Schwarz: „Red Pill“ – Dunkle Eleganz (Kritik & Stream) - Rolling Stone






Schwarz „Red Pill“ – Dunkle Eleganz


Styleheads/Believe (VÖ: 15.9.)


von

Vor drei Jahren war auf 3sat eine Langzeitdoku des Regisseurs Aljoscha Pause mit dem Titel „Wie ein Fremder – Eine deutsche Popmusik-Geschichte“ zu sehen. Pause hatte den deutschen Musiker Roland Meyer de Voltaire sechs Jahre auf seinem Weg durch die Irrungen und Wirrungen des Musikgeschäfts begleitet. Leidenschaft, Hoffnung, Erfolg, Enttäuschung, Aufstehen, Weitermachen: Man lernte einen Künstler kennen, für den Musik keine Möglichkeit ist, sondern eine Notwendigkeit. Meyer de Voltaires damalige Band, Voltaire, veröffentlichte zwischen 2003 und 2009 diverse Singles, eine EP und zwei Alben. Das Echo auf diese Musik war groß, weil bis dahin kaum jemand so direkt und emotional mit der deutschen Sprache umgegangen war. Später arbeitete er mit Megaloh, Enno Bunger und Schiller.

Ein introspektives, kunstvolles und berührendes Album von einem, der Musik in sich trägt

Ungefähr zeitgleich mit der Dokumentation präsentierte er seine Musik in einem neuen künstlerischen Outfit: Schwarz. Auf dem 2019 erschienenen Debütalbum, „White Room“, sind moderne Beats wie vielleicht von The xx, eine zeitgemäße Schlichtheit, ein gewisses Understatement, eine abgedunkelte Eleganz und ein Gespür für elektronische Sounds, ihre Herkunft, ihre Konnotationen. Das gilt mehr noch für das neue Album, „Red Pill“. In der Doku sagt jemand, Meyer de Voltaire sei in der Lage, sich immer neu zu erfinden. Aber mehr noch geht es doch um Treue zu sich selbst, eine eigene Resonanz – wohl verändert sich der Klang, doch das Grundgefühl dieser Musik, das Sehnen und Sich-verlieren-Wollen, das ist weiter der Kern.

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Für „Red Pill“ reduziert der Sänger und Gitarrist die Produktion auf das Nötigste und lässt zwischen Programmierungen, E-­Gitarren und Synths viel Raum, sodass man zwischen den Noten in die Tiefe blicken kann. Manchmal meint man von fern Meyer de Voltaires alte Liebe zu Radiohead zu hören, die für seine frühere Band prägend waren. Öfter aber ist diese Musik neugieriger, hochmoderner, kompakter und in alle Richtungen offener Electro-Pop wie etwa von Billie Eilish, die der Künstler als Referenz nennt. Ein introspektives, kunstvolles und berührendes Album von einem, der Musik in sich trägt.


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