ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten

Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt

470

Silver Jews

The Natural Bridge

Drag City, 1996

Ohne Gründungsmitglied Stephen Malkmus bewegte Songwriter David Berman seine Silver Jews immer weiter Richtung Alt-Country und entwickelte sich zum größten Lyricist seiner Generation: „No, the stars don’t shine upon us – we’re in the way of their light.“

469

Sun Kil Moon

Benji

Caldo Verde, 2014

Eine Sprühdose entzündet sich, die Explosion tötet die junge Mutter, die den Müll rausbringt. Der alte Mann ermordet seine kranke Frau, aus Liebe, will sich danach selbst umbringen, aber das klappt nicht. Die Welt in Mark Kozeleks Folk-Autofiktion: eine absurde Lotterie.

468

The Fall

The Frenz Experiment

Beggars Banquet, 1988

Unter dem Einfluss der Pop-affinen Brix Smith klangen The Fall auf „The Frenz Experiment“ so aufgeräumt und diszipliniert wie nie zuvor und schafften es sowohl mit dem Album als auch mit der ersten Single, einem Cover des Kinks-Hits „Victoria“, in die britischen Top 40.

467

Dr. Dre

2001

(Aftermath, 1999)

Dieser zweite Solostreich zeigt den Doktor erneut auf der Höhe seines Könnens. Eminem und Snoop Dogg, die Dre zu Superstars gemacht hat, sind hier ebenso im Team wie Xzibit, Nate Dogg und andere Kiffer mit schwierigem Verhältnis zu Frauen. „What’s The Difference“ ist leider trotzdem geil.

466

Creedence Clearwater Revival

Cosmo’s Factory

Fantasy, 1970

Das fünfte Album innerhalb von zwei Jahren. Mit dieser Platte voller Hits waren CCR auf dem Zenit angekommen. Es konnte nur noch bergab gehen. Bald verließ Tom Fogerty die Band, weil er keine Lust mehr auf die Alleinherrschaft seines Bruders John hatte.

465

Syd Barrett

The Madcap Laughs

Harvest, 1970

Outsider-Musik vom größten Insider. Obwohl Pink Floyd, so Gilmour, das Album nur produziert haben, um Barrett zu „bestrafen“, wird kein fühlender Mensch, der sie je gehört hat, die manisch-traurige, zerbrechliche Verstrahltheit dieser Songs missen wollen.

464

Neil Young & Crazy Horse

Ragged Glory

Reprise, 1990

Old Neil hatte mit „Freedom“ seine dritte goldene Phase erreicht. Aber das wütende Crazy-Horse-Glühen fehlte noch. Hier sind es neben Youngs zornigen Gitarrensoli die Improvisationen seiner Band, die den brennenden Wagen vorantreiben und den aufziehenden Grunge Rock umarmen.

463

Beck

Sea Change

Geffen, 2002

Von der Freundin getrennt und bei Scientology gelandet, schüttet Beck wehmütig sein Herz aus. Die Welt scheint ihm ein öder Ort geworden zu sein. Die schlunzigen Eklektizismen der Vergangenheit sind aus dem Spiel, dafür gibt es Akustikgitarre und Orchesterbombast.

462

Neil Young

Freedom

Reprise, 1989

Die Wiederkehr des Meisters nach den komischen 80er-Jahren. Am Ende der Dekade waren Neil Young lauter grandiose Songs eingefallen: „Rockin’ In The Free World“, „Eldorado“, „Too Far Gone“, „Crime In The City“, „Wrecking Ball“. Bald wurde er als Godfather of Grunge gefeiert.

461

Lizzy Mercier Descloux

Mambo Nassau

Philips, 1981

Sie lebte gemeinsam mit Patti Smith in einer Wohngemeinschaft und entwickelte ein Interesse für das, was später als World Music bezeichnet wurde. Michel Esteban, Mitbegründer von ZE Records, produzierte ihr zweites Album in Nassau. Kommerziell war es kein Erfolg, doch in den Szeneclubs von New York wurde es zum Hit.

