Weihnachtsgeschenke: Die besten Reissues und Boxsets 2016

Bowie, Sting, Dylan, Reed, Elvis und viele mehr – Sie lieferten die wichtigsten Boxsets und Reissues 2016.

The Velvet Underground – The Complete Matrix Tapes

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Überwiegend bereits anderweitig veröffentlichte Live-Mitschnitte

Die Auftritte in Marty Balins Club The Matrix in San Francisco wurden Ende November 1969 eher zufällig auf Vierspurgerät mitgeschnitten. Weil The Velvet Under­ground die Verstärker in dem intimen Ambiente nicht so weit aufdrehten, war das Ergebnis selbst bei den 37 Minuten „Sister Ray“ kein übersteuerter Bootlegsound. Auch deshalb konnte man die Bänder für diese Edition noch einmal besser neu abmischen als bei der Doppel‑LP 1974. Fast meditativ spielte die Band Songs wie „Sweet Jane“ und „New Age“, die erst ein Jahr später auf „Loaded“ erscheinen sollten.

Selbst das von Lou Reed mit „This one’s really dynamite“ angekündigte „Rock & Roll“ provozierte nur moderaten Applaus. Wie Reed vor „I Can’t Stand It“ über Kierke­gaard und Kommunismus zu plaudern, das hatte Stil! Eher waghalsig war die Entscheidung, die Besucher der Konzerte mit elf Minuten „Ocean“ zu konfrontieren.
Bis auf neun Aufnahmen liegen die Mitschnitte zwar schon auf früheren Platten und in Boxsets vor, aber nirgends in derselben Klangqualität wie hier.

(Uni­versal) Franz Schöler

Roy Orbison – The MGM Years 1965–1973

Eine Box versammelt erstmals alle auf MGM veröffentlichten Alben und einen Soundtrack des großen Melodramatikers Roy Orbison

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Roy Orbison hatte 1964 mit „Oh, Pretty Woman“ gerade den Höhepunkt seines weltweiten Erfolgs erreicht, da erhielt er von MGM ein Millionen­angebot, das er nicht ablehnen konnte. Zwar bot ihm auch Monument, das Label, für das er unzählige Hits schrieb, einen ähnlichen, für damalige Zeiten geradezu spektakulären Deal an, doch MGM lieferte etwas, das der Sänger zu dieser Zeit wirklich begehrte: die Hauptrolle in einem Kinofilm.

„The MGM Years 1965–1973“ versammelt elf LPs und einen Soundtrack („The Fastest Guitar Alive“), der jahrelang nicht mehr erhältlich war. Hinzu kommt eine neu zusammengestellte Disc mit B‑Sides und Singles, die auf keinem der Studioalben zu finden sind. Darunter befinden sich Schätze wie „Shy Away“, in dem Orbison die überraschenden Zeilen „You are too much of a woman/ When will you understand/ I’ve got a lot of devil in me/ So never hold my hand again“ singt, sowie die siebenminütige Psychedelic-Rock-Oper (!) „Southbound Jericho Parkway“, in der es um einen Familienvater geht, der mit seinem Auto mutwillig in den Tod fährt und seine trauernde Familie zurücklässt.

Innovationslust

Obwohl die Zeit bei MGM zur produktivsten in seiner Karriere gehörte, sind viele der Stücke im öffentlichen Gedächtnis verblasst. Orbi­son, der das Talent besaß, mit seiner beseelten Stimme und nur wenigen Tönen sämtliche Spektren menschlichen Leids anzustimmen, musste in seiner Zeit bei MGM selbst kaum zu ertragende Schicksalsschläge hinnehmen: Im Juni 1966 verstarb seine erste Frau, Claudette, bei einem Motorradunfall, und 1968, nur wenige Tage nachdem er mit Barbara Wellhöner Jakobs eine neue Liebe gefunden hatte, wurden seine beiden ältesten Söhne, Roy Dewayne und Tony, bei einem verheerenden Brand im Familienheim in Tennessee getötet.

