ROLLING STONE hat gewählt: Die 500 besten Alben aller Zeiten

Der deutsche ROLLING STONE hat ein neues Ranking der 500 besten Alben aller Zeiten aufgestellt

330

Johnny Cash

American III: Solitary Man

American, 2000

Mit Rick Rubin im Regiestuhl und der zurückgenommenen Unterstützung der Heartbreakers adressiert Cash mit Tom Pettys „I Won’t Back Down“ Gesundheitsprobleme und Durchhaltewillen. Neil Diamonds titelstiftender Song, U2s „One“ und Caves „The Mercy Seat“: triumphal.

329

Van Morrison

Mercury, 1979

Im Vergleich zu anderen ambitionierten Alben von Van Morrison wirkt „Into The Music“ beinahe gefällig. Was freilich daran liegt, dass hier Rhythm & Blues, Soul und gälische Folklore mit großer Vollkommenheit und Natürlichkeit verschmelzen. Die reinste, fließende Musikalität.

328

Madvillainy

Madvillain

Stones Throw, 2004

Ein enorm einflussreicher Klassiker des experimentellen HipHop. Mit virtuosem Turntablism und herrlich obskuren Samples treibt Madlib die furiosen, sich überschlagenden Reime von MF Doom auf die Spitze. Das Böse ist hier immer und überall – ein aberwitziger Swing for a Crime.

327

Nick Cave And The Bad Seeds

No More Shall We Part

Mute, 2001

Es gibt vielleicht bessere, abgründigere, experimentierwütigere Cave-Platten. Aber es gibt keine Platte, auf der er als Komponist und Schmerzensmann so umwerfend ist wie auf dieser zum Sterben schönen Balladensammlung aus dem Reich der Schwarzen Romantik.

326

Alice in Chains

Dirt</>

Columbia, 1992

Der Schlüsselsong „Junkhead“ ist ein wilder Trip aus Drogen- und Suizid-Dystopien. Die kaputte Seite von Grunge. Ihr Cameo-Auftritt mit „Would?“ in Cameron Crowes epochalem Slacker-Film „Singles“ prägte den Mythos von Seattle mit. Sänger Layne Staley starb im April 2002.

325

The Notorious B.I.G.

Ready To Die

Bad Boy, 1994

Die x-te Neuerfindung eines meisterhaften Wortschmieds und der Queen of Pop. Styler, der seine düsteren Reime so elegant in die Welt schickte wie kaum ein anderer. Auch Sean Combs und DJ Premier sorgten für Flufgigkeit und Tricks mit knochentrockenen Beats dafür, dass „Ready To Die“ zum Meilenstein wurde. Biggies einziges Album zu Lebzeiten.

324

Madonna

Music

Maverick, 2000

Die x-te Neuerfindung der Queen of Pop. Achtes Studioalbum, diesmal mit rosa Cowboyhut, Country-Atmo und Electro-Beats. Der französische Produzent Mirwais Ahmadzaï sorgt für Fluffigkeit und Tricks beim Sound, auch William Orbit schraubt mit an der Erneuerung des Wilden Westens.

323

Madonna

True Blue

Sire, 1986

Madonna widmete ihr drittes Album ihrem damaligen Ehemann, Sean Penn. Sie dachte über die Liebe in all ihren Formen nach, öffnete ihre Musik in diverse Richtungen und ließ uns mit Stücken wie „Live To Tell“ glauben, sie könnte in Würde altern. Sie war immerhin schon 28 damals.

322

Minutemen

Double Nickels On The Dime

SST, 1984

Der Beginn einer neuen Freiheit im US-Hardcore-Punk: Jazz, Funk, sogar Americana prägen die weiterhin rauen Songs des kalifornischen Trios. Nach dem Tod von Sänger/Gitarrist D. Boon 1985 gründen Mike Watt und George Hurley die ebenfalls einflussreichen fIREHOSE.

