The Smiths und „The Queen Is Dead“: Raus aus der Dauerjammer-Nische

1986 war für The Smiths ein großes Jahr. Doch wie in einem griechischen Drama lauerte der Untergang im Moment des Sieges bereits am Horizont. Mit „The Queen is Dead“ gelang den vier Musikern dennoch ihr größtes Werk.

Das Jahr 1986 begann nicht gut für Großbritanniens beliebteste Indie-Band der Achtziger. Zwar gehörten die von Sänger Morrissey geschriebenen Single-Titel wie „Some Girls Are Bigger Than Others“ oder „Heaven Knows I’m Miserable Now“ längst zur Alltagssprache auf der Insel. Und die sehr ganz spezielle Aura der Mancunians hatte längst auch die USA mit ihrem riesigen Fanpotential erreicht. Doch bandintern kriselte es gewaltig.

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Nach der erfolgreich absolvierten Amerika-Tour wurde Bassist Andy Rourke wegen fortgesetzter Probleme mit Heroin zeitweilig in den Ruhestand versetzt. Zudem gab es geschäftlich-vertragliche Schwierigkeiten mit ihrem Stammlabel Rough Trade in London. Von außen alles etwa schwer verständlich, denn die Qualität ihrer neuen Songs, etwa die Spät-85er-Single „The Boy With The Thorn In His Side“ war weiterhin außerordentlich hoch. Trotz aller dieser Querelen lieferte zumindest die – ebenfalls nicht unproblematische – Arbeitsteilung des Kreativduos Morrissey und Johnny Marr einen kontinuierlichen Output.

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Der Juni 1986 stand also noch einmal im Zeichen von The Smiths. Das innere Klappcover der LP zeigte die Band friedlich vereinigt vor der „Salfords Lads Club“. Eine Pose, die seitdem zigtausend mal von der internationalen Fangemeinde zwischen Malmö und Melbourne am Originalschauplatz in Manchester nachgestellt worden ist.

Der Stern der Smiths strahlte nie heller als 1986

Zehn Songs sind auf der Originalpressung ihres dritten Albums, dass von der internationalen Kritik gerade wegen ihres Variantenreichtums gefeiert wurde. The Smiths kamen raus aus der Dauerjammer-Nische, Morrissey und Marr hatten sich offenbar fruchtbare Duelle geliefert.

So finden sich ewige Perlen wie „There Is A Light That Never Goes Out“ oder „Bigmouth Strike Again“ genauso auf „The Queen Is Dead“ wie der (ironische?) Hoppel-Rhythmus von “Frankly, Mr. Shankly”. Alles Klassiker des britischen Gitarren-Pop, die ihnen in den USA zu einer fulminanten Stadiontour verhalfen. 1986 strahlte der Stern von The Smiths kommerziell und künstlerisch am hellsten.

Den Song „I Know It’s Over” wollten nur pessimistisch gestimmte Beobachter als Menetekel werten, mit der Exzentriker Morrissey das interne Ringen der Smiths textlich verarbeitete. Durfte oder sollte man die Textzeile „I don’t know where else I can go – I know it’s over – and it never really began” auf den Bandalltag hin deuten?

Aus heutiger Sicht wissen wir es besser. Mit der dem Album „The Queen Is Dead“ nachfolgenden exklusiven Single „Panic“ wendete sich Morrissey auf wenig elegante Art gegen die aufkommende Dancefloor-Kultur. DJs und somit die (schwarze) Clubkultur wurden gleichermaßen in die Tonne getreten. Ein Affront auch gegen die Soul-Wurzeln seines Musikchefs Johnny Marr.

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1986 war für The Smiths ein großes Jahr; doch wie in einem griechischen Drama lauerte der Untergang im Moment des Sieges bereits am Horizont: Massive Gerüchte rauschten durch die Londoner Medienlandschaft, dass der Abschied nah wäre. 1987 sollte die Götterdämmerung folgen.

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