ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten

Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt

130

Marquee Moon

Television

Elektra, 1977

Im New Yorker CBGB fanden Mitte der Siebziger Kunst und Punk zusammen wie eine chemische Verbindung. Doch erst im Studio schälte die Band aus den genialen Gitarrenduellen zwischen Tom Verlaine und Richard Lloyd einen wogenden, geheimnisvoll klaren Sound heraus. Der Titelsong ist ein Kunststück für die Ewigkeit. (MV)

129

IV

Led Zeppelin

Atlantic, 1971

Jimmy Page dirigiert ein hochpotenziertes Repertoire aus Blues, Hardrock und englischem Folk. Das epische „Stairway To Heaven“ wird zum Klassiker. Der steinerne Sound, den Page in Headley Grange aufnimmt, ist so markant und greifbar, dass man ihn körperlich spürt. Dann kommt der Groove von „When The Levee Breaks“. (JS)

128

Push The Sky Away

Nick Cave & The Bad Seeds

Bad Seed Ltd., 2013

Mick Harvey hatte die Bad Seeds verlassen, die alte Freundschaft war aufgebraucht. Warren Ellis, bei den comichaften Grinderman bereits Caves wichtigster neuer Kreativpartner, spielte die Violine und so ziemlich jedes andere Instrument. Caves Songwriting erreichte höchste Höhen. (AW)

127

The Marshall Mathers LP

Eminem

Aftermath/Interscope, 2000

Nach dem Durchbruch mit der „Slim Shady LP“ schrieb Eminem in nur zwei Monaten ein Album, auf dem er die Auswirkungen des Erfolgs, seine Drogenexzesse und Begegnungen mit manischen Fans („Stan“) lyrisch verarbeitete. Bis heute eine der erfolgreichsten Rap-Platten aller Zeiten. (AW)

126

Diamond Life

Sade

Epic, 1984

Sogar in den an Merkwürdigkeiten reichen 80er-Jahren konnte man nicht glauben, dass diese Platte wirklich ist. Die Sängerin, Sade Adu, ist perfekt. Die Songs – falscher Soul, falscher Jazz und richtiger Pop – sind perfekt. Der Songschreiber, Gitarrist und Saxofonist Stuart Matthewman ist perfekt. Das Plattencover ist perfekt. (AW)

125

The Hissing Of Summer Lawns

Joni Mitchell

Reprise, 1975

Joni Mitchell hatte das Songformat nach dem slicken „Court And Spark“ abgehakt und wandte sich komplexeren Erzählformen zu. Sie brillierte mit mäandernden Songpoemen, die ihre Wurzeln in Jazz und elektronischer Musik hatten. In „The Jungle Line“ hört man den ersten Einsatz von Sampling im Pop. (MB)

124

The Village Green Preservation Society

The Kinks

Pye, 1968

Mangels Hits und Rockposen seinerzeit weitgehend ignoriert, gilt dieser zarte Liebesbrief an ein semifiktives Idyll der Nordlondoner Vorstadt heute zu Recht als Ray Davies’ größter Wurf. Von Kindheitssehnsucht beseelte Songs verzaubern als klingende Kapitel seiner kauzig-kammermusikalischen Erzählung. (RR)

123

Pussy Whipped

Bikini Kill

Kill Rock Stars, 1993

In diversen Chroniken als erstes großes Riot-Grrrl-Album der Pop-Historie geführt. Der Signature-Track „Rebel Girl“, produziert von Rocker-Queen Joan Jett, ist das „Manifest“. Sängerin Kathleen Hanna und Begleitung verquicken auf „Pussy Whipped“ wilden Spaß mit einem Neunziger-Rezept für Punk-Chaos. (RN)

122

Computerwelt

Kraftwerk

Kling Klang, 1981

Die Dystopie einer (musikalischen) Digitalwelt, die nur noch aus Einsen und Nullen besteht („Nummern“), die Isolation des PC-Süchtigen („Computerliebe“), die Angst vor Überwachung („Computerwelt“). Musik über eine Zukunft, die längst zum Jetzt geworden ist. Außerdem ein Wegbereiter von Synthie-Pop und HipHop. (SN)

121

Hunky Dory

David Bowie

RCA, 1971

Dass Bowie ein Ch-Ch-Chamäleon war, war bei Album Nr. 4 längst bekannt, er sang darüber sogar im Eröffnungsstück, „Changes“. Neu waren die prägende Pianopräsenz, etwa im episch herausragenden „Life On Mars?“, und die Hommage-Laune: Besungen wurden etwa Bob Dylan, Andy Warhol und The Velvet Underground. (ISM)

