Ed Sheeran Divide



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Ed Sheeran ist ein freundlich-umgänglicher Typ, der an einen Hobbit erinnert. Fernab jedenfalls von jenen Glamourgestalten des Pop, die stets auf allen Newskanälen vorkommen. Gleichzeitig schlug die Veröffentlichung seines dritten Albums (dessen Titel, „Di­vide“, also „geteilt durch“, wieder ein mathematisches Symbol ist) schon im Vorfeld enorm hohe Wellen. Seine Plattenfirma sprach unbescheiden von einer der „weltweit wichtigsten Veröffentlichungen des Jahres“ und warf mit Rekordzahlen um sich: Die Vorab­singles „Shape Of You“ und „Cas­tle On The Hill“ waren in 128 Ländern auf Platz eins bei ­iTunes, beide Songs wurden bereits am ersten Tag 13 Millionen Mal bei Spotify angehört – 2017 scheint dem Meister der Knuddelzone zu gehören.

Straßenmusikerschmelz

Entsprechend offiziös gestaltete sich das Abhören der Platte, das im Konferenzsaal eines Berliner Nobel­hotels stattfand. An den Blicken der Kollegen unter Kopfhörern war unschwer zu erkennen, dass sich die meisten die Frage stellen: Was ist dran an diesem 25-Jährigen aus dem ostenglischen Suffolk? Klare Antwort: Die perfekte Mischung macht’s und der unbedingte Wille zum „If You Leave Me Now“ der Jetztzeit. Aus den früheren Emo­balladen mit Straßenmusiker­schmelz ist unter der Ägide von Ober­produzent Benny Blanco (Rihanna, The Weeknd) und weiteren Studio-Marshalls ein variantenreiches Hit-Medley geworden. Schon im Eingangssong, „Eraser“, verbindet Sheeran sein Gitarrenpicking mit Rap-Zeilen. In „Galway Girl“ gelingt ihm gar das Kunststück, Folk­lore-Romantik mit HipHop-Einlagen à la Everlast zu kontern.

Weiterhin beherrscht er zig Varianten der semischnulzigen Liebesballade, etwa in „Hearts Don’t Break Around Here“, „How Would You Feel“ oder im Finale von „Supermar­ket Flowers“, wo allerlei Streicher und Pianoschlenker den einsamen Barden in lichte Höhen schaukeln. Was Robbie Williams einst beherrschte, übernimmt nun endgültig Ed Sheeran: bierselige Pubs zwischen Hildesheim und Hongkong zum Singen und Schwofen zu bringen. (Warner)


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