Tom Liwa

„Eine andere Zeit“ – Im Turm des Songs

Bandcamp (VÖ: 25.10.)

Magische Erzählungen auf einer epischen Songwriter-Platte

Unter den vielen Platten, die Tom Liwa als Tom Liwa und mit den Flowerpornoes aufgenommen hat, gibt es Katarakte, Nebengleise und Schleichpfade, es gibt Straßen, die geradeaus führen, und Wege, die erst beim Gehen freigeschlagen werden. Liwa liebt die Suche, die Verirrungen und Verheißungen, die abseits des Weges liegen. Aber es gibt auch eine Hauptstraße in seinem verzweigten Werk, und die führt von Bob Dylan, Neil Young und Van Morrison zur Incredible String Band, zu Fairport Convention und John Martyn.

So verträumt es manchmal klingt – Liwa ist ein konkreter Erzähler

Es ist der klassische Tom Liwa, der Forscher des Songschreibens. Den klassischen Liwa hörte man in den 90er-Jahren auf den Alben „… red’ nicht von Straßen, nicht von Zügen“ und „Ich & Ich“. Schon im Titel klingt Dylan an. Liwa war vertieft in ein Selbstgespräch über die Vergangenheit und die Menschen, die er kannte. „Eine andere Zeit“ nimmt nun dieses Gespräch wieder auf in Seelenerkundungen, die man mit einem alten Wort als Meditationen bezeichnen könnte. „Schon wieder Februar“: „Wir wollten eigentlich viel weiter sein/ Aber sind nur bis hier gekommen/ Die tollen Jobs und das Haus in den Wolken haben die Gespenster mitgenommen/ Wir wollten uns längst gemeldet haben/ Aber hatten auch nicht viel zu erzählen.“

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In langen, mäandrierenden Erzählungen assoziiert Tom Liwa seine Erinnerungs- und Traumbilder, er spricht-singt zur Gitarre und zur Flöte und zu folkloristisch-psychedelischen Grundierungen. Aber so verträumt es manchmal klingt – Liwa ist ein konkreter Erzähler: „Er mit seiner Plattensammlung, sagten die Leute/ Der ist doch verheiratet mit seinem Hobby“, heißt es in „Onya“. „Sie trägt zu Hause meist nur Strumpfhosen/ Und den alten durchlöcherten Pulli.“ Das Stück „Hunter“ – gemeint ist der Lyriker der Grateful Dead – ist wie Neil Youngs Hippie-Abrechnung „Thrasher“.

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In der allerschönsten und allerlängsten dieser innigen Rhapsodien erzählt Liwa wie Dylan in „Highlands“, aber er muss das Haus gar nicht verlassen: „In deiner Küche saßen wir und webten weiter am Netz aus Liedern und Geschichten/ Und backten Kekse für die Königin des Himmels.“ Liwa webt den Kindheitsgesang „Von den blauen Bergen kommen wir“ hinein. Und Pop-Songs hat es auch.