David Byrne gibt zu: „Ich war früher schon ein kleiner Tyrann“

Der Sänger der Talking Heads bereut inzwischen die Art, wie seine Band einst auseinander ging. Allerdings räumt David Byrne auch ein, dass der Schritt unvermeidlich war.

Die Talking Heads haben in kurzer Zeit Musikgeschichte geschrieben und in 16 Jahren wohl mehr relevante Alben veröffentlicht als die meisten in der doppelten Zeit. Als Art-Pop-Band waren sie immer über alle Zweifel erhaben und ihrer Zeit (siehe „Remain In Light“, siehe nun zum erneuten Kinostart einmal mehr „Stop Making Sense“) weit voraus.

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Dennoch gelang es den Talking Heads nicht, sich länger zu halten. Nach „Speaking In Tongues“ ging es nicht mehr auf Tour, die Produktion der letzten Platten wurde für alle anderen Mitglieder außer David Byrne immer absonderlicher. Schließlich kam unweigerlich das Ende. Die Art der Scheidung seiner Gruppe bereut der Sänger nun in einem Interview mit „People“.

„Als ich jünger war, war ich nicht so angenehm im Umgang“, so der inzwischen 71-Jährige. „Als ich an einigen Talking-Heads-Shows gearbeitet habe, war ich eher ein kleiner Tyrann. Und dann habe ich gelernt, mich zu entspannen, und ich habe auch gelernt, dass bei der Zusammenarbeit mit Leuten beide Seiten mehr davon haben, wenn es eine gute Beziehung gibt, anstatt dass ich jedem vorschreibe, was er zu tun hat…

Inzwischen können die Talking Heads wieder miteinander sprechen

Byrne fuhr fort, dass „Scheidungen hässlich sein können“. Das Ende habe er nicht gut gehandhabt, man sei als Band nicht auf die bestmögliche Weise auseinander gegangen. „Aber ich denke, es war irgendwie unvermeidlich, dass das passieren würde“, sagte er ebenfalls. „Wir haben jetzt ein freundschaftliches Verhältnis. Wir sind irgendwie in Kontakt, aber wir hängen nicht dauernd zusammen ab.“

In der Zeit nach der Auflösung der Talking Heads im Jahr 1991 zeigten sich die Musiker nur zweimal gemeinsam öffentlich, wobei sie für die Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall Of Fame einen vitalen Live-Einsatz hinlegten und „Life During Wartime“, „Psycho Killer“ und „Burning Down the House“ spielten.

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Nun gibt es eine weitere (kleine) Reunion. Zur Premiere der noch einmal bearbeiteten Kinoversion von „Stop Making Sense“ finden sich alle Mitglieder der Talking Heads am 11. September für eine von Regisseur Spike Lee moderierte Fragerunde beim Filmfestival in Toronto ein. David Byrne fragt sich manchmal, wie er all das mit seiner Stimme damals hingekriegt habe, wie er „People“ sagte, auch weil er heute in einem anderen Register singe. Für den Konzertfilm hoffe er, ein neues Publikum zu gewinnen, dass die Magie der Talking Heads zum ersten Mal wahrnimmt. Ein gemeinsames Comeback auf der Bühne hatte Byrne allerdings bereits in der Vergangenheit vehement ausgeschlossen.

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Die nun ausgerufene Friedlichkeit war übrigens noch vor wenigen Monaten weitaus brüchiger. Talking-Heads-Bassistin Tina Weymouth nannte Byrne in einem Interview für die „Sunday Times“ einen zutiefst „unsicheren Menschen“ und fragte sich, warum er es nicht schaffte, die Ex-Kollegen beim Namen zu nennen und ihre Arbeit für die Gruppe zu würdigen. In seiner Autobiographie „Remain In Love“ sprach Drummer Chris Frantz, der mit Weymouth verheiratet ist, ebenfalls den schwierigen Umgang mit dem Sänger an.

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