Ginger Baker: 10 Dinge über den Cream-Schlagzeuger, die Sie wissen müssen

Ginger Baker zählt zu den einflussreichsten Schlagzeugern der Welt. ROLLING STONE blickt auf das Leben des Ausnahmemusikers.

Der legendäre Cream-Schlagzeuger Ginger Baker ist vor allem durch seine Arbeit mit der von Eric Clapton geführten Band bekannt. Gleichzeitig ist er eine der berüchtigtsten Persönlichkeiten der Musikgeschichte. Bakers Jazz-Hintergrund und sein einzigartiger Spielstil haben ihn zu einem der gefeiertsten Schlagzeuger der Geschichte gemacht. Seine musikalischen Leistungen wurden nicht selten von seinem verrückten Verhalten und seiner manischen Persönlichkeit überschattet. Hinzu kommen extrem flüchtige Beziehungen zu den Medien und zu so ziemlich jedem, mit dem er jemals etwas zu tun hatte.

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Bakers Hass auf Interviews ist kein Geheimnis und seine Possen kosteten ihn Beziehungen zu selbst den engsten Mitmenschen. Auf dem Weg dorthin gab es Kämpfe, Verhaftungen und sogar Morddrohungen. Trotz allem ist er nach wie vor einer der einzigartigsten Musiker aller Zeiten mit einem Vermächtnis, das andere sich nur wünschen können.

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Was Sie daher über Ginger Baker wissen müssen:

1. Ginger Baker ist schwer krank

Ginger Baker befindet sich derzeit im Krankenhaus – die Familie bittet darum, für ihn zu beten. Der Cream-Drummer sei „ernsthaft erkrankt“, wie es in einem Statement auf Twitter heißt. Baker, 80, musste sich 2016 einer OP am offenen Herzen unterziehen und sagte zuletzt eine Tournee ab. Er leidet an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung, also einer, die mit Verengung der Atemwege einhergeht. Wenig später meldete sich seine Familie erneut: „Ginger hält sich wacker & dankt für all eure guten Wünsche“, schreibt die Familie des Schlagzeugers von Cream und Blind Faith auf Twitter. „Er erhält Besuch von engen Familienangehörigen und ganz besonderen Freunden.“

Außerdem wurde bei ihm eine degenerativer Arthrose diagnostiziert. Vor der Herz-OP 2016 wandte er sich an seine Fans und überbrachte ihnen die Nachricht, die ein „großer Schock“ für ihn gewesen sei. „Keine Gigs mehr für diesen alten Drummer. Alles ist abgesagt, von all den Dingen, hätte ich nie gedacht, dass es mein Herz sein könnte.“

Ginger Baker

2. Ginger Baker hasst die Rolling Stones

Im Interview mit dem amerikanischen ROLLING STONE verriet der ehemalige Cream-Drummer Ginger Baker nicht nur, dass er nichts mit The Who und Bob Dylan anfangen kann, sondern zeigte sich auch sichtlich unbeeindruckt von den Rolling Stones.

Auf die Frage, was er von den aktuellen Aktivitäten der Rolling Stones halte, antwortete der 74-Jährige: „Ich würde mich einem Rolling-Stones-Konzert nicht auf zehn Meilen nähern“, und weiter: „Sie sind keine guten Musiker. Charlie ist mit Abstand der beste Musiker in der Band“. Auch dem Songwriting der Stones könne er nichts abgewinnen. 1962 ersetzte Baker Charlie Watts am Schlagzeug bei Blues Incorporated.

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Mit jungen Rock-Bands könne Baker ebenfalls nichts anfangen, da die meisten „ziemlich schrecklich“ seien. Nach The Who und Bob Dylan befragt, erklärte er: „Ich bin kein großer Fan von irgendwem“ und schließlich: „Ich höre keine Musik.“

3. Ginger Baker und Jack Bruce hatten eine komplizierte Beziehung

Am 3. Mai 2005 fanden sich Ginger Baker, Eric Clapton und Jack Bruce noch einmal in London und New York zusammen, um gemeinsam als Cream in der Royal Albert Hall und dem Madison Square Garden eine Reihe von Konzerten zu spielen. Im Nachgang äußerte sich Bruce gegenüber ROLLING STONE zu der seit je her speziellen Beziehung zwischen ihm und Ginger Baker. Ständig stehe die Situation bei ihnen auf Messers Schneide – man lebe fröhlich auf zwei verschiedenen Kontinenten und alles sei gut, obwohl Bruce immer noch darüber nachdachte, Baker von einem weiteren Umzug zu überzeugen. Baker, der in Südafrika zu Hause ist, sei immer noch ein wenig zu nahe an Großbritannien. Jack Bruce verstarb im Jahr 2014.