Es ist kaum zu glauben, mit welcher Innovationslust und Experimentierfreude Orbison trotz dieser tragischen Ereignisse fast täglich ins Studio ging. Wenn man nur einmal all die Platten von „There Is Only One Roy Orbison“ bis „Milestones“ einander gegenüberstellt, beeindruckt vor allem, wie stark sich die einzelnen Werke stilistisch voneinander unterscheiden. Ein kenntnisreich geschriebenes Booklet und liebevoll gestaltete Replicas der Schallplattenhüllen runden die wohl relevanteste Orbison-Veröffentlichung der letzten Jahre ab.

(Universal) Marc Vetter

John Cale – Music For A New Society

Der Klassiker von 1982 – und eine radikale Neubearbeitung

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Nachdem John Cale Punk und New Wave mit lauten Gitarren und abgebissenen Hühnerköpfen empfangen hatte, feuerte er seine Band Anfang der Achtziger und spielte Klavier-etüden, wendete die Gewalt von außen nach innen und nahm ein dunkles Soloalbum auf, dessen Entstehung er selbst als qualvoll und schmerzhaft empfand.

Den meisten Hörern dürfte es ähnlich gegangen sein, denn „Music For A New Society“ ist in seiner Intensität und Kargheit tatsächlich eine ziemliche Herausforderung. Wenn man sie annimmt, wird man mit einigen der größten Songs Cales belohnt: „Taking Your Life In Your Hands“, „Thoughtless Kind“, „Chi­nese Envoy“ und der Neuinterpretation des „Helen Of Troy“-Stücks „(I Keep A) Close Watch“. Dieses Album ist ein ständiger Kampf zwischen Genie und Wahnsinn, den am Ende, in „Damn Life“ und „Risé, Sam And Rimsky-Korsakov“, offen­sichtlich der Wahnsinn gewinnt.

Schweinerock einer neuen Dimension

Das gilt umso mehr, als Cale nun mit „M:Fans“ eine irre Variation seines Klassikers von 1982 aufgenommen hat. Die Minimal­ästhetik der Originale überschreibt er mit Beats und Elektronik, seine bereits auf dem letzten Studio­album, „Shifty Adventures In Nookie Wood“ von 2012, zur Schau gestellte Vorliebe für artifizielle Klänge und Stimmverfremdungen bestimmen diese Neubearbeitung. „If You Were Still Around“ wird zu einer unheimlichen Soundcollage, „Chinese Envoy“ zu Weltraumfunk, „Changes Made“ zu Schweinerock einer neuen Dimension, „… Close Watch“ pluckert vor sich hin, bis es zu einer Art modernem R&B mutiert, und das Outtake „Library Of Force“ klingt wie der Beginn der Apokalypse mit Fliegeralarm.

Ganz am Ende aber hört man Cale noch einmal, ganz allein an seinem Keyboard sitzend, von zerstörter Schönheit singen. Der alte Romantiker.

(Domino) Maik Brüggemeyer

Jennifer Warnes – The Well

Wundervoll eklektische Songkollektion der beseelten Sängerin

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Ausgefallenen Geschmack bewies Jennifer Warnes mit ihrer Song-auswahl schon immer. Von ­Gaetano Donizetti über Stephen Foster bis Leonard Cohen lieferten ihr renommierte Tonsetzer hochkarätige Vorlagen. Auch ein Grund, warum Randy Newman beschloss, dass sie die ideale Interpretin seiner unendlich wehmütigen Ballade „One More Hour“ für den Soundtrack zu „Ragtime“ sei.

„The Well“ war 2001, anders als „Famous Blue Raincoat“, ein höchst eklektizistischer Mix aus Stilen und Komponisten. Für den bat ihr Produzent Cracks wie Van Dyke Parks, Greg Leisz und Doyle Bramhall II. zur Unterstützung ins Studio. Letzterer sang im Duett mit ihr Cindy Walkers Western-Swing-Ballade „You Don’t Know Me“, seinen besten Ray Charles gebend. Der hatte den Song auf seiner „Modern Sounds In Country And Western Music“-LP berühmt gemacht.

