D’Angelo: Die 12 wichtigsten Songs seiner Karriere

Der R&B-Visionär hinterlässt ein Gesamtwerk, das reich an Melodie und Bedeutung ist.

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D’Angelo veröffentlichte zu Lebzeiten nur drei Alben, aber jedes Einzelne war ein Klassiker, der seinen Moment in der Musik definierte. Wie viele Künstler können das von sich behaupten?

Der unvergleichlich soulige Sänger, Songwriter und Multiinstrumentalist, dessen Tod im Alter von 51 Jahren die Welt erschüttert hat, startete die Neo-Soul-Revolution früh mit „Brown Sugar“ (1995), brachte diese Bewegung mit „Voodoo“ (2000) zu ihren wohl größten künstlerischen Höhen und kehrte 2014 mit „Black Messiah“ zurück, um alle auf völlig neue Weise zu verblüffen.

Jedes dieser Alben wäre für einen anderen Künstler das Kronjuwel seiner Karriere gewesen. D’Angelo schuf alle drei – und veröffentlichte nie etwas, das unter diesem himmelhohen Standard lag. Er hat uns ein Werk hinterlassen, das reich an Melodie und Bedeutung ist. Hier sind zwölf seiner größten Songs – von Hits über Deep Cuts bis hin zu Coverversionen und Gemeinschaftsprojekten.

Zwölf Songs, mit denen D’Angelo Musikgeschichte schrieb

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1 „Brown Sugar“

D’Angelos Sinnlichkeit war zentral für seine Arbeit, selbst wenn das Thema seiner Songs technisch gesehen keine Person war. Es war leicht für Gelegenheitshörer, zu übersehen, dass er auf „Brown Sugar“, dem Titelsong seines ebenso maßgeblichen Debüts, eigentlich seine Liebe zu Gras besingt. Und genau das wollte er. „Viele Leute sind sehr beschäftigt damit, ihren Punkt zu machen“, sagte er 1995 zu „Vibe“. „Sie lassen den Hörer nicht seiner Fantasie freien Lauf. Man sollte sich zurücklehnen, die Augen schließen und sich sein eigenes Bild machen können.“ Afrobeats-Star Tiwa Savage sagte kürzlich zu Rolling Stone, sie habe D’Angelos andeutende Herangehensweise bei „Brown Sugar“ studiert: „Man denkt einfach, es ist ein sexy Lied über ein Mädchen oder so, dann hört man es wieder und liebt es noch mehr und denkt, wie genial dieser Song ist.“ —Mankaprr Conteh

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2 „Lady“

Raphael Saadiq hatte den Refrain für „Lady“ schon Ende der Achtziger im Kopf, aber seine Manager hielten ihn für einen Fehlgriff. Da blieb es, bis er ein paar Jahre später D’Angelo traf. „Als ich D traf, sagte ich: ‚Ich habe da eine Idee‘, und fing an, sie zu spielen, und er sagte nur: ‚Ich mag sie‘“, erzählte Saadiq 2019 im Podcast „Yes, Girl!“ von Essence. „Also begannen wir, den Text zusammen zu schreiben.“ Die beiden R&B-Visionäre entwickelten „Lady“ zu einem der Herzstücke von D’Angelos Debüt, einer Feier eines besonderen Menschen, die sich in gemächlichem Tempo entfaltet. Es wurde ein Top-10-Hit – der größte Erfolg von D’Angelos Karriere. —Simon Vozick-Levinson

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3 „Cruisin’“

In den späten Siebzigern war Smokey Robinsons „Cruisin’“ einer der Songs, der den Quiet-Storm-Sound prägte; im Jahr 2000 wurde er zum Adult-Contemporary-Hit, als Gwyneth Paltrow und Huey Lewis ihn für den Soundtrack einer längst vergessenen Komödie coverten. Dazwischen nahm D’Angelo den Song und machte daraus etwas viel Edleres. Sein Falsett war ein göttliches Instrument, das den Song auf ein völlig neues Niveau der samtigen Sinnlichkeit hob – über luxuriöse Streicher und Glöckchen hinweg. Wenn er singt „Music was made for love“, glaubt man es ihm. Und nach sechseinhalb Minuten (die längste Aufnahme auf seinem Debüt) gehörte der Song für alle Zeiten ihm. —S.V.L.

