Paul McCartney: Alle Alben im Ranking

Zum 80. Geburtstag von Paul McCartney stellt ROLLING STONE-Redakteur Maik Brüggemeyer sein ganz persönliches Ranking aller Post-Beatles-Alben vor

28. „Liverpool Sound Collage“ (2000)

Der Künstler Peter Blake, der einst das Cover für „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band” gestaltet hatte, bat McCartney mehr als 30 Jahre später, sich zu revanchieren und für seine aktuelle Ausstellung „About Collage“ in der Tate Liverpool eine Art Soundtrack aufzunehmen, in dem seine Heimatstadt Liverpool im Mittelpunkt stehen sollte. Und so begann auch McCartney zu collagieren: Nahm Gespräche und Albernheiten der Beatles und legte sie über Samples aus seinem „Liverpool Oratorio“, baute einen Track mit seinem Fireman-Kollegen Youth und einen anderen mit den walisischen Neo-Psychedelikern Super Furry Animals. In den Sechzigern plante McCartney ein Avantgarde-Album mit dem Titel „Paul McCartney Goes To Far“. Hier ist es endlich.

Ranking Paul McCartney Alben

27. „Press to Play“ (1986)

McCartney litt Mitte der Achtziger an einer Songflaute und hatte mit Ex-10cc Eric Stewart einen neuen Co-Songwriter engagiert. Aber so richtig gefunkt hat es zwischen den beiden nicht (auch Pete Townshend und Phil Collins konnten beispielsweise ihren lahmen Rocker „Angry“ mit vereinten Kräften nicht zum Abheben bringen). Vermutlich waren sie sich zu ähnlich, es fehlte die Spannung – schließlich waren Stewart und sein Bandkollege Graham Gouldman bei 10cc quasi der melodienverliebte McCartney-Koeffizient, während Lol Creme und Kevin Godley die etwas unberechenbarere Lennon-Variable gaben. McCartneys Alleingänge „Good Times Coming“ und „Only Love Remains“ sind als Songs jedenfalls weitaus überzeugender als die Co-Kompositionen mit Stewart, aber es sind die ein wenig mutigeren Versuche in Synth-Pop wie „Talk More Talk“ und „Pretty Little Head“, die auf „Press To Play“ am meisten Spaß machen und direkt an das tolle „McCartney II“ (1980) anzuschließen scheinen.

26. The Family Way (1967)

Das oft übersehene erste Solowerk eines Beatle war eigentlich Paul McCartneys Soundtrack zu Roy Boultings Film, der in Deutschland unter dem Titel „Honigmond ‘67” in die Kinos kam. Aber „The Family Way“ ist mindestens ebenso die Arbeit von George Martin, der die musikalischen Skizzen seines von der Aufgabe zunächst etwas eingeschüchterten und gehemmten Lieblingsschülers ausformulierte und arrangierte. Das Ergebnis atmet die Magie der Epoche, in der es entstand, man kann sich vorstellen, dass McCartney diese Stücke im Kopf hatte, als er „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ arrangierte.

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25. „Kisses on the Bottom“ (2012)

Noch ein alternder Popstar, der das American Songbook entdeckt, könnte man denken, wenn man das Tracklisting mit Songs von Irving Berlin, Frank Loesser und Harold Arlen anschaut. Aber „Kisses On The Bottom“ ist mehr als das: Es ist das fehlende Puzzle-Teil, um das Genie von Paul McCartney zu verstehen. Seine erste Liebe galt nämlich nicht dem Rock’n’Roll, sondern der klassischen amerikanischen Unterhaltungsmusik, die ihm sein Vater Jim, der bis zum Krieg Bandleader einer Jazzkapelle gewesen war, nahegebracht hatte. Sie sollte sein Songwriting entscheidend prägen (auch die Idee, mit John Lennon ein Songwriter-Duo zu bilden entstand, weil er auf den Platten seines Vaters Autorenzeilen wie Rodgers & Hammerstein, George & Ira Gershwin oder Arlen & Mercer gesehen hatte). Dass McCartneys Stimme nicht mehr das Volumen seiner jungen Jahre hatte, überspielte er auf diesen Interpretationen von Lebensliedern ziemlich gut. Gemeinsam mit einer Band um die Jazzpianistin und -sängerin Diana Krall entwickelte er einen zurückhaltenden, aber warmen Ton, der diesen Songs – zwei davon hübsche Anverwandlungen an die Klassiker aus McCartneys Feder – ziemlich gut steht. Nur der bescheuerte Albumtitel stört irgendwie die Nostalgieveranstaltung. Ursprünglich hätte das am Valentinstag 2012 erschienene Album nach einem der beiden McCartney-Originale den Titel „My Valentine“ tragen sollen, aber McCartney hatte die Befürchtung, das würde das Album zu schnell altern lassen und wählte stattdessen eine Zeile aus dem eröffnenden, Mitte der 30er-Jahre durch Fats Wallers Interpretation berühmt gewordenen Song „I’m Gonna Sit Down And Write Myself A Letter“. Dummerweise klingt der Titel isoliert vom Rest des Songtextes allerdings so, als zitiere er hier John Wolfgang von Goethes „Götz von Berlichingen“.

24. Percy Thrillington „Thrillington“ (1977)

Es war der britische Produzent und Arrangeur Richard Hewson, der im Auftrag von Phil Spector den Beatles-Song „The Long And Winding Road“ zum Missfallen seines Autors Paul McCartney mit Orchester und Frauenchor verzuckerte. Seltsamerweise beauftragte McCartney eben diesen Mann 1971, eine instrumentale Orchesterversion seines gerade erschienenen Albums „Ram“ einzuspielen, die er dann aber bis 1977 unter Verschluss hielt und schließlich unter dem Pseudonym Percy „Thrills“ Thrillington veröffentlichte. Ein überaus unterhaltsames Album, das zeigt, wie originell und fabelhaft diese Songs selbst dann sind, wenn sie nicht von einem Beatle gesungen und gespielt werden.

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