11 Filme, die Opfer ihrer Interpretation wurden

Wir haben 11 Filme gelistet, deren ursprüngliche Bedeutung umgedeutet und zweckentfremdet wurde.

Kunst liegt nicht immer im Auge des Betrachters. Obwohl unser Sinn für Ästhetik durchaus subjektiv ist, heißt das nicht, dass jede Schöpfung einer Künstlerin oder eines Künstlers nach Gutdünken interpretiert werden kann. Jede kreative Schöpfung, sei es Musik, Filme oder Texte, ist mit gewissen Intentionen und Motivationen dem Geist eines Menschen entsprungen.

Wenn aber vermeintliche Fans meinen, etwas völlig anderes in einem Werk zu finden, was eigentlich beabsichtigt war, spricht man vom “death of the author”, dem Tod des Autors. Dies kommt besonders häufig bei Büchern, aber vor allem Filmen vor, die die Zuschauer*innen zum Nachdenken anregen wollen und ihre Botschaften nicht eindeutig darlegen. Der Spielraum für Interpretation wird hierbei gerne nach dem eigenen Ermessen ausgelegt.

Jeder Film hat etwas zu sagen, auch wenn die Bedeutung nicht immer gleich eindeutig ist. In Zeiten von Internet-Communities und Infoblasen interpretieren einige diese aber für ihre eigenen Zwecke um. Wir haben 11 Filme gefunden, denen eine neue Bedeutung aufgezwungen wurde.

1. American Psycho (2000)

Als Autor Bret Easton Ellis seinen Skandalroman “American Psycho” im Jahr 1991 veröffentlichte, war die Resonanz alles andere als positiv. Obwohl die Satire auf die Lebenswelt der Achtzigerjahre-Yuppies zum Bestseller avancierte, wurde das Buch für seine Gewaltdarstellungen und oberflächliche Figurenzeichnung kritisiert. Die gleichnamige Verfilmung von Mary Harron von 2000, in der Christian Bale in die Rolle des Psychopathen Patrick Bateman schlüpfte, musste ähnliche Kritik über sich ergehen lassen. Erst mit den Jahren entwickelte sich “American Psycho” zu einem Kultfilm, und die Botschaft über die Leere im Leben der Reichen und toxische Männlichkeit räsonierte stärker mit dem Publikum.

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Leider hat sich die eigentliche Intention des Films, die vom Autor und von der Regisseurin bestätigt wurde, mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. In den Augen der sogenannten “Sigma Males” ist der gestörte Protagonist auf einmal ein Vorbild. Bei “Sigma Males” handelt es sich um eine Internet-Subkultur von jungen Männern, die Einzelgänger und von Selbstoptimierung besessen sind. Und genau in Patrick Bateman hat diese Subkultur ihr goldenes Kalb gefunden, ohne die Figur richtig verstanden zu haben.

Bateman ist laut Ellis, Harron und Bale eine Witzfigur und die personifizierte Kritik an überzogener Männlichkeit und Besessenheit von gesellschaftlichem Ansehen. Für “Sigmas” gelten Batemans oberflächliche Obsessionen als erstrebenswert und dessen Gewaltausbrüche als eine Art Widerstand gegen das System. Dass die Figur im Verlauf der Handlung immer weiter mental verfällt und letztlich an sich selbst zugrunde geht, wird jedoch völlig ausgeblendet. Bateman ist niemand, den Männer imitieren sollten.

2. American History X (1998)

“American History X”, in dem Edward Norton (“Fight Club”) und Edward Furlong (“Terminator 2”) die Hauptrollen spielten, kam die zweifelhafte Ehre zuteil, ungewollte Bewunderer anzuziehen. Das Drama, für das Norton als Bester Hauptdarsteller bei den Oscars 1999 nominiert war, erzählt die Geschichte der Brüder Derek (Furlong) und Danny (Norton), die gewalttätige Neonazis sind. Da Derek einen afroamerikanischen Einbrecher umbringt, landet er wegen Totschlags im Gefängnis und lernt dort eine andere Sichtweise auf die Welt kennen, die ihn von seinem faschistischen Weg abbringt.