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4 „She’s Always in My Hair“

Viele hätten Angst, sich an ihre Idole heranzuwagen, doch für den Soundtrack zu „Scream 2“ (1997) entschied sich D’Angelo, Spaß mit seinem Lieblingsstück des Künstlers zu haben, der ihn am meisten inspirierte. Er schuf eine harte, rockige Version von Prince’ „She’s Always in My Hair“, der ursprünglichen B-Seite sowohl von „Paisley Park“ als auch „Raspberry Beret“. Er bewegt sich lässig durch jede Zeile, fügt seiner samtig glatten Stimme eine Prise Schmutz hinzu und verleiht dem Song genau das richtige Maß an Kantigkeit und Schärfe. Dieses selbstbewusste Auftreten hatte ein Fundament: Er hatte Prince selbst davon erzählt, als sie das erste Mal im Club Tramps in New York zusammen jammten. —Julyssa Lopez

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5 Lauryn Hill feat. D’Angelo, „Nothing Even Matters“

„Nothing Even Matters“ ist der weichste Ruheort auf Lauryn Hills legendärem Debüt „The Miseducation of Lauryn Hill“. Das ikonische Aufeinandertreffen der Stimmen, die in den 1990ern die erdige Soul-Renaissance mitprägten, soll ebenso reibungslos verlaufen sein wie der Song selbst klingt. „Die Zusammenarbeit mit Lauryn war sehr cool“, sagte D’Angelo 2008 zu Rolling Stone. „Sie war herzlich und süß. Ursprünglich wollten wir Songs für unsere jeweiligen Projekte austauschen, weil ich an „Voodoo“ arbeitete und mein Keyboarder James Poyser auch mit ihr. Ich ging zu ihr nach New Jersey, sie spielte mir viele Songs vor und gab mir eine Rohfassung zum Anhören. Als wir zusammen ins Studio gingen, nahm ich meine Vocals in einer Stunde auf.“ —M.C.

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6 „Untitled (How Does It Feel)“

D’Angelo hatte vielleicht gemischte Gefühle über das körperbetonte Video zu dieser Single, aber es lässt sich nicht leugnen, dass das superlässige „Untitled“ nur von „Let’s Get It On“ im Rennen um den Titel des größten Schlafzimmer-Jams aller Zeiten übertroffen wird. Wie auf weiten Teilen von „Voodoo“ ist die Rhythmussektion von Pino Palladino und Questlove so weit hinter dem Beat, dass der Song fast durch die Zeit reist, während D’Angelos sich steigernder Gesang und die vielschichtigen Harmonien – in klassischer Soul-Tradition – eine lustvoll-geistliche Dimension schaffen. Der Song entfaltet einen Bann, der es fast frevelhaft erscheinen lässt, ihn bei Licht zu hören. —Brian Hiatt

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7 „Devil’s Pie“

Die wirkungsvollste Sozialkritik muss die Hörer nicht mit der Keule treffen. Siehe „Devil’s Pie“, eine „Voodoo“-Single, auf der D’Angelo das beschreibt, was Questlove als „den geldgierigen, jiggafizierten Zustand der Welt“ bezeichnete, und dabei treffend Euphemismen für Geld (cream, cheese, dough) als Metaphern für die dunkle Seite des Lebens verwendet. D’Angelo beginnt den Song als einer der hin- und hergerissenen Kunden der „Bäckerei“, singt sanft: „Who am I to justify, all the evil in our eye / When I myself feel the high, from all that I despise?“ Den Rest des Tracks verbringt er mit dem Erforschen menschlicher Heuchelei und Gier – über einer der geschmeidigsten Basslinien überhaupt. DJ Premier produzierte den Beat ursprünglich für Rapper Canibus, doch der lehnte ab, was zu einer der eindringlichsten, funkigsten Momentaufnahmen westlicher Exzesse führte. Wenn es nicht der Apfel der Versuchung ist, dann ist es der Kuchen des Teufels. —Andre Gee

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8 „Send It On“

Als D’Angelo „Voodoo“ machte, füllte er es mit jeder Menge Soul – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Album quillt vor tief empfundenen Reflexionen über Liebe, Spiritualität und Vaterschaft über. Kaum ein Moment ist dabei so herzlich wie „Send It On“, der erste Song, der für das Album geschrieben wurde, gewidmet seinem ersten Sohn. Zusammen mit Angie Stone, der Mutter des Kindes, arbeitete er daran, indem er ein Motiv aus Kool & the Gangs „Sea of Tranquility“ in eine zutiefst emotionale Hymne verwandelte, mit Schichten zarter Gesangsharmonien, die immer eindringlicher werden. Das Ergebnis ist so sanft wie ein Wiegenlied, aber mit der Klarheit und Weisheit eines Vaters, der uns ewige Worte mitgibt. —J.L.