321

Joanna Newsom

Ys

Drag City, 2006

Auf ihrem Debüt spielte sie die Harfe in ihre Folk- und Poetry-inspirierten Lieder noch allein, auf den Glauben zu fassen. Ihr Nachfolger lässt sie sich bei fünf epischen Stücken von einem über 30-köpfigen Orchester begleiten. Die Arrangements schrieb Van Dyk Parks. Das „Sgt. Pepper“ der Nullerjahre.

320

Aldous Harding

Designer

4AD, 2019

Die Schönheit von Aldous Hardings Musik entzieht sich immer dann, wenn man glaubt, sie fassen zu können. Das zeigt sich nirgends so gut wie auf dem dritten Album der Neuseeländerin. Die warmherzigen, kunstvollen Folk-Pop-Songs sind schon jetzt.

319

Björk

Homogenic

One Little Indian, 1997

Die Nineties kamen zuletzt zurück wie die Untoten. Wer statt „Frozen“-Geigen oder „Mr. Vain“-Uffz mal die Molekularküchenversion des Techno-und-Emo-Jahrzehnts genießen will, sollte zu „Homogenic“ greifen. Ganz Björk, ganz Zeitgeist und ganz betörende Avantgarde. Cause she’s the hunter.

318

Sleaford Mods

Divide And Exit

Harbinger Sound, 2014

Schon das siebte Album des UK-Duos, aber die meisten kapierten erst jetzt, wie großartig die mies gelaunten Hymnen der Sleaford Mods sind. Die Zeiten waren reif für die Grummler. Ihre Schimpftiraden und allzu realistischen Alltagsbeobachtungen: unwiderstehlich.

317

Lloyd Cole And The Commotions

Rattlesnakes

Polydor, 1984

Die Geburt eines der besten englischen Songschreiber. Cole gebärdet sich auf diesem Debüt als Bohemien, stets eine Dylan-Platte oder ein Buch von Joan Didion unterm Arm. Die Musik offenbart den jugendlichen Überschwang zwischen Jangle-Pop und Folk-Rock.

316

Bruce Springsteen

Nebraska

Columbia, 1982

In einem Holzhaus in Colts Neck schrieb Springsteen an Songs, die vom Film noir inspiriert waren. Mit einem Vierspurgerät nahm er Gesang, Akustikgitarre und Mundharmonika auf. Die Arrangements mit der E Street Band misslangen – also veröffentlichte er das Demo des Meisterwerks.

315

Lana Del Rey

Born To Die

Polydor, 2012

Mit dem Multi-Hit-Album wird Lizzy Grant zur Pop-noir-Heroine der Zehnerjahre. Millionenfache Verkäufe und Debatten über ihr antifeministisches Frauenbild – was sie kämpferisch dementiert. Los Angeles als „Dark Paradise“. Nicht nur ihr Fashion-Style geht um die Welt.

314

Robyn

Body Talk

Konichiwa, 2010

Das siebte Album der Schwedin erwies sich als „Indestructible“, wie ihre Hitsingle. Robyn gelang es, futuristischen Dance-Pop zu fabrizieren, ohne dabei gefühllos zu klingen. Man konnte auf dem Tanzboden praktisch die Tränen glitzern und die Lebensfreude explodieren sehen.

313

Bon Iver

For Emma, Forever Ago

Jagjaguwar, 2007

Die Nähe, die Stille, das Falsett: Man war verzückt von der emotionalen Kraft der Lieder, die Justin Vernon in einer Hütte in Wisconsin aufnahm. Heute versteht man, dass er da seinen Nukleus formte, aus dem er danach ein ganzes Genre revolutionierte.

312

Dead Kennedys

Fresh Fruit for Rotting Vegetables

Alternative Tentacles, 1980

"Kill the Poor", "Let’s Lynch The Landlord", "California Über Alles": Jello Biafra verwandelte seine Wut in Witz, seine Rage in Riffs und machte mit seiner Band eine anarchische Punk-Platte, die Thrash Metal genauso antizipierte wie den Pop-Punk der Neunziger.