Jack Bruce

4. Ginger Baker verprasste das Geld von der Cream-Reunion

Nach der Auflösung von Cream 1968, die durch Abschiedsshows in der Royal Albert Hall in London besiegelt wurde, wollte man sich eigentlich nie wieder zusammentun. Mit einem lukrativen Angebot für die erwähnten Shows in der Royal Albert Hall wurden diese Vorsätze zu Nichte gemacht. In weniger als einer Stunde waren alle vier Konzerte restlos ausverkauft.

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Die Shows waren so erfolgreich, dass die Band weitere Angebote erhielt, was einige Monate später zu den Konzerten in New York führte. Das Ende der Band wurde erneut unterstrichen, denn Baker und Bruce gerieten natürlich in einen Streit. Diesmal über die Lautstärke von Jack Bruce auf der Bühne. Clapton setzte dem Wiedersehen schließlich ein Ende, obwohl er zahlreiche andere Angebote erhielt.

Laut seinem Sohn Kofi erhielt Ginger Baker 5 Millionen Dollar für die Shows. Kofi erinnerte sich daran, dass er seinem Vater vorschlug, das Geld sinnvoll zu verwenden.

Dad, warum kaufst du nicht mit diesem Geld Grundbesitz? Das Beste, was du tun kannst, ist, Immobilien zu kaufen und ich werde sie von dir mieten. Auf diese Weise zahle ich Geld an dich und nicht an jemanden, den ich nicht kenne, so der Ratschlag. Die Antwort des Vaters: „Verpiss dich“. Baker gab das Geld für Pferde und sein Lieblingshobby Polo aus.

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5. Ginger Baker zog für den Drogenentzug nach Afrika

Nach der Auflösung von Cream im Jahr 1968 spielte Ginger Baker mit Eric Clapton und Traffics Steve Winwood in Blind Faith, darauf mit seiner eigenen Band Ginger Baker’s Air Force. Schließlich zog er nach Nigeria. Bakers Drogenprobleme waren zu diesem Zeitpunkt wohl bekannt. Der Schlagzeuger behauptete, dass seine Sucht so stark war, dass er sich nach Afrika zurückzog, um von seinen Dämonen loszukommen.

Er sagte in einem Interview.

„Jedes Mal, wenn ich nach Afrika ging, hörte ich auf. Man muss gute zwei Jahre clean sein, und diese beiden Jahre sind die schwierigsten. Du erreichst einen Punkt, an dem du ’nein‘ sagen kannst. Dann sagst du wieder ’nein‘. Beim dritten Mal geht eine kleine Sache in deinem Gehirn los: ‚Ich wünschte, ich hätte ja gesagt‘. Dann sagst du beim vierten Mal einfach ‚ja‘ und bist wieder dabei. Ich bin etwa 29 Mal abgerutscht.“

Baker, der letztlich einen trockenen Entzug durchmachte, hat sich offen über sein Misstrauen und seine Verachtung für Rehabilitationszentren geäußert, die er als „Betrug“ bezeichnet, um Geld zu verdienen und Vorteile zu nutzen.

Während der Zeit in Nigeria eröffnete Baker zudem ein Aufnahmestudio in der Hauptstadt Lagos. Paul McCartney And Wings nutzte das Studio, um „Band On The Run“ aufzunehmen.

6. Ginger Baker hatte Probleme mit der Mafia

Nachdem Bakers Tonstudio in Nigeria pleite ging, zog der Schlagzeuger nach Italien und betrieb eine Olivenbaum-Farm. In der Toskana wurde seine Musikkarriere wiederbelebt, als Produzent Bill Laswell ihn bat, auf einem neuen Album von Public Image Limited zu spielen, einem Projekt des ehemaligen Sex-Pistols-Sängers Johnny Lydon.

Seine Zeit in Italien erwies sich als kurzlebig. Lokale Bauern beschuldigten ihn des Drogenhandels, und sein Olivenölhandel brachte ihn in Schwierigkeiten mit der italienischen Mafia. Der Mafia-Vorfall, gefolgt von dem verdächtigen Mord an einem seiner Hunde, veranlasste Baker, nach Los Angeles zu ziehen, um eine Schauspielkarriere zu verfolgen.

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7. Ginger Baker hat ein unberechenbares Temperament

Ginger Baker besitzt ein unberechenbares, aufbrausendes Temperament. Seine Schwester nannte es das „Baker-Temperament“. Entfacht wurde es in der frühen Jugend der zukünftigen Musik-Ikone. Seine Mutter ging hart mit ihm ins Gericht, sobald sie ahnte, dass er sich in Schwierigkeiten begab.

