„Orange Is The New Black“: Knast-Koller – Die große ROLLING-STONE-Reportage

Zu alt, zu schwarz, zu lesbisch oder zu gewichtig für Hollywood: Mit der Netflix-Serie "Orange Is The New Black" haben starke Frauen eine Revolution des Fernsehens angezettelt. Von Mac McClelland

Über einen Mangel an Therapie kann sich Taylor Schilling nicht beklagen. „Tonnenweise“, sagt sie, während wir an einem Sonntagmorgen am Hudson River in Manhattan entlangspazieren, ganz in der Nähe ihres Apartments. „Eine nach der anderen.“ Für eine Patientin mit psychiatrischem Dauereinsatz macht sie allerdings einen extrem ausgeglichenen Eindruck.

Die 30-Jährige, die auf Make-up völlig verzichtet, redet so langsam, wie sie geht, trinkt keinen Alkohol und hält bei aller Offenheit ihr Privatleben hartnäckig unter Verschluss. Sie mag auch nicht darüber sprechen, warum sie so oft auf der Couch lag, sondern beschränkt sich auf einen Satz: „Wenn man wirklich lebt, ist dieses Leben kompliziert.“

Als netter Mensch, der sie zweifellos ist, macht sie sich gleich Sorgen um meinen Job. Wer weiß, wie meine berufliche Zukunft aussehen wird, wenn ich nichts Saftiges über sie schreiben kann? „Wir sollten gemeinsam überlegen, ob wir was Lustiges finden“, sagt sie, „etwas, das aber nicht gleich auf die ,Wie ich meine Unschuld verlor‘-Schiene abdriftet.“ Letztlich aber fällt ihr nichts Süffiges ein – abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass die Netflix-Bosse ihr noch immer kein kostenloses Abo freigeschaltet haben. „Ich zahle noch brav meine monatliche Gebühr. Ich sollte denen wirklich mal aufs Dach steigen.“

Taylor Schilling (Photo by Jim Spellman/WireImage)
Taylor Schilling (Photo by Jim Spellman/WireImage)

Mit anderen Worten, Schilling ist keineswegs die psychische Tretmine, die sie in „Orange Is The New Black“ spielt: die inhaftierte Drogengeldschmugglerin Piper Chapman, die zunächst unbedarft rüberkommt, aber auch bösartig und berechnend sein kann. Sie ist die faszinierendste von vielen faszinierenden Figuren – deshalb ist „Orange“ so eine Sensation. Ein so starkes Ensemble gab es lange in keiner Fernsehserie mehr (und der Knast ist als Kulisse auch nicht gerade langweilig).

„Im vergangenen Jahr war „Piper“ der Name, den US-Eltern am häufigsten wählten, wenn sie ihren weiblichen Nachwuchs taufen wollten.“

Selbst Schilling findet Chapman „nicht gerade sympathisch“ – was aber nichts daran ändert, dass die Zuschauer die Protagonistin ins Herz geschlossen haben. Mit der zweiten Staffel ist „Orange“ die erfolgreichste Serie geworden, die Netflix seinen 60 Millionen Kunden anbietet. Während in Deutschland gerade Staffel eins und zwei auf DVD erscheinen, läuft auch schon die dritte an – und eine vierte ist bereits in Planung. Im vergangenen Jahr war „Piper“ der Name, den US-Eltern am häufigsten wählten, wenn sie ihren weiblichen Nachwuchs taufen wollten.

Jim Spellman WireImage
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