„Lost Highway“: 10 Geheimnisse, die Sie noch nicht kannten

„Lost Highway“ gehört zu den rätselhaftesten Filmen im labyrinthischen Werk von David Lynch und legte den Grundstein für sein philosophisches Spätwerk.

Das Genie von David Lynchs Filmen ist oft erst auf den zweiten Blick auszumachen: Dem letzten großen amerikanischen Surrealisten gelingt es auf ergreifende Art und Weise, tragische Geschichten und Ereignisse des Lebens (ungewollte Schwangerschaft, körperliche Behinderung, sexueller Missbrauch) mit einer einzigartigen Bildsprache zu verfremden, so dass ihre moralische Botschaft zunächst wie von einer bildgetriebenen Säure vollständig aufgelöst wird. Was danach übrig bleibt, darüber streiten die Interpreten nun seit Jahrzehnten. Im Zentrum seiner Werke steht, darauf kann man sich immerhin schnell einigen, das Geheimnis in all seinen Facetten – oder eben das, was im Labyrinth auf den nicht ganz angstfreien Besucher wartet.

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Einer der Höhepunkte seines rhizomatischen Kinos ist auf jeden Fall „Lost Highway“, das in diesen Tagen 20. Jubiläum feiert. Es ist an der Oberfläche die Erzählung eines vor Eifersucht zerfressenen Saxophonisten, der seine Frau ermordet haben soll. Doch es handelt sich eben nicht um einen simplen Krimi oder ein Allerweltsdrama, in dem die Hauptfigur im Gefängnis ihre Taten bereut und als geläuterter Mann zurück in die Welt schreitet (oder wahlweise den tatsächlichen Mörder seiner Gattin ausfindig macht, um sich an ihm zu rächen).

Reise ins Unheimliche

Stattdessen ist der Horrorfilm eine rätseldurchflutete Reise ins Zentrum des Unheimlichen, die gleichsam psychologische, soziologische und popkulturelle Ideen umkreist und zitiert. Der Film scheint kein narratives Zentrum zu kennen, bedient sich lustvoll auch aus dem Motiv-Tableau des Filmemachers und sorgte ganz nebenbei dafür, dass Rammstein weltbekannt wurden.

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Weit davon entfernt, lediglich ein filmischer joy ride zu sein, legt „Lost Highway“ den Grundstein für Lynchs ebenso enigmatisches wie hellsichtiges Spätwerk, das mit „Mulholland Drive“ – einer Art Zwilling und Überschreibung von „Lost Highway – einen vorläufigen Höhepunkt erreicht und in seiner philosophischen Enttarnung der Gegenwartsprobleme rund um die Betrachtung einer aus den Fugen geratenen und entromantisierten Welt in der wirren Kunstinstallation „Inland Empire“ gipfelte.

Tausende von Filmliebhabern haben sich an mindestens eine Interpretation von „Lost Highway“ gewagt – wobei die Diagnose Schizophrenie sich als die am leichtesten zu diagnostizierende entpuppte. Wie ja fast jedes Kabinettstück von David Lynch (und sicher auch ab Mai 2017 die dritte Staffel von „Twin Peaks“) ist auch dieses cineastische Ungetüm eine Einladung, sich auf die absurden, herausfordernden Bilder einzulassen und ihre geheimnisvolle Dimension zu genießen. Dabei lassen sich ein paar der Mysterien, die mit „Lost Highway“ verbunden sind, lösen.

ROLLING STONE hat 10 Geheimnisse für Sie herausgesucht, die Sie über „Lost Highway“ (vielleicht) noch nicht kannten.

Ein Universum

David Lynch hat in einem Interview verraten, dass „Lost Highway“ und „Twin Peaks“ im selben fiktionalen Universum spielen. (Das stellt wiederum die Frage, in welchem Kosmos z.B. „Blue Velvet“ und „Wild At Heart“ verortet werden können.)

Designer Lynch

David Lynch ist einer der letzten Universalkünstler des Kinos. Es überrascht deshalb nicht, dass er eigenständig das Haus, in dem Fred Madison lebt (inklusive die Wohnungseinrichtung), selbst nach seinen Vorstellungen gestaltet und herrichten lassen hat.

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Der Teufel steckt im Detail

Die Telefonnummer von Fred, die in „Lost Highway“ auf einer Digitalanzeige zu sehen ist, endet mit den teuflischen Ziffern 666. Der Mystery Man erinnert schon in seinem äußeren Erscheinungsbild an Mephisto. Robert Blake, der die geheimnisvolle Figur spielt, bekam von Regisseur Lynch keinerlei Informationen über den Charakter, äußerte aber später, dass ihm sehr wohl klar war, eine Art von teuflischem Dämon zu spielen.

Immer wieder Unfälle

Unfälle – und besonders solche mit Autos – sind ein wiederkehrendes Motiv in allen Filmen von David Lynch. Die Szene, in der Mr. Eddy in seinem Wagen abgedrängt wird, spielt – laut Drehbuch -auf dem Mulholland Drive. Unheimlich oder geplant: Die Autounfallszene in den ersten Minuten in „Mulholland Drive“ spielt sich an genau dem selben Standort ab.

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Der letzte Auftritt

Für David Lynchs Lieblingsschauspieler und Freund Jack Nance (Henry Spencer in „Eraserhead“) sowie für Richard Pryor waren ihre Rollen in „Lost Highway“ die letzten ihrer Filmkarriere. Beide starben nach den Dreharbeiten.

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Saxophonspiel

Bill Pullman spielt zwar einen Saxophonisten, hatte aber vor seiner Rolle in „Lost Highway“ noch nie zuvor ein solches Instrument in der Hand gehabt. Trotzdem sind seine Saxophonklänge im Film zu hören. Allerdings hatte der Schauspieler sich eigens nur die Fingerfertigkeiten für das in einer Szene zu sehende Solo beigebracht.

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Geisterhaus

Die Szenen, die im so genannten „Lost Highway“-Hotel spielen, wurden im Amargosa Hotel im Death Valley gedreht. Das hatte auch seinen schaurigen Grund, denn das Etablissement liegt in einer echten Geisterstadt und ist zudem noch dafür bekannt, dass es darin spuken soll.

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Dunkle Seiten

Der spanische Titel von „Lost Highway“ spielt noch doppeldeutiger mit den Themen des Films. Er heißt „Por el lado oscuro del camino“, was übersetzt so viel bedeutet wie: „Die dunkle Seite der Straße“.

Vom Kino ins Theater

Im Jahr 2003 adaptierten die österreichische Komponistin Olga Neuwirth und die mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnete Autorin Elfriede Jelinek (deren Werke durchaus lyncheske Züge haben) „Lost Highway“ als Oper. Nach dem Drehbuch von David Lynch und Barry Gifford inszenierten sie den ersten Teil als gesprochenes Theater und den zweiten Teil mit Singstimmen. Die Produktion fand ihren Weg bis nach New York. Was David Lynch darüber denkt, ist allerdings nicht bekannt.

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Alles dokumentiert

Es gibt nur sehr wenige Bilder und Erzählungen, wie David Lynch als Regisseur arbeitet. Doch die ausgesprochen aussagekräftige Dokumentation „Pretty as a Picture: The Art of David Lynch“ aus dem Jahr 1997 zeigt tatsächlich, wie der Regisseur „Lost Highway“ ins Leben rief.

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