R.E.M.

„Around The Sun“

Concord/Universal (VÖ: 14.7.)

Wiederveröffentlichungen zweier Alben der Spätphase

Die Nullerjahre waren die schweren für R.E.M.: nur drei Studioalben, und bei jeder sich schlecht verkaufenden Veröffentlichung wurde das Ein-Versuch-noch-Gefühl immer stärker. „Around The Sun“ hat die richtigen Themen (9/11 in „Leaving New York“, den Irakkrieg in „Final Straw“), aber es ist ein durchschnittliches Werk: Die sehr guten Songs sind sehr gut („The Ascent Of Man“), die sehr schlechten Songs sehr schlecht („Make It All Okay“). Die Kooperation mit Q-Tip für „The Outsiders“ ist ein Höhepunkt, dessen Rap Michael Stipe live sogar selbst performte. Auf der Bühne trat der Sänger mit BlueMan-Group-artiger Bemalung auf, die er nach dem Albumtrack „Electron Blue“ benannte, der wiederum von einer halluzinogenen Droge handelt, die durch Licht transportiert wird. Es ist also nicht so, dass Stipe unkreativ wurde. Es übertrug sich nur nicht auf die Kompositionen der beiden Kollegen Peter Buck und Mike Mills – die Lieder hinkten den Ideen hinterher.

„Collapse Into Now“ ist für ein Break-up-Album zu gelungen

„Collapse Into Now“ (3,5 Sterne) ist für ein Break-up-Album zu gelungen, keine Frage. Es trägt den Punk-Spirit von „Accelerate“, drei Jahre davor erschienen, weiter. Der Hansa-Studio-Song ist toll („Überlin“), das Liebeslied ist toll („Oh My Heart“), die Unter-zwei-Minuten-Nummern („That Someone Is You“) auch, genau wie das Erbauungsmanifest mit Schlummerakkorden „Every Day Is Yours To Win“, über dessen Titel die Kollegin Birgit Fuß treffend sagte, dass er sich auch perfekt als Motto-Shirt machen würde.

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Das letzte Albumstück in der Karriere von R.E.M. wurde „Blue“, für das sie zum zweiten Mal die Weggefährtin Patti Smith engagierten – eine ideale Begleiterin, um das Ende einzuläuten. Schade, dass es die finale Single der Band, „We All Go Back To Where We Belong“, nicht auf die Platte geschafft hat. Dafür reiht sich „Collapse Into Now“ in die Reihe der R.E.M.-Alben ein, denen die Band – leider – keine eigene Tournee widmete, also wie schon „Out Of Time“ und „Automatic For The People“.