Patriotisch gestimmt

Allen Toussaints „It’s Raining“ sang sie so beseelt wie einst Irma Thomas und rückte den Song mit Piano und Streichern von Soul- in Country-Gelände. ­Ihre Deutung lotete – wie das Arrange­ment auch – die Film-noir-Qualitäten von Tom Waits’ „Invitation To The Blues“ sehr schön aus. Arlo Guth­ries „Patriot’s Dream“ arrangierte der Produzent als Folksymphonie, der Junior als Gast patriotisch gestimmt assistierend.

Man tritt Billy Joel nicht zu nah, wenn man der Auffassung ist, dass Warnes von „And So It Goes“ eine überragende, genauer: die definitive Interpretation einspielte. Noch inniger als Van Morrison sang sie bei der Gelegenheit das Traditional „Too Late Love Comes“. Zwei Zugaben, darunter Jesse Winchesters „A Fool (For The Look In Your Eyes)“, sind nicht als solche gekennzeichnet. Dafür entfiel allerdings Chris Whitleys „Loco Girl“, vormals Bonustrack, bei der jetzt vorgelegten Remaster-Edition.

(PIAS) Franz Schöler

Sandy Denny – I’ve Always Kept A Unicorn

Beeindruckende Demos und Live-Mitschnitte der Folksängerin

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In der Sandy-Denny-Biografie „No More Sad Refrains“ vertritt Clinton Heylin die These, ihre Stimme ­habe am Ende viel von ihren einst so betörenden Qualitäten eingebüßt. Glyn Johns, Produzent ihrer letzten LP mit Fairport Convention, bezeichnete sie zwar schon drei Jahre vor ihrem Tod als „a rather sad character and quite disturbing“. Aber Nikotin, Koks und ziemlich viel Alkohol hatten diese Stimme bis zuletzt nicht zerstört.

Die jetzt vorgelegte ­Retrospektive belegt noch einmal Dennys Ausnah­merang als Sängerin – und das ­umso mehr, als es sich weit überwiegend um akustische Demos und ein paar wenige Live-Auftritte handelt, elektrisch verstärkte Instrumente sind nirgends zu hören. Mikrofone liebten diese Stimme, die bei ihrer frühen Aufnahme von „Who Knows Where The Time Goes“ so präsent ist, dass man meinen kann, sie stünde direkt vor dem Zuhörer, genauso wie bei ihrer ersten Deutung von „You Never Wanted Me“, dem Song ihres Liebhabers Jackson C. Frank.

Sie überwältigte Routiniers

„I’ve always kept a unicorn/ And I never sing out of tune“, singt sie bei der für eine John-Peel-Session mitgeschnittenen Aufnahme von „Solo“. Bei der Gelegenheit konnten sogar die öfter liederlichen BBC-Techniker nicht anders, als diese wunderbare Altstimme in all ihrer Schönheit, dem ganzen Drama und all ihrer Expressivität einzufangen.

Eine Joni Mitchell hatte immer Henry Lewy, der sie in den sublimsten stimmlichen Nuancen auf Tonband verewigte, Nick Drake gleich mehrere Cracks, die seine Sangeskunst am Mischpult kon­genial konservierten. Alexandra Elene MacLean Denny beeindruckte und überwältigte sogar bei Routiniers im Regieraum und bei Probe­sessions, wie die hier versammelten Aufnahmen beweisen. Bei offenem Mikrofon konnte sie offenbar gar nicht anders.

(Island/Universal) Franz Schöler

The Walker Brothers – Nite Flights

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Ihre Reunion in den Siebzigern war nicht erfolglos verlaufen, mit einer superben Version von Tom Rushs „No Regrets“ hatten die Walker Brothers gar ein letztes Mal die oberen Regionen der Charts besucht und ihren alten Fans noch ein paar herrliche Momente auf freilich eher melierten, halbherzig absolvierten Alben geschenkt. Dann kam „Nite Flights“, ein Schock nicht nur für die nach gewohnter Überwältigung qua balladeskem Glanz und Gloria verlangenden Fans.

