Bruce Springsteen

Letter To You

Columbia/Sony

Springsteens Sterne leuchten wieder: Sein neues Album „Letter To You“ ist vitale Rockmusik, die den Zeiten trotzt.

Fast ängstlich startet man den ersten Song, weil Bruce Springsteens letztes Album, „Western Stars“ (2019), leider ziemlich lahm war. Jetzt also wieder mit der E Street Band, das ist schon mal gut. Aber auch wieder mit dem klotzigen Produzenten Ron Aniello.

Und dann: die zarte Gitarre, der verhaltene Gesang und sofort das Gefühl, dass man die nächste Stunde etwas Schönes vor sich hat – und jede Sekunde genießen sollte: „One minute you’re here, next minute you’re gone.“

Das Thema Vergänglichkeit zieht sich durch alle Lieder.„Letter To You“ ist kein offener Brief an Trump geworden, Politik kommt nur unterschwellig vor. Ein Glück! Es geht um Wichtigeres, um Leben und Tod. Gute und schlechte Zeiten. Ängste und Zweifel. Hoffnung und Träume. Also um alles, worum es bei Springsteen immer ging, aber auf seinem 20. Studioalbum gelingt es ihm endlich wieder, das in mitreißende Songs zu packen.

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Bei fast jedem Stück sehnt man sich in ein Stadion, hört schon die Refrains hallen. „Somewhere deep into the heart of the crowd/ I’m the last man standing now“? You bet! Und dann setzt auch noch das Saxofon von Jake Clemons ein. Die E-Street-Hymnen strahlen so viel Kraft aus, dass man das eine oder andere Klischee verzeiht.

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Nichts und niemand geht je verloren

„The Power Of Prayer“? Na gut, wenn das Klavier dazu so wunderbar klimpert. Auch „House Of A Thousand Guitars“ ist trotz des Titels unwiderstehlich: eine tröstliche Hommage an die Macht der Musik, die kein „criminal clown“ kleinkriegt. „Ghosts“ feiert auf ähnliche Weise das Dasein, mit all den Leuten auf der anderen Seite, die uns begleiten.

Am Ende, bei „I’ll See You In My Dreams“, betont Springsteen das noch einmal: Nichts und niemand geht je verloren, „up around the river bend/ For death is not the end.“ Die Lebendigkeit, die aus dem Wissen um die Endlichkeit kommt, setzt die E Street Band kongenial um – inspiriert, auf den Punkt, ohne Schnick-schnack. „Still set on 10 to burn this house down!“

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Trotz manch fadem Fade-out und den nicht unbedingt nötigen drei alten, neu aufbereiteten Songs ist „Letter To You“ genau das Album, das jetzt gebraucht wird. Bis die Stadien wieder öffnen, lernen wir die Texte auswendig. „That’ll band us together for as long as there’s stars/ Here in the house of a thousand guitars.“