120

Grace

Jeff Buckley

Columbia, 1994

Ätherisch erhobene Arrangements durchqueren diverse Genres, von Alternative bis Jazz, während Jeff Buckleys anrührende Vier-Oktaven-Stimme über allem thront. Die Intensität und Hingabe auf seinem einzigen Studioalbum sind kaum in Worte zu fassen. Und niemand hat Cohens „Hallelujah“ je ergreifender interpretiert. (ISM)

119

Talk Talk

Laughing Stock

Verve, 1991

Musik, die klingen soll wie ein Raum, den man betreten kann. Die Perfektionisten Mark Hollis und Tim Friese-Greene arbeiteten ein Jahr lang mit über 50 Musiker:innen an diesem abstrakten und sublimen Nachfolger des bereits radikalen „Spirit Of Eden“. Eine Synthie-Pop-Band auf dem Weg in die Stille.

118

D.A.F.

Alles wird gut

Virgin, 1981

Maschinen, die schwitzen. Männer, die schwitzen. Sätze, die schwitzen. Es geht um Liebe, Sex, Körper, Masochismus, Sadismus, Hitler und Mussolini. Es geht also um alles. Und alles ist gut. Das radikalste, visionärste Album der deutschen New Wave. Es brachte Disco auch zu Menschen, die Tanzen für unseriös halten.

117

Radiohead

In Rainbows

Eigenvertrieb/XL, 2007

Nie klangen Rock und Elektronik bei Radiohead harmonischer. Nigel Godrichs Produktion steckt voller Echos, tief-frequenter Schallwellen, abrupter Höhenmodulationen. Und Thom Yorke singt: „15 steps, then a sheer drop.“ Allein zu „Videotape“ gibt es einige YouTube-Tutorials über den „geheimen Drumrhythmus“.

116

Sonic Youth

Daydream Nation

Enigma, 1988

Mehr als nur ein weiteres Post-Punk-Album: Dissonante Riffs und abstrakte Kompositionen stellen den alternativen Konsens infrage. In „Daydream Nation“ spiegeln sich futuristische Paranoia und dystopische Zukunftsgedanken, die für die späten Achtziger unausweichlich schienen. Post-Punk, here we go.

115

Billie Holiday

Lady Sings The Blues

Clef, 1956

Bei den Sessions aus den Jahren 1954 bis 1956, bei denen Lady Day unter anderem von Kenny Burrell und Paul Quinichette begleitet wurde, hatte ihr Gesang nicht mehr die Brillanz früherer Aufnahmen. Doch sie kompensiert die fehlende Präzision mit enormer Präsenz und einer dem Leben abgerungenen Tiefe.

114

PJ Harvey

Let England Shake

Island, 2011

Eine Frau stellt sich über ihr Land. Was sie sieht, ist ein ausbeuterisches, bellizistisches Regime, das sich den Anschein einer liberalen Demokratie gibt. Und sie sieht, wie aus Menschen Mörder werden. „Let England Shake“ klingt so majestätisch und zerschossen wie ein bröckelndes Empire.

113

Bruce Springsteen

Born In The U.S.A.

Columbia, 1984

Eins der erfolgreichsten Alben aller Zeiten, natürlich. Nach „Nebraska“ kam Springsteen mit lauter sensationell mitreißenden Hymnen zurück – vom Titelsong angefangen bis zum melancholischen Ende mit „My Hometown“. 47 Minuten, die bis heute definieren, was Rockmusik bedeuten kann.

112

Dexys Midnight Runners

Searching For The Young Soul Rebels

EMI, 1980

Punk und Soul standen sich in Großbritannien näher als anderswo. Kevin Rowland und seine Band kreuzten den Uptempo-fixierten Northern Soul mit Van Morrison, gaben sich klassenkämpferisch und liebeskrank und nahmen das leidenschaftlichste Debüt der frühen Achtziger auf.

111

Kendrick Lamar

good kid, m.A.A.d city

Aftermath/Interscope, 2012

Auf seinem zweiten Album breitet Kendrick Lamar sein Leben auf den drogen- und gewaltverseuchten Straßen seiner Heimatstadt Compton aus. Die raue Wirklichkeit, eingebettet in smoothe, verträumte, atmosphärische Sounds. Klug, reflektiert, komplex. Gangsta-Rap, gegen sich selbst gewendet.

