Arne Willander schaut fern: Caren Miosga, der Diskurs zur Nachtruhe

„Caren Miosga“ ersetzt Anne Will – mit demselben Personal aus der deutschen Politik.

Bei der SPD spielt er die erste Geige, aber eigentlich wollte er Rockstar werden. Die SPD war einmal ein großes Konzert – 1972 haben unglaubliche 45 Prozent Willy gewählt. Und heute ist die SPD ein Kammerkonzert. Deshalb die Frage: „Wofür braucht es die SPD noch, Herr Klingbeil?“

Lars Klingbeil ist der Sohn eines Bundeswehroffiziers und kann „Smells Like Teen Spirit“ nachspielen. Der Rockstar wird bei ihm so mythisch wie bei Claudia Roth das angebliche Management von Ton Steine Scherben.

Es ist Sonntagabend, der frühere Sendeplatz von Anne Will mit „Anne Will“, den jetzt Caren Miosga mit „Caren Miosga“ okkupiert hat. Bei Anne Will saßen vier Menschen im Halbrund. Bei Caren Miosga sitzt ein Politiker an einem Tisch der Gastgeberin gegenüber. Miosga hat einst ein Kulturjournal beim NDR moderiert und anschließend die „Tagesthemen“. Zu Ehren des verstorbenen Schauspielers Robin Williams stieg sie auf den Tisch und stellte damit das berühmte Ende von „Der Club der toten Dichter“ nach, ein wunderschöner und einzigartiger Moment.

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Caren Miosga ist charmant und hartnäckig

Die gleichnamige Sendung ist nah bei „Maischberger“ und hat andererseits das Plakativ-Parolenhafte von „Hart aber fair“ – beide Sendungen auch in der ARD. Nach dem profunden Einzelgespräch kommen zwei Beisitzer, meistens Publizisten oder Politiker, an den Tisch, um das Motto des Abends zu stärken.

Lars Klingbeil muss den SPD-Fraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich verteidigen, der im Bundestag das Einfrieren des Ukrainekriegs forderte, als wäre er Papst Franziskus, und natürlich den Kanzler. Die Journalistin Helene Bubrowski beklagt, dass Olaf Scholz seine Versprechen nicht gehalten hat. Eine Einspielung lässt Scholz immer wieder „You’ll never walk alone“ sagen.


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Miosga sagt: „Ursprünglich war es der Titel eines Broadway-Stücks, 1963 machten Gerry & The Pacemakers einen Song daraus. Beim FC Liverpool wird es im Stadion gesungen. Das Lieblingswort des Kanzlers ist ‚sorgfältig‘. Passen so große Gefühle zu Scholz?“ Klingbeil weicht souverän aus: „Das letzte Mal hörte ich den Song im Stadion vom FC St. Pauli.“

Zum Abschied eines Kollegen der Linken spielte Klingbeil Gitarre, und Omid Nouripour von den Grünen rappte dazu. So kommt die Popkultur in die Politik. Dann reden sie über die Rente.

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