Es herrschte Befremdung allenthalben, „Nite Flights“ wirkte mit seinen finsteren Avant-Soundscapes wie eine Einladung zu einem Albtraum, absor­bierte das Licht wie ein schwarzes Loch. Ein umnachtetes Werk, das in den musikalischen Wirren des Jahres 1978 sang- und klanglos unterging, weil es die Fanbase vor den Kopf stieß und die Kritik nur am Rande interessierte. Brian Eno lobte viele Jahre später den Wagemut der Walkers, befand, dass „Nite Flights“ unerreichte Standards in Sachen Pop-Experimentalismus gesetzt habe. Ihrer Zeit weit voraus sei die Platte gewesen, so Eno, was immerhin erklären würde, warum sie in ihrer Zeit keine Käufer fand.

Das Ende der „Brüder“

Das gilt auch für „The Electrician“, als Single veröffentlicht, indes ohne realistische Hoffnung auf Airplay. „There’s no hope, no“, resümiert Scott Engel mit gedrungenem Contralto in dräuendem Ton, nachdem er die Grenzen zwischen Sex und Tod durchlässig gemacht hat: „If I jerk the handle, you’ll thrill me/ If I jerk the handle, you’ll die in your dreams.“ Toxisches Synthdröhnen, elegische Streicher, eine Flamencogitarre, alles verdichtet sich zu einer sonischen Drohkulisse. Latente Aggression steckt auch in den anderen drei Songs aus Scotts Feder, die am Anfang des Sequencing stehen und den künstlerischen Claim des Albums abstecken. Danach leistet Gary Leeds, sonst im Studio kaum gebraucht, mit zwei Kompositionen einen selbst für Insider überraschenden Beitrag, bevor John Maus mit vier opak-mystischen Songs den sinistren Zyklus beendet.

Es war Scott, der das Trio zu diesem Wagnis mit ungewissem Ausgang überredet hatte, wie John und Gary später einräumten. „Nite Flights“ beschloss die gemeinsame Laufbahn der ungleichen „Brüder“, scheiternd zwar, das aber grandios.

(GTO/MOV) Wolfgang Doebeling

Dolly Parton – Coat Of Many Colors

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Dolly Parton hat viele zu Herzen gehende Songs geschrieben, man denke nur an das erschütternde Totgeburtdrama „Down From Dover“, doch keinen rührenderen als den Titelsong dieses in Teilen autobiografisch fundierten Albums. Man muss schon ein gestandener Zyniker sein, um die wahre Geschichte einer sich in bitterer Armut durchs Leben schlagenden Familie zu Kitsch zu erklären, aber da steht Dolly ohnehin drüber, himmelhoch.

Porter Wagoners „If I Lose My Mind“ bringt nagende Selbstzweifel ins Spiel, die Welt war eben nicht immer heil, damals, in den Bergen von Tennessee.

(RCA/Music On Vinyl) Wolfgang Doebeling

Van Morrison –  It’s Too Late To Stop Now …  Volumes  II, III,  IV & DVD

Eines der berühmtesten Live-Alben überhaupt – jetzt in einer neuen Edition und als separate Box mit weiteren Van-Morrison-Konzerten von 1973 auf drei CDs und einer DVD

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Man kann diese Streicherinnen und Blasmusiker jetzt auch sehen. Bisher strichen und bliesen sie unsichtbar, und deshalb waren diese Konzerte und dieser Konzertmitschnitt „.. It’s Too Late To Stop Now … “ (nur richtig mit zwei Punkten vorn und drei hinten) so berückend. Man vermisste keine Bilder, aber manchmal fragte man sich, wie es wohl in der Wirklichkeit war. Jetzt kann man es in einem Filmmitschnitt von den zwei Auftritten im Rainbow, London, im Juli 1973, sehen, 50 Minuten. Man sieht die Musiker, man sieht ihre Anordnung auf der Bühne.

