Festival-Auftakt bei Rock am Ring 2019: Der Freitag mit Tool, Slash, Smashing Pumpkins u.v.m.

Ein Festival mit besonders starken Headlinern hat begonnen – am Freitag hatten Besucher die Chance, Acts wie Tool, Slash, Cage The Elephant, Smashing Pumpkins sowie The 1975 und Bonez MC & RAF Camora live zu erleben.

Die Zuschauer bei Rock am Ring 2019 können sich am Freitag glücklich schätzen, was das Wetter angeht – von Klimakapriolen bleiben die Camper zum Festival-Auftakt weitestgehend verschont. Höchstens der teils starke Wind kann einem für kurze Zeit die Laune verderben, wenn einem eine umherfliegende Pizzaschachtel das Auge auszustechen versucht oder anderer Festival-Unrat über die gerade erst geholten Köstlichkeiten weht, die es beispielsweise am Stand mit dem kulinarisch-ambivalenten Sammelbegriff ASIA zu erstehen gibt. Bleibt das Wetter so, können Festivalbesucher in den noch kommenden zwei Tagen aber aufatmen: Nicht zu heiß und nicht zu nass – so ist Rock am Ring wirklich am schönsten.

Die Fotos vom Freitag bei Rock am Ring:

Alice In Chains  – Rückkehr zu Rock am Ring

Blanke Brüste auf den Videowänden – allerdings nicht aufgenommen im Publikum, sondern auf der Bühne. Das Kamerateam wirkt ein wenig besessen von der frivolen Pin-up-Gitarre von Jerry Cantrell, der verbliebenen Stimme von Alice In Chains. Seit einigen Jahren wird die Band erfolgreich von William DuVall unterstützt, sodass sich selbst eingefleischte Fans der Grunge-Band trotz des tragischen Ablebens von Layne Staley mit den Zukunftsplänen der Musiker arrangieren können. Die Rückkehr zu Rock am Ring mit Songs wie „Them Bones“, „Dam That River“, „Would?“ und „Rooster“ glückte bereits zwei Mal und auch am Freitag lagen sich einige Zuschauer zu Zeilen wie „You know he ain’t gonna die, no, no, no, ya know he ain’t gonna die“ in den Armen, weil die Realität eben doch finsterer ist, als sie den Musikern aus Seattle damals erschien.

Setlist von Alice in Chains bei Rock am Ring 2019

Them Bones
Dam That River
Again
Check My Brain
Rainier Fog
Down in a Hole
Stone
We Die Young
Angry Chair
Man in the Box
The One You Know
Would?
Rooster

Dicke Hose bei Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators

Etwas über 50 Meter misst die gesamte Volcano Stage – damit ist sie gerade groß genug, dass anschließend Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators ihren breitbeinigen Gitarrenrock darauf platzieren können. Damit wirken sie nüchtern betrachtet schon wie die akustische Untermalung für selbstgefällige U-Bahn-Spreizer, gerade nach dem depressiven Trip durch den düstersten Abschnitt der Neunziger sind die Zuschauer aber dankbar für feierbaren Macker-Rock und Slashs schlichtweg beneidenswerte Solo-Schredderei. Eine Party, wie sie auch im Rainbow in L.A. ablaufen könnte – mit Typen, deren Haare stets einen Tick zu schwarz gefärbt sind. Und sogar dem Stammgast Lemmy, der dort als Statue verewigt wurde, gedenkt die Band: Bassist Todd Kerns singt ihm zu Ehren „Doctor Alibi”, das vor neun Jahren mit dem Motörhead-Frontmann aufgenommen wurde.

Setlist von Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators bei Rock am Ring 2019

The Call of the Wild
Halo
Standing in the Sun
Back From Cali
My Antidote
Serve You Right
Boulevard of Broken Hearts
Doctor Alibi
Mind Your Manners
Driving Rain
Nightrain (Guns N’ Roses cover)
You’re a Lie
World on Fire
Anastasia

The Smashing Pumpkins: Nosferatu lässt grüßen

Billy Corgan channelt seinen inneren Nosferatu: Der schwarze Mantel mit „SP“-Armbinde schleift beinahe auf dem Bühnenboden, während der Frontmann bedächtig herumschleicht und das Publikum mustert, das sich unter dem Mond und vor der Volcano Stage eingefunden hat. Es ist eine nahezu perfekte Konstellation, ist die Band doch inzwischen fast wieder in Originalbesetzung unterwegs (nur D’Arcy Wretzky fehlt weiterhin). Die Unstimmigkeiten, die einst zum Bruch geführt hatten, scheinen größtenteils aus der Welt geräumt, sodass Songs wie „Siva“ und “Bullet With Butterfly Wings“ einen nostalgischen Flashback in die Neunziger erlauben. Aber irgendwas wurmt Billy Corgan dennoch: Während „Superchrist“ beginnt er plötzlich zu schimpfen – für die Zuschauer unhörbar, aber Gitarrist Jeff Schroeder spielt doch lieber neben dem entspannter wirkenden James Iha weiter. Für „Ava Adore“ legt Billy Corgan dann aber die Gitarre weg und schwooft ausgelassen drauf los – ein Anblick, der zuversichtlich stimmt, dass The Smashing Pumpkins so formiert wieder häufiger zu sehen sein werden.

Setlist von Smashing Pumpkins bei Rock am Ring 2019

Siva
Zero
Solara
Knights of Malta
Eye
Bullet With Butterfly Wings
Tiberius
G.L.O.W.
Disarm
Superchrist
The Everlasting Gaze
Ava Adore
Cherub Rock
Tonight, Tonight

Tool – Visuals für die Generation Viva Zwei

Maynard James Keenan macht es gern ein bisschen spannend – das galt zuletzt vor allem für den Release-Termin des neuen Albums, äußert sich aber auch darin, dass der Tool-Frontmann trotz bemerkenswerter Iro-Frisur, schwarz umrandeten Augen und Leder-Outfit lieber das komplette Set abseits der Bühnenscheinwerfer verbringt, dort Kriegerposen ausführt oder Kamehamehas in die Menge feuert. Dass sich Keenan 2019 plötzlich ins Rampenlicht drängen würde, war aber ohnehin nicht zu erwarten – umso mehr können die visuellen Effekte wirken, die auf den drei Videoleinwänden jene Zuschauer triggern, die sich der Progressive-Metal-Band einst dank VIVA Zwei mit den schauerlichen wie faszinierenden Videoclips näherten. Leicht verdauliche Dreiminüter hat Tool wahrlich nicht im Programm, dafür einige ausgewalzte Hits sowie die neuen Songs „Descending“ und „Invincible“ –  wer’s versteht, bleibt und lässt sich von Musik und Visuals hypnotisiseren. Der Rest geht schon mal zu Indie-Pop von The 1975 tanzen – verpasst dann aber auch den epischen Abschluss mit „Stinkfist. „Pleasure as always. Thank you very much.“ Abgang.

Setlist von Tool bei Rock am Ring 2019

Ænema
The Pot
Parabola
Descending
Schism
Invincible
Part of Me
Jambi
Forty Six & 2
Sweat
Stinkfist

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