110

Milton Nascimento & Lô Borges

Clube da Esquina

Odeon, 1972

Das „white album“ des Tropicalismo, nur dichter und abgefahrener. „Clube da Esquina“ ist ein albumgewordenes Zauberland. Der Bossa-Erneuerer Nascimento und der erst 20-jährige Lô Borges nehmen die mal sonnigen, mal rätselhaften Stücke zur Zeit der Militärdiktatur auf.

109

A Tribe Called Quest

The Low End Theory

Jive, 1991

Ein Höhepunkt des Conscious Rap, ein neuer, lässiger und minimalistischer Sound, geprägt von Breaks und Jazz-Samples. Oft brauchte es nicht mehr als Bass, Drums, eine Trompete und den Rap. „Check The Rhime“ ist das beste Beispiel dafür, wie der Tribe aus New York 1991 das neue Cool erfand.

108

Beastie Boys

Check Your Head

Capitol, 1992

Die jüdische Hardcore-Punk-Crew kehrt nach dem eklektischen HipHop-Großwerk „Paul’s Boutique“ zu den Wurzeln zurück. Sequenzer beiseite – sie lassen ihre Reime um Gitarre, Bass und Drums kreisen. Der Ursprung auch der selbstständigen Konzeptband mit Studio, Printmagazin und dem Label Grand Royal.

107

Miles Davis

In A Silent Way

Columbia, 1969

Die mit großem Ensemble an einem Tag eingespielte blaue Stunde des Fusion brachte die Jazz-Puristen auf. Der ozeanische Sound, der hier durch die magische Verbindung von Fender Rhodes und Orgel entstand, sollte Jahre später in der Ambient Music und dem Werk so mancher Krautrock-Band widerhallen.

106

U2

The Joshua Tree

Island, 1987

Eins der sehr wenigen Alben, auf denen nichts Überflüssiges ist, sondern die Essenz der Band, wie sie damals war – auf der Suche, mit großen Augen und großem Herzen, einem großen Sendungsbewusstsein und, ja, einem großen Ego auch. Gleich drei Hits als Einstieg, wie alle Songs voller Leidenschaft und Tiefe.

105

AC/DC

Highway To Hell

Atlantic, 1979

Der internationale Durchbruch der Band und der letzte Streich des allmächtigen Sängers Bon Scott. Was für eine schöne Seele in dem Mann wohnte, zeigt sich gar nicht unbedingt in den härteren Hitnummern (wobei es auf diesem Album eigentlich nur Hits gibt), sondern im Slow-Blues-Shuffle "Night Prowler".

104

The Beatles

A Hard Day’s Night

Parlophone, 1964

Schwarz-weiß war einfach schöner. Wie im gleichnamigen Film hüpfen die Beatles schwerelos und sinnlos, kichernd und tatendurstig über Liebeslieder, die ihre Peergroup nicht überfordern. Und sie schaffen es dennoch, dabei musikalisch ein Fass aufzumachen: 13 Lennon/McCartney-Songs, 13 Ideen. Respekt!

103

Erykah Badu

Baduizm

Kedar, 1997

Aufsehenerregendes Debüt der Turban tragenden Soul-Sängerin. Kühle, reduzierte HipHop-Beats treffen auf Badus warmen Gesang, ein jazzy Flow zieht sich durch die 14 Tracks, Kritiker fühlten sich an Portishead und Billie Holiday erinnert, Jazz-Puristen an Betty Carter.

102

Neil Young

Harvest

Reprise, 1972

Aufgenommen in Nashville und voller Songs, die zu Klassikern wurden: „Old Man“, „The Needle And The Damage Done“, „Alabama“. Young vermittelte ein Lebensgefühl.“Harvest“ war sein kommerzieller Durchbruch und das Album, das ihn endgültig in den Olymp erhob.

101

Pearl Jam

Ten

Epic, 1991

„Ten“ von Pearl Jam gilt als eines der besten Alben der 1990er Jahre. Mit Hits wie „Alive“, „Jeremy“ und „Even Flow“ etablierte die Band ihren einzigartigen Grunge-Sound und wurde zu einer der wichtigsten Bands dieser Ära. Das Album ist ein Meilenstein des Alternative Rock.

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