Die Toten Hosen spielen zum ersten Mal in China – und werden zensiert

Während eines Festival-Auftritts ist die Band um Sänger Campino bejubelt worden. Trotzdem durften sie nicht einmal ihre Wunschlieder spielen.

Die Toten Hosen traten am Samstag (21. April ) auf dem „Yugong Yishan“-Musikfestival vor der Großen Mauer in der Nähe Pekings auf. Ein großes Ereignis für die Gruppe, denn bisher spielte sie noch nie im Land der aufgehenden Sonne. Die selbe Ehre wurde übrigens auch The Notwist zuteil.

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Doch trotz eines umjubelten Auftritts der Hosen bleibt ein schaler Beigeschmack, denn die Musiker mussten ihre Setlist deutlich einschränken. Auf „Liebeslied“ (in dem es um Krawalle in Berlin geht) mussten die Toten Hosen zum Beispiel verzichten. Stattdessen gab es jede Menge Lieder von „Laune der Natur“ und Klassiker wie „Hier kommt Alex“ zu hören. Für Campino ist das alles halb so wild: „Es ist die Art und Weise, wie du etwas bringst“, sagte er in einem Interview der Deutschen Presseagentur. „Du kannst ein völlig harmloses Lied so singen, dass die Leute eine andere Verbindung dazu haben und den Subtext verstehen. Der Subtext kann nie gestrichen werden.“

Katastrophales Wetter

Die chinesische Zensur hatte – wie bei ausländischen Gruppen üblich – die Songs schon vor dem Gig überprüft und dann auch einige nicht zugelassen. Campino war allerdings überrascht, dass Lieder durchgingen, die er persönlich als viel heikler empfunden hätte.

Das Festival stand unter keinem guten Stern. Extreme Wetterbedingungen mit Starkregen und Wind quälten das Publikum gleich am ersten Tag. Nach Angaben des Veranstalters wurden gerade einmal 1.000 Besucher gezählt. Das war für Campino allerdings eher Ansporn: „Zu sehen, wie viele Leute sich da den ganzen Tag in den Regen stellen und sich trotz der Umstände eine gute Zeit machen – das ist dann so ein Moment, da gehst du raus und willst dir zweimal soviel Mühe geben wie sonst.“

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Campino sorgte zuletzt auf der Verleihung des Echo für Aufmerksamkeit, als er mit deutlichen Worten die Musik der Rüpel-Rapper Kollegah und Farid Bang kritisierte. Die Musiker hatten bewusst provozierend in Songs mit antisemitischen Worthülsen gespielt und auch noch einen Preis für das beste Rap-Album bekommen. Deutschland diskutiert seitdem über das Preisvergabeverfahren des Echo. Inzwischen haben die Veranstalter Änderungen der Regeln angekündigt. Das verhinderte aber nicht, dass einige Musiker – darunter auch Marius Müller-Westernhagen – ihre Preise aus Protest zurückgaben.

Die Toten Hosen sind im Sommer auf großer Deutschland-Tour. Alle Infos dazu finden Sie HIER.

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