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9 Snoop Dogg feat. Dr. Dre and D’Angelo, „Imagine“

Dr. Dre und Snoop Dogg sind für ihre unerschütterlichen Darstellungen von Gewalt und Hedonismus bekannt, doch gelegentlich – wie bei „Imagine“ (2006) – nahmen sie Tempo raus, um den Wahnsinn um sie herum zu hinterfragen. D’Angelo steuerte dabei einen seidig-weichen Refrain bei, der perfekt zur nachdenklichen Stimmung des Songs passte. Es ist eine von D’Angelos wenigen Rap-Kollaborationen, und die Gangsta-Rap-Ikonen wussten, dass sie mit ihm auf einer tieferen Ebene arbeiten mussten. Ähnlich wie bei Jadakiss’ „Why“ verwenden die beiden einen assoziativen Ansatz: Dre reflektiert die Macht des Hip-Hop („Imagine Russell still struggling / No Def Jam, just another nigga hustlin’“) und Snoop fragt: „Imagine if these niggas never saw a color / Would it be peaceful in them streets, would niggas kill each other?“ Vielleicht finden wir eines Tages Antworten auf diese Fragen, doch bis dahin sind wir dankbar für „Imagine“. —A.G.

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10 „The Charade“

Als D’Angelo nach über zehnjähriger Studiopause mit „Black Messiah“ zurückkehrte, brachte er einen neuen Sound – mit stärkerem Gitarreneinsatz (viele von ihm selbst gespielt) – und eine erneuerte Mission. Er erzählte Rolling Stone, dass er und Co-Autorin Kendra Foster viel James Baldwin gelesen hätten, bevor sie dieses eindringlich leise Plädoyer für Gerechtigkeit und Verständnis schrieben: „All we wanted was a chance to talk / ’Stead we only got outlined in chalk.“ Obwohl das Lied in den 2010ern als Black-Lives-Matter-Hymne rezipiert wurde, reicht seine Wurzel weiter zurück. „Es zeigt einfach, wie anhaltend dieser Mist ist“, sagte er. „Ich schrieb das, bevor das mit Trayvon Martin überhaupt passiert war. Es ist verrückt, dass wir immer noch für denselben Scheiß auf die Straße gehen.“ —S.V.L.

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11 „1000 Deaths“

Auf „1000 Deaths“ eröffnet D’Angelo ein mächtiges Grollen, das unter einem Sample von Dr. Khalid Muhammad bebt, der über die Schwarze Revolution spricht. „Black Messiah“ erschien nach dem Tod von Michael Brown durch die Polizei von Ferguson. Hier wird der sonst so zurückgezogene Künstler durch eine größere Notwendigkeit aus seiner Abgeschiedenheit gerufen. Eine Umkehrung des alten Sprichworts, dass ein Feigling tausend Tode stirbt, bietet der Song ein Manifest für seine Rückkehr. Nach der öffentlichen Reaktion auf das Musikvideo zu „Untitled (How Does It Feel?)“ verschwand D’Angelo lange aus dem Rampenlicht, um mit einem kraftvollen, kompromisslosen Ausdruck kreativer und kultureller Resilienz zurückzukehren. —Jeff Ihaza

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12 „Really Love“

Das sanfte „Really Love“ war einer der ersten Songs, die D’Angelo für „Black Messiah“ schrieb. Es wurde schließlich die erste Single. Über einem reichhaltigen Streicherarrangement spricht Gastsängerin Gina Figueroa auf Spanisch und stellt einen besitzergreifenden Liebhaber zur Rede. Doch dann entfaltet sich der Song und D’Angelo erzählt eine andere Geschichte. Er ist fasziniert davon, wie tief seine Liebe zu seinem Partner ist, berauscht von ihrer Verbindung auf jeder Ebene. Mit zartem Falsett singt er im Refrain: „I’m in really love with you.“

D’Angelo schrieb den Song bereits 2007, als Questlove einige Demo-Schnipsel im australischen Radio leakte. Die Single wurde 2016 für den Grammy als „Record of the Year“ nominiert und gewann „Best R&B Song“. —Brittany Spanos

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