Kritik: „Garfield – Eine Extra Portion Abenteuer“ – im Zweifel für die Wildnis

Garfield erwacht! Ist also doch kein langweiliges dickes Fellknäuel.

Die Katze Garfield, erdacht 1978, ist ein Vorgänger von Bart Simpson, erdacht 1989; sie sind Cartoon-Figuren, wie sie heute kaum noch erfunden werden: faul, verfressen (auch wenn Bart nicht zunimmt), und ohne jedes Interesse an  Zukunftsplanung. Einfach nur rumliegen, Fernsehen glotzen. Gucken, was der nächste Tag bringt. Sich bedienen lassen, statt selbst die Dinge in die Hand zu nehmen. Erfrischend, oder? Warum traut sich heute keiner mehr an (gezeichnete) Vorbilder, die das Nichtstun zelebrieren? Dafür bietet sich die Generation Z doch prima an … nur ein Scherz.

Der neue, animierte Kinofilm „Garfield – Eine Extra Portion Abenteuer“ lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass der Humanfaktor im Zusammenspiel zwischen Mensch und Katze ein großer Fehler ist: Der Mensch hätte die Wildkatze nie zähmen, sie domestizieren dürfen. Der junge Kater Garfield war, wie wir im Prolog erfahren, ein Streuner; erst im Haus seines Herrchens Jon wird aus dem struppigen, früh von seinem Vater verlassenen Findling jene kauleistendehnbare Fressmaschine, die jeden Tag nur Catflix gucken möchte. Menschen machen Katzen faul.

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Irgendwann taucht aber Garfields Vater Vic wieder auf, ein Hobo, der mit dem nah am Wasser gebauten Sohn und weiteren Kumpanen einen Raubzug planen will. Und in Garfield werden die Instinkte geweckt. Er wacht auf. In der besten Sequenz von Mark Dindals gelungenem, fünften „Garfield“-Film erkämpft sich die Diebestruppe ihren Weg durch eine Käsefabrik, die wie ein heißer Höllenschlund inszeniert wird, mit Fondue wie Lava, aber auch von Robotern betriebenen, rotierenden Käsemessern, die die Katzen zu vierteilen drohen. Die Menschenwelt der Nahrungsmittelindustrie wird für die Tiere zum Albtraum.

In der Synchronfassung spricht Hape Kerkeling den Garfield und Anke Engelke spricht die Schurkin, eine wuchtige Perserkatze namens Jinx. Zwei gute Besetzungen. Von Kerkeling als Synchronsprecher ist man ja meistens den übertriebenen Regionaldialekt gewohnt, ob als Horst Schlämmer oder iranischen Schachgroßmeister (wann gräbt er den eigentlich mal wieder aus?). Engelke spricht Jinx mit französischem statt, wie im Original englischen Akzent, weil das, wie sie auf der Premiere in der Berliner Kulturbrauerei sagte, einfach schöner klingt. Da hat sie sicher Recht. Man erkennt sie in der Rolle kaum wieder, was schade sein könnte, aber irgendwie doch auch mal ganz befriedigend ist.

Wie Vater Vic und Sohn Garfield zusammenfinden, und wie sie das Ende (das natürlich nicht verraten wird) der „Extra Portion Abenteuer“ bestreiten, ist die eigentliche, womöglich zynische Pointe. Ist das Ende ein Gewinn für beide?

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