ABBA: 10 Fakten, die kaum einer über die schwedische Band kennt

Wussten Sie zum Beispiel, dass die Band einst für einen Auftritt mit Öl bezahlt wurde?

1. In der Heimat Schweden wenig Anerkennung

In den 70er-Jahren wurden ABBA von zahlreichen Journalisten ihres Heimatlandes wenig pfleglich behandelt, geschweige denn gelobt. In einem Dokumentarfilm von 1999, der den Aufstieg der Gruppe zum Ruhm umreißt, erinnerte sich Frida Lyngstad daran, dass die Band von der schwedischen Presse heftige Kritik erhielt, weil sie sich nicht in die turbulente Innenpolitik des Landes während jener Dekade einmischte. Manch einen wird es an die aktuell immer wieder aufkeimende Diskussion um Prominente wie Helene Fischer erinnern, von der wiederholt gefordert wurde, sich gegen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland auszusprechen. Wie so oft in der Pop-Welt: Es hat alles schonmal irgendwo gegeben.

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Lyngstad fügte hinzu, dass das Vierergespann sich ebenso eine Menge darüber anhören musste, dass es Millionen von Schallplatten verkauft und einen stattliche Summe verdient habe. Von vielen ihrer Mitbürger wurde dies als unmoralisch angesehen.

2. Die schwedischen Beatles

So ungemütlich war es für die ABBA-Mitglieder zu Hause allerdings nicht immer. Sowohl Benny als auch Björn waren bereits in den 1960er Jahren in Schweden mit zwei separaten Gruppen erfolgreich. Benny in The Hep Stars, bekannt als die „schwedischen Beatles“, und Björn mit einer Folk-Band namens The Hootenanny Singers.

Ihre Wege kreuzten sich während einer Tour durch ihr Heimatland. Die beiden begannen schließlich damit, gemeinsam Melodien zu schreiben und 1970 zusammen ein Album namens „Lycka“ aufzunehmen. Sie brachten ihre Freundinnen Anni-Frid und Agnetha mit ins Studio und das Quartett erschuf seine erste Single „Hej, gamle man“ (Hallo, alter Mann) mit den Frauen als Background-Sängerinnen.

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3. Festfolk

Nach den Aufnahmen zu „Lycka“ wurde aus dem Duo Benny Andersson und Björn Ulvaeus schließlich ein Quartett. Die Band existierte ab 1972, doch sie besaß längere Zeit einen anderen Namen. ABBA, die Initialen der Vornamen der Bandmitglieder, war der Nachfolger von „Festfolk“, was auf Schwedisch in etwa „feiernde Gruppe“ bedeutet. Das englische „party people“ lässt sich dabei wohl als dankbarere Übersetzung verwenden. Die Aussprache dieses Wortes ist gleichzeitig sehr ähnlich zu „fästfolk“. In den 70ern wurde Letzteres häufig für verlobte Paare verwendet – zweifelsfrei ein passender Name für das ABBA von damals.

4. Der Kalte Krieg und seine Eigentümlichkeiten

ABBA wurden einst von Russland, damals noch in Form der Sowjetunion, in Öl bezahlt. Aufgrund eines föderalen Embargos gegen den russischen Rubel in den Jahren des Kalten Krieges erhielt die Band während jenes Zeitraums die normalerweise üblichen Lizenzgebühren für die Nutzung ihrer Musik umgewandelt in Ölprodukte aus allen Staaten unter kommunistischer Kontrolle.

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Der ungewöhnliche Austausch, der vom Management der Band organisiert wurde, war tatsächlich ziemlich lukrativ. Auf dem Höhepunkt ihres Ruhmes waren ABBA nach Volvo Schwedens zweitwichtigstes Exportprodukt.

ABBA waren in den 1970ern eine wahre Goldgrube.

5. Der deutsche Vater

Frida Lyngstad, die mittlerweile mit vollem Namen Anni-Frid Lyngstad Prinzessin Reuß von Plauen heißt, wurde im Gegensatz zu den übrigen ABBA-Mitgliedern nicht in Schweden geboren. Sie kam 1945 in Norwegen zur Welt. Ihre Mutter ließ sich während des Zweiten Weltkrieges mit einem deutschen Soldaten ein, was nach Kriegsende mitunter sehr gefährlich werden konnte. Nicht nur für die Mütter, sondern ebenso für die daraus entstandenen Kinder. Als Kleinkind kam Frida Lyngstad daher mit ihrer Großmutter nach Schweden.