460

The Cure

The Head On The Door

Fiction, 1985

Nach vereinzelten Indie-Hits und Jahren der düsteren Selbstfindung bauten sich The Cure eine Treppe in den lukrativen Mainstream. Mit der optimistischen Leichtigkeit und dem durchgängigen Pop-Appeal nimmt das Album eine Sonderstellung im Werk der Band ein.

459

Laurie Anderson

Big Science

Warner, 1982

Die für eine multimedia-Performance komponierten Electro-Haiku klingen, als würde eine künstliche Intelligenz mit mütterlicher Gleichmut dem Zerfall der Menschheit zusehen: „This is your Captain – and we are going down.“ Mit „O Superman“ kam die Kunstmusik in die Charts.

458

The Hold Steady

Boys And Girls In America

Vagrant, 2006

Ein wunderbares Storyteller-Album, das Craig Finn, Tad Kubler und Franz Nicolay gemeinsam schrieben. Alltagsgeschichten aus Amerika, in so trockenen wie effektiven Rock verpackt, mit Kraft erzählt. Ob „Chillout Tent“ oder „Party Pit“: Man sieht alles vor sich.

457

Wir sind Helden

Die Reklamation

EMI, 2003

Dieser Band gelang auf ihrem Debütalbum etwas, das hierzulande nur alle Jubeljahre vorkommt: eingängige Popmusik mit intelligenten Texten, mit Witz und Nonchalance. Wir sind Helden waren die Ausnahme von der Regel, eine deutsche Version von Rilo Kiley.

456

Missy Elliott

Miss E... So Addictive

Elektra, 2001

Niemand groovt, niemand rappt (und niemand produziert) besser als Missy „Misdemeanor“ Elliott: „Get Ur Freak On“, mit Tabla-Rhythmen zum Niederknien und einem japanischen Intro, spiegelt die Genialität dieser großen Künstlerin und ihres Best Buddy Timbaland.

455

Prefab Sprout

Swoon

Kitchenware, 1984

Die späteren Meisterwerke lassen leicht vergessen, dass „Swoon“ eines der besten Debütalben der Achtziger ist. Sieben Jahre hatte Paddy McAloon an den Stücken gefeilt, die Bossa nova, New Wave und Great American Songbook zu Musik verbinden, wie man sie noch nicht gehört hatte.

454

Cyndi Lauper

She’s So Unusual

Portrait, 1983

Cyndi Laupers Debüt erschien im selben Jahr wie das von Madonna. Sie hatte mindestens genauso gute Popsongs („Girls Just Want To Have Fun“! „Time After Time“!) und diese herrlich krächzende Stimme. Und während Madonna es nur andeutete, sang Cyndi „She Bop“.

453

The Kinks

Something Else By The Kinks

Pye, 1967

Damals war das Album ein Ladenhüter (weil „Waterloo Sunset“ und „Death Of A Clown“ schon Monate zuvor als Singles erschienen waren), heute beglückt es als Fundgrube verlorener Kleinode wie „Two Sisters“, „Lazy Old Sun“ oder „End Of The Season“.

452

Aretha Franklin

Aretha Now

Atlantic, 1968

Das ideale Medium des Sixties-Soul war zwar die Single, aber diese LP ist eine Jukebox für sich, nicht zuletzt dank Arethas epochalen Vokal-Duellen mit den Sweet Inspirations („Think“, „I Say A Little Prayer“) sowie Tom Dowds und Arif Mardins knackigen Bläser-Arrangements.

451

The Cure

Three Imaginary Boys

Fiction, 1979

Ende der Siebziger erfindet das Trio um Robert Smith den Melo-Sound der New Wave. Tracks wie „Grinding Halt“ marschieren zackig voran. Wem das Anarchy-Gebolze des Punk zu stumpf war, der konnte hier eine sensiblere Heimat finden.

450

The Byrds

Sweetheart Of The Rodeo

Initiiert von Gram Parsons, nahmen die Byrds ein Country-Rock-Album auf, das in Nashville auf wenig Gegenliebe stieß. In der eklektischen Songauswahl von Dylan über Haggard bis William Bell verwirklicht sich Parsons’ Vision einer „Cosmic American Music“.