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Mit seiner emotionalen Betrachtung auf die Ursachen von Gewalt und die Folgen von ideologischer Verblendung ist “American History X” eindeutig als eine Kritik an Neofaschismus und Rassismus in den USA zu erkennen. Kein Wunder, ist Regisseur Tony Kaye doch selbst jüdischer Herkunft und gehört damit zu den Hassobjekten dieser Gesinnung.

Dennoch haben sich Neonazis auf der ganzen Welt diesen Film angeeignet und verherrlichen die Figur Derek sowie dessen Gewaltakte. Das perverse Vergnügen, das Nazis an “American History X” haben, wird besonders an ihrer Feier der berüchtigten Bordstein-Szene deutlich. Halbwegs empathische Zuschauer:innen zeigen sich von diesem filmischen Moment resoluter Gewalt erschüttert, während das braune Gedankengut gerade diese Szene und die verstörte Hauptfigur unverständlicherweise verehrt.

3. Tár (2022)

Regisseur Todd Field (“Little Children”) hat in seiner langen Karriere bisher nur drei Spielfilme gemacht. Allen ist aber gemein, dass sie sich mit komplexen Themen und Figuren beschäftigen und die Zuschauer:innen in deren Perspektiven versetzen. So auch in Fields Oscar-nominiertem Drama “Tár”, in dem Cate Blanchett die titelgebende Protagonistin darstellt. Lydia Tár ist eine ehrgeizige Dirigentin, die sich bis zur Leitung der Berliner Philharmoniker hochgearbeitet hat. Trotz ihres Erfolges haften an Lydia viele dunkle Schatten ihrer Vergangenheit, die sie heimsuchen.

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“Tár” beschäftigt sich mit den Gefahren des Erfolgs und wie gewöhnliche Menschen ihre neugewonnene Macht missbrauchen. Im Film wird Lydia vorgeworfen, ihre Musikstudentinnen für sexuelle Gefälligkeiten ausgenutzt zu haben, was zum Suizid einer ehemaligen Schülerin führte. Trotz des öffentlichen Drucks und ihrer eigenen Schuldgefühle versucht Lydia ihr Leben weiterzuleben, als wäre nichts geschehen.

Nicht wenige rechts-konservative Filmkritiker:innen interpretieren “Tár” daher als einen Film, der sich gegen die Cancel Culture auflehnt. Der Tenor lautet, dass Lydia ein Opfer der “woken” Gesellschaft ist, die der narzisstischen Dirigentin den Erfolg missgönnt. Jedoch kristallisiert sich im Verlauf der Handlung immer stärker heraus, dass sie mit ihrem rücksichtslosen Verhalten selbst für ihren Abstieg verantwortlich ist. Die gewählte Interpretation betreibt hingegen eine Täter-Opfer-Umkehr, die nicht untypisch für das rechte Milieu ist.

4. The Wolf of Wall Street (2013)

Wenn es um die Umdeutung von Filmen und deren Intention geht, ist “The Wolf of Wall Street” wohl eines der bekanntesten Beispiele. Die Komödie erzählt die wahre Geschichte des Hochstaplers Jordan Belfort (Leonardo DiCaprio), der mit krummen Geschäften am Investmentmarkt zum Millionär wurde. Regisseur Martin Scorsese (“Goodfellas”) ist bekannt dafür, sein Publikum die Perspektive seiner moralischen zwielichtigen Protagonistin:innen einnehmen zu lassen, und so stellt uns Scorsese auch in “The Wolf of Wall Street” die Frage, ob wir nicht genau so handeln würden, wenn wir in der gleichen Situation wären. Deshalb präsentierte der Regisseur Belforts orgiastische Ausschweifungen aus Sex, Drogen und Geld als ein Spektakel, während wir stets im Hinterkopf behalten müssen, dass andere dafür ihr Geld und ihre Lebensgrundlage verloren haben.