Als unpopuläres Kind in der Schule wurde er häufig von älteren Mitschülern geschlagen und sogar mit Rasierklingen verletzt – ohne sich wirklich zu wehren. Mit vierzehn Jahren bekam er schließlich einen Brief seines Vater überreicht, der im Zweiten Weltkrieg gefallen war. Er ermahnte seinen Sohn, stets mit aufrechtem Kopf durch die Welt zu laufen und sich nichts gefallen zu lassen. Gesagt, getan – seine Mitschüler bekamen Bakers Sinneswandel fortan durch seine Fäuste zu spüren.

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2008 verklagte Ginger Baker die Bank-Angestelle Lindiwe Noko, da sie ihn um etwa eine halbe Million Rand, umgerechnet etwa 30.000 Euro, betrogen habe. Zuvor wurde sie von Baker angestellt, um seine privaten Bankgeschäfte für ihn zu erledigen. Diese Position habe sie ausgenutzt, um hinterrücks Abbuchungen vorzunehmen, von denen Ginger Baker nichts mitbekommen sollte. Noko behauptete daraufhin, das Geld von Baker geschenkt bekommen zu haben, nachdem die beiden eine Beziehung miteinander begonnen hätten. Entrüstet sprang Baker im Gerichtssaal auf und konterte, dass nur eine Frau, die tatsächlich etwas mit ihm gehabt habe, eine spezielle Narbe kennen würde – und das sei bei Noko nicht der Fall. Als Beweis entledigte er sich kurzerhand seiner Hose.

8. Bakers Beziehung zu seinem Sohn ist belastet

Ginger Bakers Sohn Kofi wuchs sehr entfremdet von seinem Vater auf. Kofi, selbst Schlagzeuger, verbrachte als Kind eine begrenzte Zeit mit seinem Vater und hält ihn als Erwachsenen nicht für sehr liebevoll. Als er in einem Interview gefragt wurde, ob er sich als Schlagzeuger aufgrund der Erfolge seines Vaters unter Druck gesetzt fühlte, fasste er seine Gefühle in dieser Angelegenheit sehr unverblümt zusammen und sagte:

„Es war nicht wirklich eine große Sache, denn ich denke, ich habe eine ganz andere Musik gemacht. Ich habe Originale gemacht. Es war mir egal. Das Ganze hat mich nie wirklich gestört, weil mein Vater sowieso so ein Arschloch ist. Es war nie so, dass ich gestresst war, ihn stolz zu machen oder so. Also, nein, es war nicht wirklich stressig.“

9. Ginger Baker hasst Interviews

Baker ist dafür bekannt, dass er Interviewern gegenüber extrem feindselig gesinnt ist. Für jeden Gesprächspartner wird es dadurch extrem schwierig, mit ihm zu sprechen. Ein beliebtes Mittel sind sehr kurze Antworten, durch die ein richtiger Gesprächsfluss unmöglich wird. Ein Journalist fasste seine Erfahrungen als Gastgeber einer Fragerunde mit Baker zusammen und erklärte, dass der Musiker hinter der Bühne bereits verbal aggressiv zu ihm war, bevor das Event überhaupt begann:

„Mir wurde gesagt, dass es immer noch gut ausgesehen hat. Danach sagten mir mehrere Zuhörer, dass es zumindest für mich ein Erfolg sein sollte, nicht zu einem zitterndes Wrack geworden zu sein“, schrieb der Journalist über seine schreckliche Begegnung mit Baker, der ständig Fragen ablehnte, auf seinen Gastgeber herabschaute und sich beschwerte, endlich nach Hause gehen zu wollen.

https://www.youtube.com/watch?v=wqrigN8jxj8

10. Ginger Baker wollte Fahrrad-Profi werden

Überraschenderweise hatten Bakers frühe Karrierewünsche nichts mit Musik zu tun – und alles mit dem Fahrradfahren. In einem Interview verriet er, dass er als Kind davon träumte, Radfahrer zu werden, und arbeitete hart daran, bevor ein Unfall seine Chancen auf eine Fortsetzung zerstörte. Er erklärte:

„Ich war als Kind besessen von der Idee, Radfahrer zu werden, und ich fuhr überall hin. Eines Tages hatte ich einen Unfall und das Fahrrad war ein Totalschaden. Ich musste etwas Geld verdienen, und ein Freund von mir sagte: ‚Warum spielst du nicht Schlagzeug?‘ Es ist lustig – sie alle wussten, dass ich Schlagzeuger bin, nur ich nicht. Ich habe immer Rhythmen getrommelt, wenn ich zu Jazz-Gigs ging, was ich sehr oft tat. Wie auch immer, ich ging mit, sie setzten mich ans Set und ich tat es einfach.“

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Das Ende seiner Fahrradträume veranlasste Baker, ein Schlagzeug zu kaufen und intensiv zu üben.

Michael Putland Getty Images
JPN
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