Neue Single der Rolling Stones als Hommage an Clifton Chenier

Mit „Zydeco Sont Pas Salés“ veröffentlichen die Rolling Stones eine überraschend rootsige Single.

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Die Rolling Stones kehren mit einem neuen Song zurück, der Gelegenheitshörer:innen überraschen dürfte: „Zydeco Sont Pas Salés“, ein Lied mit kreolisch-französischem Text, das durch den Zydeco-Pionier Clifton Chenier aus Opelousas, Louisiana, bekannt wurde. Am 27. Juni erscheint der Titel als Teil des Tribute-Albums „A Tribute to the King of Zydeco“, das zu Ehren von Clifton Cheniers 100. Geburtstag veröffentlicht wird.

Neben den Stones ist auch der Grammy-nominierte Akkordeonist Steve Riley auf dem Track zu hören. Das Tribute-Album „A Tribute to the King of Zydeco“ bringt weitere Musiker:innen zusammen, darunter Steve Earle, Jimmie Vaughan, Lucinda Williams, John Hiatt und Taj Mahal. Der Erlös kommt einem neuen Clifton Chenier Memorial Scholarship an der University of Louisiana at Lafayette zugute.

Eine musikalische Liebeserklärung an Louisiana

Clifton Chenier

Für die Rolling Stones ist der Ausflug in den Zydeco-Kosmos kein Zufall. Ihre Verbindung zur Musik Louisianas ist tief – und reicht Jahrzehnte zurück. „Clifton war ein großer Einfluss für mich,“ verriet Mick Jagger dem Magazin „Songlines“. „Wir hörten ihn zum ersten Mal um 1965, als wir in die USA kamen und seine Platten vom Arhoolie-Label entdeckten. Ich glaube, unser erstes Treffen mit der Band fand in Los Angeles statt. Ich liebe es, wie er einen simplen Blues nimmt und ihn komplett in seinen Stil verwandelt.“

Dieses erste Treffen verlief allerdings nicht ganz ohne Missverständnisse. Der Saxophonist Dickie Landry, selbst aus Lafayette, arrangierte ein Zusammentreffen zwischen Chenier und den Stones während eines Auftritts 1970 in L.A.. Im Buch „Kingdom of Zydeco“ von Michael Tisserand heißt es, Landry habe Chenier angekündigt, dass „Mick Jagger von den Rolling Stones“ ihn treffen wolle – woraufhin Chenier nur sagte: „Das Magazin? Die haben einen guten Artikel über mich gemacht.“ Doch als die Stones dann tatsächlich backstage auftauchten, kam es zu einem charmanten Moment: „Plötzlich kamen Leute mit Autogrammzetteln,“ erinnert sich Landry. „Jagger wich zurück – und sie gingen direkt an ihm vorbei, um zu Clifton zu kommen.“

Zydeco trifft Rock – eine jahrzehntelange Liaison

Dass diese neue Veröffentlichung mehr als ein einmaliger Ausflug ist, zeigt der langjährige musikalische Austausch zwischen den Stones und Künstler:innen aus Louisiana. Im Laufe der Jahre arbeiteten die Briten mit Größen wie Dr. John, Aaron Neville, Stanley „Buckwheat“ Dural und Michael Doucet zusammen. Ihr gefeiertes Blues-Album „Blue and Lonesome“ aus dem Jahr 2016 enthielt gleich drei Songs von Little Walter, einem gebürtigen Louisianer.

1994 besuchten die Stones vor einem Konzert im Louisiana Superdome sogar spontan ein kleines Clubkonzert der Zydeco-Legenden Boozoo Chavis und Beau Jocque – und zahlten dafür ganz selbstverständlich fünf Dollar Eintritt. Zuletzt stand die Band 2024 beim New Orleans Jazz and Heritage Festival auf der Bühne, wo sie „Let It Bleed“ gemeinsam mit Akkordeon-Spieler Dwayne Dopsie performten.

Mit „Zydeco Sont Pas Salés“ veröffentlichen die Stones ihre erste neue Musik seit dem global erfolgreichen Album „Hackney Diamonds“ (2023), das sie musikalisch wieder an die Chartspitze katapultierte. Davor erschien zuletzt 2020 die Einzelsingle „Living in a Ghost Town“.

Ein musikalisches Denkmal

Das kommende Tribute-Album versteht sich als Hommage an Clifton Chenier, dessen Werk die Grenzen zwischen Blues, Cajun, R&B und französischer Folklore verschwimmen ließ. Mit seinem roten Akkordeon und der charakteristischen Washboard-Begleitung prägte er nicht nur das Genre Zydeco – er revolutionierte es. Dass nun ausgerechnet die Rolling Stones seine Musik in die Gegenwart tragen, verleiht dem Projekt eine besondere Symbolkraft: Eine der größten Rockbands der Welt verneigt sich vor einem regionalen Helden, dessen Einfluss weit über Louisiana hinausstrahlte.

David Redfern Redferns