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Anstatt darin eine Warnung zu sehen, verherrlichen viele Angestellte im Verkaufsbereich “The Wolf of Wall Street” und seinen dekadenten Protagonisten. Alles ist erlaubt, wenn es um den Verkauf geht. Wer seine Zahlen erreicht und die dicke Kohle macht, darf den Exzess ohne Rücksicht auf Verluste genießen.

Schon Oliver Stone, ein Kollege und Zeitgenosse Scorseses, zeigte uns in “Wall Street”, seiner Abrechnung mit dem Finanzsektor von 1987, dass die New Yorker Yuppie-Kultur sich das Motto “greed is good” auf die Stirn geschrieben hat. Anscheinend fühlen sich einige nach der Sichtung von “The Wolf of Wall Street” darin nur noch mehr bestätigt. Dabei sollte jedem klar sein, dass wie im Film jeder Exzess mit einem bösen Kater endet.

5. Taxi Driver (1976)

Wie bereits erwähnt, ist es Martin Scorseses Stärke, die Zuschauer:innen die Sichtweise von zwielichtigen Figuren einnehmen zu lassen. Dies bewies der damals noch junge Regisseur in seinem längst zum Klassiker avancierten “Taxi Driver”, in dem Robert DeNiro in die berühmte Rolle von Travis Bickle schlüpfte. Travis ist ein schwer traumatisierter Vietnamveteran, der als New Yorker Taxifahrer arbeitet, um seine Schlaflosigkeit und Einsamkeit zu vergessen. Nach und nach aber beginnt sich Travis’ mentaler Zustand zu verschlimmern.

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“Taxi Driver” wirft einen Blick auf die Vergessenen und Abgehängten in unserer Gesellschaft. Travis ist ein Einzelgänger, der seine Erlebnisse im Krieg wohl nie aufgearbeitet hat und dessen Isolation von der Welt in Wahn und Hass überschlägt. Heute ist Travis zu einer Art Idol für die sogenannten Incels geworden. Bei Incels handelt es sich um hauptsächlich junge Männer, die in einem unfreiwilligen Zölibat leben und der Welt die Schuld an ihrem Mangel an (sexueller) Intimität geben. Nicht selten ist diese Wut mit gewalttätigen Rachefantasien verbunden, die in den letzten Jahren tragischerweise auch in die Tat umgesetzt wurden.

Travis’ Amoklauf in einem Bordell am Ende von “Taxi Driver” gilt daher einigen Incels als Blaupause, die sie in ihrem Denken und Handeln bestätigt. Während Martin Scorsese selbst im Audiokommentar seines Films davon spricht, dass Travis eine tickende Zeitbombe und eine Gefahr für sich und seine Umwelt ist, ist er für Incels ein Held, der sich endlich gegen eine wahrgenommene Ungerechtigkeit wehrt.

6. Starship Troopers (1997)

Die Sci-Fi-Action-Satire “Starship Troopers” sorgte schon bei ihrer Veröffentlichung im Jahr 1997 für Verwirrung. Viele Kritiker:innen und Kinogänger:innen wussten nicht so ganz, was sie mit dem Mix aus bissigem Humor und brachialer Blockbuster-Action anfangen sollten. In Deutschland landete der Streifen nur wenige Wochen nach seiner Premiere direkt auf dem Index, nicht nur wegen der exzessiven Gewaltdarstellung, sondern auch wegen seiner faschistisch anmutenden Ästhetik. Dabei schlug “Starship Troopers” in eine ähnliche Kerbe wie die anderen Werke von Regisseur Paul Verhoeven (“Robocop”): Schwarzer Humor und ein satirischer Blick auf die US-amerikanische Kultur sind die Markenzeichen des Niederländers, die das Publikum später dann doch in dem Science-Fiction-Film erkannten und zu schätzen lernten.