311

Hüsker Dü

Zen Arcade

SST, 1984

die zentrale lärm- orgie von Hüsker Dü: Das berserkerhafte Trio brauchte für seine meist sehr kurzen Krach- Atta- cken ein Doppelalbum. Aber schon auf dieser frühen Platte zeigte sich das Talent für außer- ordentliche Melodien, die Gitarrist Bob Mould und Schlagzeuger Grant Hart schrieben.

310

Blur

Parklife

Food, 1994

Die Ankunft des Britpop im Mainstream dank bierseligem Titelsong und breiten Fin-de-Siècle-Balladen wie "To The End" und "This Is A Low". Dabei vergisst man heute gern, wie frisch und fremd sich der Electropop von "Girls & Boys" im Kontext der damaligen Charts anhörte.

309

The Congos

Blood And Fire, 1977

Das Meisterwerk einer der größten jamaikanischen Vocal Groups. Während Cedric Myton (Falsett) und Roydel Johnson (Tenor) über spirituelles Erwachen und kulturellen Stolz singen, hält sich sogar der Produzent Lee Scratch Perry mit Klangeffekten zurück.

308

The Magnetic Fields

69 Love Songs

Merge, 1999

Die Magnetic Fields werden auf ewig "the band with those 69 love songs" sein. Das ist ungerecht, denn Stephin Merritt ist einer der vielseitigsten Songschreiber seiner Generation. Aber es ist auch folgerichtig, denn nur hier bekommt man derart misanthropische Balladen als Lebenshilfe.

307

The National

High Violet

4AD, 2010

Aus verzerrten Gitarren, Bläsern und Streichern weben die Dessner-Brüder dichte Stimmungsstücke, die von Matt Berningers romantischem Bariton tief schwarz gefärbt werden. Seine Zurückhaltung ist die Anspannung vor dem Ausbruch. Er schreit: „Your voice is swallowing my soul!“

306

Isaac Hayes

Hot Buttered Soul

Enterprise, 1969

Soul wird zur epischen Sinfonie. Das Album enthält nur vier Stücke, darunter eine 12-Minuten-Version von "Walk On By" und 19 Minuten "By The Time I Get To Phoenix". Elegisch, schwelgerisch wogt die Musik, samten brummt Hayes

305

The Smashing Pumpkins

Mellon Collie And The Infinite Sadness

Virgin, 1995

Kurt Cobain war tot, und Billy Corgan führte die Generation X mit einem Doppelalbum auf die Gipfel der Verzweiflung. "Mellon Collie" ist das "The Wall" der Neunziger, ein ambitionierter, postmoderner, tarantinoesker Versuch in Classic Rock.

304

Lou Reed

Transformer

RCA, 1972

Wer bin ich und wie viele, und wie oft kann man sich neu erfinden? 1971 hat Davie Bowie vom Wert des Wechselns und Wandels gesungen, ein Jahr später singt er im Background, wenn Lou Reed sich dazu bekennt, ein „Transformer“ zu sein. Gemeinsam gehen sie auf der wilden Seite.

303

X-Ray Spex

Germfree Adolescents

EMI, 1978

Eine der wichtigen frühen Punkbands um die afrobritische Sängerin Poly Styrene und die Saxofonistin Lora Logic, die mit "Oh Bondage Up Yours!" einen gern missverstandenen Jahrzehntsong schufen und sich nach dem ersten Album gleich wieder auflösten.

302

Fugazi

Repeater

Dischord, 1990

Post-Hardcore, voll in die Fresse. Ein zweites "Waiting Room" hat "Repeater" zwar nicht zu bieten, dafür einen unfassbar dichten Bandsound, der nie in Rockismus abstürzt. Die Texte von Ian MacKaye sind so hellwach, wie man es vom Vater der Straight-Edge-Szene erwarten darf.

301

Dr. John

Gris-Gris

ATCO, 1968

Der Nightripper nimmt uns auf seinem Debüt als Dr. John mit auf eine psychedelische Reise zu den Wurzeln des R&B. Uralte Voodoo-Rituale, von afrikanischen Sklaven nach New Orleans importiert, stehen im Zentrum. „I Walk On Guilded Splinters“ wurde oft gecovert, doch nie erreicht.

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