Paul Weller verklagt Steuerkanzlei – wegen Palästina-Statement!

Paul Weller verklagt seine Steuerkanzlei wegen Diskriminierung, nachdem sie ihm wegen seiner Gaza-Äußerungen via WhatsApp (!) gekündigt hatte.

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Paul Weller verklagt seine Steuerkanzlei wegen Diskriminierung. Diese stellte die Zusammenarbeit mit dem Musiker ein, nachdem er gesagt hatte, Israel begehe einen Völkermord in Gaza.

Der militärische Konflikt zwischen Israel und der Hamas dauert noch immer an und die Hungersnot in Palästina verschärft sich vor den Augen der Welt kontinuierlich. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seit Oktober 2023 mindestens 62.004 Palästinenser:innen getötet.

Israels Regierung unter Benjamin Netanyahu weist die Vorwürfe des Völkermords zurück und bestreitet, Kriegsverbrechen begangen zu haben.

Musiker kritisieren Israel für Gaza-Politik

Immer mehr Prominente nutzen ihre Bekanntheit, um auf die gefährliche Lage im Nahen Osten hinzuweisen. Paul Weller gehört zu jenen, die sich öffentlich zur humanitären Katastrophe in Gaza positionierten. Zuletzt spielte der Brite ein Konzert mit einer Palästina-Flagge über seinem Gitarrenverstärker und brachte auch sonst häufig seine Unterstützung für Palästina zum Ausdruck.

Er sei „gegen Völkermord und ethnische Säuberungen“, wie er nicht müde wird zu betonen. 2024 trat er bei dem „Gig For Gaza”-Event in der Brixton Academy neben unter anderem Kneecap, Primal Scream und Paloma Faith auf. Bei der Show wurden über 125.000 £ (ca. 145.000 €) für Hilfsmaßnahmen gesammelt und gespendet. Im Oktober wird Weller erneut bei „Gig for Gaza“ im Londoner TROXY dabei sein.

Harris & Trotter beenden Verhältnis

Bisher störte sich niemand an Wellers politischer Positionierung. Niemand, bis auf seine Steuerkanzlei Harris & Trotter. Diese stellte nach über 30 Jahren Zusammenarbeit recht überraschend ihre Dienste für Weller ein, nachdem dieser öffentlich erklärte, Israel begehe einen Völkermord im Gazastreifen.

Die Nachricht über die Beendigung des Verhältnisses erreichte den 67-Jährigen jedoch nicht in einem offiziellen Schreiben, sondern in einer kurzen Textnachricht via WhatsApp. In dieser begründete ein Partner der Kanzlei den Schritt damit, dass sie nicht mit jemandem arbeiten könnren, der „anti-israelische Ansichten“ äußere. Jeder habe das Recht auf seine eigene Meinung, hieß es weiter, doch die jüdischen Wurzeln der Firma und ihrer Partner seien mit den politischen Ansichten des „Godfather of Britpop“ nicht vereinbar.

Für Weller stellt die Beendigung des Vertragsverhältnisses aufgrund seiner politischen Gesinnung einen klaren Fall von Diskriminierung dar. Nun kündigte er an, juristisch dagegen vorzugehen und alle finanziellen Erlöse an Hilfsorganisationen im Küstenstreifen zu spenden.

„Ich bin der Meinung, dass die Menschen [in Gaza] ein Recht auf Selbstbestimmung, Würde und Schutz gemäß dem Völkerrecht haben, und ich glaube, dass Israel einen Völkermord an ihnen begeht. Das muss deutlich benannt werden“, so der Sänger. Er fügte außerdem hinzu: „Diejenigen zum Schweigen zu bringen, die diese Wahrheit aussprechen, ist nicht nur Zensur – es ist Mittäterschaft“.

Künstlerische Positionierung im gesellschaftlichen Spannungsfeld?

Der Konflikt zwischen Harris & Trotter und dem ehemaligen Bandaid-Gitarristen ist damit auf einer politischen Ebene angelangt: Hier geht es nicht nur um einen Konflikt zwischen Vertragspartnern, sondern um die Frage der freien Meinungsäußerung innerhalb der Musikindustrie.

Wer sich für Palästina ausspricht, wird auf die ein oder andere Weise sanktioniert — das zeigt sich etwa auch an den zivilen Protesten in den USA. Weller betont deutlich den zunehmenden Druck öffentlicher Persönlichkeiten, allen voran Musiker:innen, Schauspieler:innen und Sportler:innen, sich mehr oder minder gesellschaftskonform zu zeigen: „Wir beobachten zunehmend Bemühungen, diejenigen zu marginalisieren, die sich solidarisch mit der Bevölkerung von Gaza zeigen.“

In den letzten Monaten äußerten sich immer mehr Stars zur katastrophalen Lage in Palästina und fordern ein Ende des Kriegs. Ob die Klage gegen Wellers Steuerkanzlei Folgen für andere Pro-Palästina-Künstler:innen hat, wird sich zeigen.