Lieblingsalben der 80er: Janet Jackson – „Control“

Papa Joe, der nicht verhindern konnte, dass seine Tochter ohne Aufpasser fern von L.A. produzierte, prophezeite einen Flop. Es kam völlig anders.

Zugetraut hatte es ihr doch kaum jemand. Derweil Bruder Michael endgültig im Pop-Olymp Platz nahm. Janet Jackson? Auf „Dream Street“ (1984) war zwar schon mal The‑Time-Gitarrist Jesse Johnson mit an Bord, ins Wasser schubsen mochte sie den Familienclan in Gestalt von Bruder Marlon aber noch nicht.

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Die Ironie lag natürlich darin, dass Janet Jackson Kontrolle über ihre Karriere nur wirklich gewinnen konnte, indem sie sich anderweitig bedingungslos anvertraute. Oder wie es Jimmy Jam später formulierte: „We required that they put her in our hands.“ Jam und Partnerproduzent Terry Lewis bauten in ihren Flyte-Tyme-Studios ein stolz-stählernes Funk-Gerüst aus programmierten Drums, Synth-Bässen und Keyboard-Hooks, das die Unabhängigkeitserklärung der 20-jährigen Hauptdarstellerin vorwegnahm und verstärkte. Keine andere Platte des Minneapolis-Duos hat die Achtziger so klar definiert wie „Control“ – und zugleich noch darüber hinaus gewiesen.

Mit diesem wuchtigen Triplet-Beat, der später als „New Jack Swing“ totgeritten wurde. Mit diesem Mix aus Industrial-Ästhetik, R’n’B-Groove, Safe-Sex-Manifest („Let’s Wait Awhile“). Und Tracks wie das Titelstück, „Nasty“ (geschrieben nach einem Street Harrassment vor ihrem Hotel während der Produktion) und „What Have You Done For Me Lately?“ (der Abgesang auf ihre Kurzehe mit James DeBarge) riefen schon damals unverblümt: „Me too!“

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Papa Joe, der nicht verhindern konnte, dass seine Tochter ohne Aufpasser fern von L.A. produzierte, gefiel das neue Material gar nicht. Der Patriarch prognostizierte einen Flop. Es kam anders: „Control“ war 1986 das schwarze Crossover-Ereignis, wenngleich nicht das einzige. Aber verglichen mit Janet Jackson, die zudem eigentlich die „schwächere“ Sängerin war, wirkte eine kaum ältere Whitney Houston mit „How Will I Know“ bestenfalls naiv. Und die einstige Tabubrecherin Patti LaBelle mit der Bacharach/Bayer-Sager- Nummer-eins „On My Own“ doch schon ein bisschen … altbacken.

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