„Songs of Faith and Devotion“ von Depeche Mode: Die Geburt Dave Gahans als Schamane

Produzent Flood beklagte, dass zu wenig Zeit für Polituren zur Verfügung gestanden hätte. Für die Hörer aber klang die Platte vollkommen.

Songs of Faith and Devotion (1993)

Er trug jetzt lange Haare, lebte zwölf Jahre nach Karrierebeginn seinen Rockertraum aus der Jugend, liebte den „Moonage Daydream“ und Jane’s Addiction, aber Dave Gahan wusste auch, dass an den Fans seinen Wandel behutsam verkaufen musste. Er hatte, wie er sang, reine Gedanken – sie waren nicht unreif: „If you see purity as immaturity / Well, it’s no surprise / For kindness, you substitute blindness /Please open your eyes“. Leute, macht die Augen auf – dies waren Depeche Mode 1993.

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Gahan wollte „Condemnation“, als Vorabsingle für „Songs Of Faith And Devotion“ durchboxen, was für die Band einer Revolution gleichgekommen wäre. Das Lied war ein Gospel und marschierte zeremoniell, getragen vor sich hin. Martin Gore legte sein Veto ein.

Mit „I Feel You“ als erste Auskopplung führten Depeche Mode dann den Triumphzug ihrer Energiebatzen – „Never Let me Down Again“, „Personal Jesus“ – fort. Die simple Blues-Gitarre, deren monotones Spiel allein schon fast wie Onanie aussah, erhielt im Refrain mit Gahans gespucktem „By and By“ sowie Gores „Ah, Ahh, Ahhh!“-Backgroundgesang das kongenialste Zusammenspiel der beiden Musiker, hands down. „I Feel You“ war die Geburt Dave Gahans als Schamane, wie er die Rolle bis heute inszeniert. Und zum ersten Mal ließ er völlig vergessen, dass er Texte eines anderen sang.

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In den Linernotes des „Songs Of Faith And Devotion“-Reissues von 2006 beklagte Produzent Flood, dass zu wenig Zeit für Polituren zur Verfügung gestanden hätte. Für die Hörer aber klang die Platte vollkommen. Allein, was Flood und Alan Wilder aus dem (Jahre später veröffentlichten) Gore-Demo von „I Feel You“ herausgeholt haben. Die Seele des Stücks ist in der Rohfassung zwar zu erkennen, der Sound aber erinnerte an die schmalen Skizzen der „Sounds Of The Universe“-Demos von 2009, die in fertiger Produktion wenig besser klangen.

Die Streicher von „One Caress“ bewiesen auf dem Album noch jenes orchestrale Volumen, die die Arrangements ab dem Nachfolger „Ultra“ von 1997 vermissen ließen. Tim Simenon, der „Ultra“ einrichtete, verwendete etwa in „Home“ den Bristol-Sound, bei dem Geiger klingen wie aus dem Keyboard.

Wir berichteten zuletzt:

Haben Depeche Mode in Mexiko City ein „Memento Mori“-Livealbum aufgenommen? Dieses Gerücht hält sich in der Fan-Szene seit einigen Wochen hartnäckig. Demnach hätten Dave Gahan, Martin Gore, Christian Eigner und Peter Gordeno ihre drei Gigs in der mexikanischen Hauptstadt (21.-25. September 2023) für Aufnahmen genutzt. Bestätigt ist bislang nichts. Dass Depeche Mode aber, einer inoffiziellen Tradition und gutem Geschäftssinn folgend, Mitschnitte ihrer Tourneen für den Heimvideomarkt veröffentlichen, gilt als sicher – dass machen sie seit rund 20 Jahren so.

„Die Gerüchteküche brodelt“, wie es so schön unter den DM-Anhängern heißt. Hausfotograf und Filmemacher Anton Corbijn sei schon in Mexiko gesichtet worden. Fans spekulieren auch, ob die Band einfach nur ein typisches DM-Konzert mitfilmen lässt, ob stattdessen nur Live-Versionen der zwölf „Memento Mori“-Lieder aufgenommen werden (was bedeuten würde, dass einige der Stücke ihre Livepremiere feiern müssten – also eher unwahrscheinlich ist), oder ob den Briten wieder eine Art Tourfilm wie „101“ (1989) oder „Spirits in the Forest“ (2019) vorschwebt, also eine Mischung aus Livebildern und Fankult-Impressionen.

Ein Fan brachte auch das Gerücht auf, dass Depeche Mode einen Mix aus Liveaufnahmen und dem „Tag der Toten“ in Mexiko planen. Der „Día de los Muertos“ gehört zu den wichtigsten Feiertagen Mexikos: An den Tagen zwischen dem 31. Oktober und dem 2. November gedenken die Mexikaner der Verstorbenen. Jedoch eher als Feier denn als Trauertag.

Der „Día de los Muertos“ würde insofern zum DeMo-Image passen, als das „Memento Mori“-Album als Reminiszenz an den verstorbenen Keyboarder Andrew Fletcher verstanden werden will, dessen Leben Martin und Dave auch auf der Bühne, wie in Songs wie „World In My Eyes“ preisen.

Auf Facebook kursieren auch erste Fotos von Einblendungen auf den Leinwänden in Mexico City. Demnach wird für ein „Untitled Depeche Mode Documentary“ gedreht, also eine noch „unbetitelte Depeche-Mode-Dokumentation“. Ein Rechtehinweis, dass jeder Zuschauer, der das Stadion betritt, sein Einverständnis für eine Filmaufnahme gibt, auf der man zu sehen sein könnte:

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Mit Beginn der Hallentournee im europäischen Winter 2024 wissen wir hoffentlich mehr. Zuletzt veröffentlichten Depeche Mode ein offizielles Video zum Albumtrack „My Favourite Stranger“, dessen Visuals auch schon über die Bühnenleinwände flimmerten.

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