Viele Jahre glaubte sie, dass ihr Vater in den letzten Kriegstagen gestorben sei, doch die Bravo enthüllte 1977 die Wahrheit über ihre Familiengeschichte. Trotz einer persönlichen Begegnung mit ihrem deutschen Vater baute Frida Lyngstad nie eine echte Bindung zu ihm auf.

6. Protektionismus

Björn Ulvaeus und Benny Andersson sind sehr wählerisch, wenn es um Sampling-Anfragen aus ihrem Katalog geht. Sie gingen sogar so weit, die britische Band The KLF zu verklagen, die 1987 im Text zu „Dancing Queen“ wilderten. Nur wenige Künstler bekamen bisher die Erlaubnis, ABBA-Songs zu samplen.

Zuerst verwendeten die Fugees einen Ausschnitt von „The Name Of The Game“ für ihren Song „Rumble In The Jungle“, der 1996 erschien. Die wohl bekannteste Übernahme von ABBA-Material findet sich in Madonnas Hit „Hung Up“ von 2005. Sie bat Benny und Björn darum, das Hauptthema aus „Gimme!, Gimme!, Gimme!, (A Man After Midnight)“ nutzen zu dürfen. Bei der „Queen of Pop“ überlegt man es sich vielleicht zweimal.

7. Am Fiskus vorbei

Diese ausgefallenen, teils futuristischen Kleidungsstücke, die ABBA häufig bei ihren Shows trugen, waren nicht nur Mittel zum Zweck, wenn es um Aufsehen auf der Bühne ging. Sie halfen ihnen tatsächlich dabei, Steuern zu sparen. Klingt seltsam, ist es auch.

Der Grund dafür war ein Schlupfloch im schwedischen Gesetzt. Demnach konnte man die Ausgaben für Anziehsachen, die nicht für den täglichen Gebrauch geeignet waren, von der Steuer absetzen.

ABBA 1976

8. Noch einmal davon gekommen

ABBA befanden sich 1979 auf einer Tour durch die USA. Standesgemäß charterte man einen Privatjet, um von New York nach Boston zu gelangen, allerdings stellte sich dies während des Fluges als schlechte Idee heraus. Geld schützt sicherlich nicht vor allen Unannehmlichkeiten des Reisens.

Ein Tornado zog auf und brachte die Band mitsamt der Crew in echte Lebensgefahr. Sie setzten ein S.O.S. ab, bevor sie es schließlich schafften, auf dem nächstbesten Flughafen notzulanden. Der Schrecken saß so tief, dass Agnetha bis auf Weiteres keinen Fuß mehr in ein Flugzeug setzte.

9. ABBA vs. ABBA

Hört man den Namen ABBA, ist die Sache klar. Es geht um die Band. Nicht ganz, vorausgesetzt, man kommt aus Schweden. Bereits seit dem 19. Jahrhundert existiert ein Unternehmen für Fischprodukte mit dem selben Namen.

Natürlich war damit Streit vorprogrammiert. ABBA hatten bereits großflächig auf sich aufmerksam gemacht und konnten im Grunde nicht mehr zurück. Eine Namensänderung hätte alleine geschäftlich eine riesige Herausforderung dargestellt. 1974 einigte man sich letztlich hinter verschlossenen Türen. Die Produzenten von eingelegtem Hering und Co. hatten wohl erkannt, dass eine der größten Bands jener Zeit hervorragende Werbung für ihre Angebote machte. Ganz umsonst.

ABBA – eine extrem starke Marke.

10. Die eigene Spielwiese

Zusammen mit ihrem Manager, dem legendären Stig Andersson, gründeten ABBA das Label Polar Music. Aber damit nicht genug. Als enorm erfolgreiche Band verfügten sie über die finanziellen Mittel, um außerdem ihr eigenes Studio ins Leben zu rufen. Ein verlassenes Kino in Stockholm wurde als der perfekte Ort für diesen Zweck ausgesucht und kurzerhand in die Polar Studios umgewandelt.

Bevor sie 2004 aufgrund von untragbaren Mietsteigerungen schließen mussten, wurden die Polar Studios nicht nur durch ABBA selbst ein wahres Mekka der Popmusik. Das Who-Is-Who drückte sich die Klinke in die Hand. Led Zeppelin, Genesis, Rammstein, Beastie Boys, The Ramones – die Liste spricht für sich.

Matt Green Redferns
Michael Ochs Archives

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