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Jedoch hat sich diese Wahrnehmung erst kürzlich in eine andere Richtung verdreht. 2024 gewann “Starship Troopers” ein neues Publikum, was mit dem Riesenerfolg des Videospiels “Helldivers 2” zusammenhängt, das seinen Einfluss durch den Streifen offen zur Schau trägt. Dieser beißende Sarkasmus in “Starship Troopers”, der auch im Game zu finden ist, scheint in gewissen Kreisen im Internet, die sich im rechten Spektrum bewegen, nicht angekommen zu sein.

Denn nun wird der Film nicht mehr als Satire auf Hurra-Patriotismus und Faschismus interpretiert, sondern als bierernste “Wir-gegen-die”-Botschaft. Nachzulesen war diese Umdeutung unter anderem auf X (ehemals Twitter), wo ein User darauf hinwies, dass Verhoevens Werk keine Satire sein kann, da die Figuren im Film ja alle gut aussehend sind und daher per Definition nicht lächerlich erscheinen können. Die Absicht des Regisseurs, “Starship Troopers” als einen Propagandafilm zu inszenieren, der in einer solchen faschistischen Gesellschaft gezeigt werden würde, ging an diesen Leuten völlig vorbei.

7. Fight Club (1999)

Wir alle kennen die erste Regel vom “Fight Club”, aber was ist mit der Aussage von David Finchers Romanverfilmung? Daran scheiden sich nach wie vor die Geister. Fest steht, dass schon Autor Chuck Palahniuk in der Vorlage Themen wie Konsum, Vereinsamung und den Wandel des Männerbilds aufgriff. Seine Absicht mit “Fight Club” war es, eine ähnliche Symbolkraft wie Literatur für Frauen zu erzeugen und von der Auflehnung des Individuums gegen die Autorität zu erzählen.

Fincher verarbeitete den Stoff auf ähnliche Weise, nur näherte er sich der Story von einem satirischen Blickwinkel. Das Gebaren des namenlosen Protagonisten (Edward Norton) und seinem anarchistischen Mentor Tyler Durden (Brad Pitt) soll in keiner Weise ernst genommen werden. Vielmehr zeigt der Film auf überzeichnete Weise, wie gekränkte und emotional unreife Männer von einem Extrem ins andere abgleiten. Das Ergebnis sind sinnlose Gewalt, Zerstörung und der Verlust der eigenen Identität.

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“Fight Club” war kein Kinoerfolg und entwickelte sich erst auf DVD zum Kultfilm. Innerhalb der selbsternannten “Manosphere” und unter Incels wurde der Streifen gar eine Art Männlichkeits-Manifest. Die Gewaltspirale im Film wird als natürliches Ausdrucksmittel von maskulinen Emotionen verstanden. Nicht wenige verehren die Figur Tyler Durden als Propheten und sein Abbild ziert die unterschiedlichsten Merchandiseprodukte. Ironisch für einen Film, der angeblich antikapitalistisch ist. Genau darin liegt aber der satirische Ansatz von “Fight Club”.

Es ist kein Zufall, dass der gutaussehende und durchtrainierte Brad Pitt die Rolle von Durden, dem “idealen Männerbild”, übernahm. “Fight Club” steckt bewusst voller Widersprüche und lässt gerade den männlichen Zuschauern viel Projektionsfläche, um sich selbst zu hinterfragen. Jedoch scheint dies am selbsternannten “Alpha Male”-Publikum völlig vorbeizugehen. Selbst Regisseur David Fincher äußerte sich dazu, dass es nicht seine Absicht war, dass seinem Werk eine solche zweifelhafte Bewunderung zukommt.

8./9./10. Fast alle Filme von Stanley Kubrick (aber besonders „Eyes Wide Shut, „Uhrwerk Orange“ und „Shining“)

Schon zu seinen Lebzeiten galt Stanley Kubrick als ein enigmatischer Charakter. Der akribisch arbeitende Filmemacher hielt sein Privatleben weitgehend von der Öffentlichkeit fern und gab kaum Interviews. Lieber ließ er seine bahnbrechenden Werke für sich stehen, die sich um die Rolle des Menschen in der Gesellschaft und Natur drehen. Genau wie Kubrick selbst ließen auch seine Filme Platz für Spekulationen. Diese ufern teilweise so weit aus, dass sich geneigte Zuschauer:innen fragen, ob sie den gleichen Film gesehen haben.

