Top Ten Club

Chartanalyse: Volbeat – Metal-Boogie für die Fanmeilen

Top Ten Club: Volbeat aus Kopenhagen geben der wenig profilierten Popszene aus Dänemark ein kerniges Gesicht. Spitzenplatz für Motörhead-Country in Jeanskutten

Der Sommer naht, die Europameisterschaft beginnt. Nicht gerade eine Boomzeit für den stationären oder digitalen Verkauf von Musik. Selbst das übers Jahr stets üppige Live-Angebot wird in den nächsten Wochen ausgedünnt oder auf vermeintlich sichere Tourneen – mit hohem Vorverkaufsanteil – beschränkt. Nur sehr risikofreudige Veranstalter setzen einen Festgagen-Auftritt gegen ein Viertelfinale im Free TV. Womöglich noch mit deutscher Beteiligung, wo selbst sonst Fußball-ferne Sommermärchen-JublerInnen auf den Fanmeilen Bananen-Weizen oder Desperado süffeln. Natürlich mit schwarz-rot-goldenen Schminkgesichtern.

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Von daher darf das derzeit herrschende Gewusel in den Offiziellen Deutschen Albumcharts nicht überbewertet werden. Die Remmi-Demmi-Kanonen Gzuz & Bonez MC, die letzte Woche kurz auf Platz Eins gestartet sind, fallen gerade wieder rasant auf die Plätze zurück. Dafür taucht eine „Neueinsteiger-Armada“, so der Musikmarkt, in den vorderen Rängen auf. Darunter Mark Forster mit „Tape“, die Rolling Stones mit einer Live-Box, die kölschen Schottenrock-Stimmungskanonen Brings mit „Silberhochzeit“ zu ihrem 25jährigen Dienstjubiläum oder auch Roxettes „Good Karma“. Wobei wir in den Popszenerie des Hohen Nordens gelandet wären

Dänemark hat kein Pop-Profil

Während Schweden ja spätestens seit ABBA, also seit den Siebzigern, für internationale Popformate (wie eben Roxette) und Finnland für melancholischen Tango sowie alle Spielarten von Metal steht, hat Dänemark kein einschlägig definiertes Popmusik-Profil. Was für die einzelnen Bands und Künstler nicht unbedingt ein Nachteil sein muss; da man keine Klischees oder Schubladen-Kategorein anspielen muss. Ein Blick in dänischen Charts zeigt viel Internationales neben dem auch hierzulande eingeführten Crooner Lukas Graham. Doch schon bei Rasmus Seebach werden die meisten wohl passen. Dänemark; ein weißer Fleck auf der europäischen Poplandkarte?

Keineswegs. Denn auf Platz Eins der Albumcharts drängt die Metal-Country-Rockabilly-Truppe Volbeat (mit einem „L“!) aus Kopenhagen mit ihrem Album „Seal The Deal & Let´s Boogie“. Ex-Anthrax-Gitarrist Rob Caggiano verhalf der schon länger recht erfolgreichen Gang um Sänger Michael Poulsen zu (noch) mehr Credibility in der Hard-&-Heavy-Gemeinde. Der aktuelle Volbeat-Gig in der Zitadelle Spandau vor rund 10.000 Fans war das am schnellsten ausverkaufteste Konzert im Berliner Raum, neben Adele und Rammstein. WOW! Eine Band mit echtem following also. Ziemlich sichere Sache also, dass ein sooo treuer Anhang auch eine Platte mit wuchtigem Metal-Boogie locker vor den Stones und Deutsch-Rap in die Top Ten hievt. Let´s Boogie also für Outlaw Gentlemen and Shady Ladies!

Fans von Volbeat in Ekstase
Fans von Volbeat in Ekstase
Thomas Frey picture alliance / dpa
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