Und man sieht Van Morrison. Das Foto auf dem Plattencover hat eigentlich immer gereicht: Es ist vollkommen Van. Bevor man überhaupt einen Ton der Musik gehört hat, weiß man: Dieser Mann ist versunken, dieser Mann ist entrückt, dieser Mann ist zu allem fähig. 40 Jahre lang kamen dann „Ain’t Nothin’ You Can Do“ und „Warm Love“ und „Into The Mystic“, und besser geht es ja sowieso nicht. Dachte man!

Große Gürtelschnalle

Jetzt sieht man: Morrison war in innerer Ekstase, aber es gibt kaum äußere Bewegung bei ihm, wenngleich viel mehr als heute, was ja nur heißt, dass es überhaupt mehr als Handbewegungen und Kopfnicken gab. Er trägt keinen Hut, er trägt nicht Schwarz. Er hat eine Art Taille. Er hat eine große Gürtelschnalle. Morrison sieht aus und agiert wie ein Mann, der sehr bald explodieren könnte, aber vorerst in einer Tautologie in sich selbst und den Formeln des Rhythm & Blues kreiselt, um dann alles auszuweiten, zu verzieren, zu sprengen.

Caledonian Soul heißt: Die Entgrenzung ist Versenkung. Morrison und seine Band brechen aus jedem Song aus, noch aus den zartesten. Und auch aus dem Kermit-Lied „Bein’ Green“, das Frank Sinatra kontrolliert und  sentimental sang. Sinatra sagte: Ich bin grün, ich bin einsam, und am Ende ist es auch gut so. Morrison sagt: Ich bin verdammt noch mal grün, ich bin verdammt  einsam, und ich bin verdammt wütend. Und alle anderen Farben sind mir scheißegal, denn ich werde immer grün sein.

Plötzlich gibt es drei CDs und eine DVD zusätzlich, während das eigentliche Doppel-Album „.. It’s Too Late To Stop Now …“  separat neu aufgelegt wurde. Volume II ist das Konzert im Troubadour, Los Angeles, Volume III ist das im Civic Center, Santa Monica, Volume IV ist das Konzert im Rainbow, London, alle im Sommer 1973. Man hört „The Way Young Lovers Do“ und „Sweet Thing“ und „Snow In San Anselmo“ und „Brown Eyed Girl“ (und das wirklich scheußliche Jappeldappel-Kitsch-Jazz-Stück „Buona Sera“, aber nur einmal!), und die ganze Zeit ist man froh, dass man das erleben darf. Was immer sich hier wiederholt, wiederholt sich gar nicht, nicht einmal, wenn es derselbe Song ist.

Er hat die Popkultur verstanden

Das Caledonia Soul Orchestra ist zugleich Zirkuskapelle, Jazz-Band und Zigeunertruppe, manchmal auch mittelalterlicher Spielmannszug und Kammermusik-Ensemble. „I Believe To My Soul“ rollt und grollt heran wie eine riesige, bedrohliche, vernichtende, aber auch erotische und sehnlich erwartete Gewitterfront. „Sweet Thing“ ist dann die absolute Leichtigkeit und Süße, alles ist Verheißung, alles Anfang. „Wild Children“ im Troubadour ist ohne Weiteres das schönste Lied, das man je gehört hat – und Tennessee Williams, James Dean, die Flüsse des Frühlings und eine Trompete kommen auch darin vor. Der Alte hatte die Popkultur verstanden, als er noch gar nicht alt war!

Fast alle hier dokumentierten Konzerte kulminieren in dem Finale von „Caravan“ und „Cyprus Avenue“, Van Morrisons Beschwörungen der Kindheit und der Heimat. Überraschend (aber dann auch wieder nicht) flink verschwindet der Sänger von der Bühne, um noch einmal wiederzukommen.

Und am Schluss ruft er es dann tatsächlich einmal, das Motto, aber er ruft es einfach, eine trockene Feststellung, keine Emphase, keine Anmache, überhaupt kein Rock’n’Roll: „It’s too late to stop now.“
Und kurz danach hört er auf.

(Exile/Sony Music) Arne Willander

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