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Unter Verschwörungstheoretiker:innen sind Kubricks Werke quasi zum Studienobjekt geworden, und bis heute versuchen sie, angeblich geheime Botschaften in ihnen zu entschlüsseln. Hierzu gehört etwa seine letzte Arbeit “Eyes Wide Shut”, in welchem ein New Yorker Arzt (Tom Cruise) versucht, seine Ehefrau (Nicole Kidman) zu betrügen und dabei an zwielichtige Gestalten gerät. Verschwörungstheoretiker:innen sehen in dem Beziehungsdrama eine Aufdeckung von Geheimbünden wie den Illuminaten, die Kubrick filmisch bloßstellen wollte. Der plötzliche Herztod des Workaholics kurz nach der Fertigstellung soll demnach auch kein Zufall, sondern ein geplanter Mord gewesen sein.

Auch das kontroverse “A Clockwork Orange” wurde zum Spielball verschiedener Interpretationen. Die Frage nach dem freien Willen und der Komplexität eines Menschen steht laut diversen Foren im Internet nicht im Vordergrund. Stattdessen soll in diesem Falle Kubrick mit dem liberalen Wandel in den 70er Jahren abgerechnet haben, und Protagonist Alex (Malcolm McDowell) ist eigentlich kein gewalttätiger Krimineller, sondern ein konservativer Rebell.

Am meisten aber wird der Horrorfilm “The Shining” mit teilweise sehr abstrusen Theorien umgedeutet, was auch der Dokumentarfilm “Room 237” zur Schau stellt. Von einer Aufarbeitung des Holocausts über Gleichsetzungen der Figuren mit mythischen Kreaturen bis hin zu Kubricks Schuldgeständnis, die Mondlandung für die NASA gefälscht zu haben, ist fast alles vertreten, was Verschwörungstheorien hergeben.

11. Nightcrawler (2014)

Viele von uns träumen wahrscheinlich vom eigenen Geschäft, das wir im Angesicht unseres Schweißes aufgebaut haben. In “Nightcrawler” setzte sich Regisseur und Drehbuchautor Dan Gilroy damit auseinander, wie weit manche Menschen für diesen Traum gehen. Der Kleinkriminelle Louis Bloom (Jake Gyllenhaal) gründet seine eigene Filmproduktionsfirma, um Nachrichtensendern exklusive Aufnahmen von Tatorten, Unfällen und Morden in Los Angeles zu verkaufen. Das atmosphärische “Nightcrawler” ist eine Dekonstruktion des “American Dreams” und beschreibt, wie Gier zu Rücksichtslosigkeit und Entmenschlichung führen. Dies verkörpert auch der Protagonist Louis, ein ambitionierter Soziopath, der Dank Gyllenhaals herausragenden Schauspiels Fläche zur Identifikation bietet.

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In mancher Hinsicht könnte der Schauspieler sogar für zu viel Projektionsfläche gesorgt haben, denn längst nicht alle Filmfans sehen in Louis Bloom und seinem Handeln etwas Negatives. Teilweise erhielt die Hauptrolle Applaus für ihren unbedingten Willen, und wer gerade in den USA sein eigenes Geschäft aufziehen will, muss eben so handeln. Dass Louis bei seinem rasanten Aufstieg buchstäblich über Leichen geht, sei geschenkt, denn der Erfolg gibt ihm Recht.

Es ist durchaus traurig, dass sich so viele Menschen, vor allem wieder junge Männer, in einer Figur wiederfinden, die unmoralisch handelt und sich bewusst den Normen des menschlichen Zusammenlebens widersetzt. Aber wie wir schon in anderen Beispielen in dieser Auflistung gesehen haben, gelten die Einzelgänger und Außenseiter in der Fiktion nun als Held, deren Verhalten zum Nachahmen anregen anstatt Nachdenken anregen soll.

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