449

Beastie Boys

Licensed To Ill

Drei postpubertäre Punks aus Brooklyn, von Produzent Rick Rubin zum Rap bekehrt, lassen es krachen. Statt „Fight The Power“ kämpfen sie für das „Right To Party“, sie sampeln Aerosmith und Led Zeppelin – und landen als erster Hip-Hop-Act überhaupt prompt auf der Nummer 1 der US-Charts.

448

Weyes Blood

Titanic Rising

Sub Pop, 2019

Ein majestätisches Album voller opulenter Arrangements – erhaben und elegant. Natalie Mering thront über diesen dramatischen Songs, ihre Stimme ist warm und kräftig und voll. Der schönste Seventies-Pop seit den Seventies, von Jonathan Rado mit viel Liebe und Sorgfalt produziert.

447

John Cale

Music For A New Society

ZE, 1982

Vielleicht das beste Soloalbum von Cale – jedenfalls dasjenige, in dem er musikalische Ambitionen und melodische Kunstfertigkeit am besten miteinander verbindet, aber auch New-Wave-Ideen mit gälischer Folkmusik. „Close Watch“ ist seine allzeit schönste Ballade.

446

Prince And The Revolution

Around The World In A Day

(Warner, 1985)

Nach „Purple Rain“ verabschiedete Prince sich vom Rock und spielte exotische Instrumente wie Oud und Darbuka. Das Album beginnt mit einer Schlangenbeschwörerflöte und endet in einem Zwiegespräch mit Gott – Prince in einer Doppelrolle.

445

Beck

The Information

Interscope, 2006

Beck singt über unbekannte Welten und Zeitreisen. Das Klangdesign verdient alle Preise der Galaxis: In bedrohlicher Pracht hallt die Band, als würde sie im weiß beleuchteten Louis-seize-Schlafzimmer aus Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ spielen.

444

Bill Withers

Still Bill

Sussex, 1972

Auf seinem zweiten Album gelingt dem ehemaligen Flugzeugmechaniker einfach alles: tighter Funk, bluesiger Southern und süßlicher Philly Soul. Aber nicht nur der Songwriter hat hier eine Sternstunde – die von Charles Wright übergelaufene Band um Schlagzeuger James Gadson spielt göttlich.

443

Bright Eyes

Lifted Or The Story Is ...

Saddle Creek, 2002

Conor Oberst verbat sich alles Schrille früherer Aufnahmen, um mit Streichern und einem (allerdings doch schrillen) Chor seine Reifung als Musiker zu feiern. Der verzagte Songwriter verließ sich dabei ganz auf die großen Melodien und haderte dennoch mit so ziemlich allem.

442

The Who

My Generation

Brunswick, 1965

Am Wendepunkt von einer aufregenden Rhythm-&-Blues-Cover-Band zur Pop-Art-Schocktruppe liefern The Who späteren Generationen Anleitungen zu Punk (im Titelsong), Jangle-Pop („The Kids Are Alright“) und der Dynamik des Power-Trios (plus Pianist Nicky Hopkins in „The Ox“).

441

Nico

The Marble Index

Elektra,

Auf ihrem Debüt, „Chelsea Girl“, sah man Nico im Jahr zuvor mit den Augen ihrer männlichen Verehrer: als romantisch verklärte Muse. Auf dem von John Cale produzierten „The Marble Index“ zeigt sie, wie sie sich selbst sieht: als Todesengel und moderne Bänkelsängerin.

440

Sault

5

Forever Living Originals, 2019

Seit ihrem Politalbum „(Black Is)“ sind Sault der omnipräsenteste Geheimtipp, den es je gegeben hat. Antidot gegen Überdruss: ihr Debüt, „5“. Wie spielerisch-souverän sich Cleo Sol, Inflo & Friends durch die Geschichte von Funk und Soul grooven, bringt im Nu die Liebe zurück.

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