11 kontroverse Stars, denen Canceln nichts anhaben konnte

Canceln bedeutet nicht immer gleich das Karriereende. Diese Promis haben das Comeback geschafft.

In der öffentlichen Debatte wird immer wieder der Akt des „Cancelns“ als Bedrohung wahrgenommen. Dahinter verbirgt sich aber nichts Weiteres, als dass berühmte Personen, die durch ihr Fehlverhalten oder ihre kontroversen Aussagen auf sich aufmerksam machen, zur Rechenschaft gezogen werden. Die betroffenen Stars werden dann von der Öffentlichkeit gemieden oder ziehen sich aus freien Stücken zurück.

Für viele ist Canceln aber zum Kampfbegriff geworden. Nicht wenige sehen darin sogar eine Art Zensur, mit der Stars mundtot gemacht werden sollen. Aber trifft das Karriereende mit einem Skandal immer gleich ein?

Wir haben 10 kontroverse Stars gelistet, die zwar gecancelt wurden, aber deren Karrieren dennoch weitergingen.

1. Louis C.K.

Louis C.K.
Louis C.K.

Als Standup-Comedian lag Louis C.K. in den Zehnerjahren die Welt zu Füßen. Regelmäßig sorgten seine Shows für ausverkaufte Hallen, seine Specials waren heißbegehrter Content auf den Streaming-Plattformen und der US-Amerikaner ergatterte einige Rollen in Hollywoodfilmen (u.a. “American Hustle”). Der Erfolg kam auch nicht ohne Grund. Seine scharfen Analysen von alltäglichen Beobachtungen und menschlichen Eigenheiten waren amüsant und sie regten zum Nachdenken an. Jedoch schien Louis, der zwar hart für seinen Durchbruch arbeitete, in seinem Höhenflug die Erdung verloren zu haben.

Im November 2017 berichtete die Tageszeitung „New York Times“ von fünf Frauen, die Louis C.K. belästigt haben soll. Der Vorwurf lautete, dass sich der Comedian ungefragt vor ihnen entblößt und masturbiert habe. Louis räumte die Anschuldigung wenig später ein und entschuldigte sich für den Missbrauch seiner Machtpositionen gegenüber diesen Frauen. Dennoch zog sich Louis bis auf weiteres zurück und trat erstmal nicht auf. Viele seiner Komikerkollegen wie Jerry Seinfeld, Ricky Gervais oder Dave Chappelle stellten sich sogleich auf seine Seite und bezichtigten der “woken Cancel-Culture”, die Karriere von Louis C.K. ruinieren zu wollen.

Dem war aber nicht so. Schon 2020 trat Louis wieder auf, wurde in zahlreiche Podcasts eingeladen und seine Alben “Sincerly Louis C.K.” sowie “Sorry” waren sogar wieder für den Grammy als “Best Comedy Album” nominiert. Louis selbst gab hinterher zu, es zu genießen, nicht mehr so stark im Rampenlicht zu stehen. Seine Cancellation war für ihn also alles andere als eine Strafe.

2. Woody Allen

Woody Allen

Seit den 1960er Jahren gilt Woody Allen (“Annie Hall”) als einer der bekanntesten Regisseure in Hollywood. Mit seinem neurotischen Auftreten und spitzfindigen Betrachtungen menschlichen Verhaltens in der modernen Zeit wurde der New Yorker nicht nur zur Comedy-Ikone, auch das dramatische Repertoire beherrschte Allen perfekt. Beachtliche 24 Mal wurde Woody Allen für den Oscar nominiert, von denen er insgesamt vier gewinnen konnte (dreimal für das Beste Originaldrehbuch, einmal für die Beste Regie). Allen, inzwischen fast 90 Jahre alt, denkt trotz seiner langen Karriere noch nicht ans Aufhören und macht nach wie vor neue Projekte mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Dabei wurde aber einiges an Allens fragwürdigen Umgang mit Frauen übersehen.

Allen adoptierte Soon-Yi Previn im Jahr 1977 mit seiner damaligen Frau Mia Farrow. Sobald die Südkoreanerin im Erwachsenenalter war, gab es bereits erste Gerüchte, dass Allen mit ihr in einer Beziehung wäre. Wenig später machten die beiden ihre Liebe offiziell, Farrow reichte daraufhin die Scheidung ein. Lange Zeit wurde die Ehe zwischen Previn und Allen belächelt und als Spleen des Filmemachers abgetan. Erst im Zuge der MeToo-Debatte wurde das ungewöhnliche Verhältnis hinterfragt und Vorwürfe kamen auf, Allen hätte Previn gegroomt, sie also von klein an auf die Beziehung mit ihm vorbereitet, was Allen natürlich abstritt.

Auch weitere Vorwürfe gegen Allen wurden laut. So soll er auch seine andere Adoptivtochter, Dylan Farrow, sexuell belästigt haben, wobei Allen nie etwas nachgewiesen werden konnte. Obwohl sich ein Teil seiner alten Wegstreiter:innen von ihm abwandten, was durchaus als canceln bezeichnet werden könnte, verteidigt die andere Hälfte Hollywoods Woody Allen behaarlich. Sicherlich ist er heute, wahrscheinlich auch altersbedingt, nicht mehr so aktiv wie früher. Dennoch steht er nach wie vor in der Öffentlichkeit, gibt Interviews zu verschiedenen Themen und inszeniert sich als Gegner der sogenannten “Cancel Culture”.

3. James Franco

James Franco

James Franco (“The Disaster Artist”) ist ein wahrer Hansdampf in allen Gassen. Neben der Schauspielerei betätigt sich Franco auch als Maler, Autor, Regisseur und Hochschullehrer. Mit seinem guten Aussehen und seiner charmanten Persönlichkeit ließ der gebürtige Kalifornier die Herzen der Frauen höher schlagen und zog mit Blockbustern wie Sam Raimis “Spider-Man”-Trilogie oder “Rise of the Planet of the Apes” das Publikum in die Kinos. Auch in dramatischen Rollen in kleineren Filmen wusste Franco zu überzeugen, was ihm 2011 eine Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller (“127 Hours”) einbrachte. Trotz seines manchmal etwas verschrobenen Auftretens eroberte Franco die Herzen der Fans und seine Karriere schien nur den Weg nach oben zu kennen.

2014 kam Francos Aufstieg aber zunächst ins Stolpern. Eine damals 17-Jährige veröffentlichte auf ihrem Instagram-Account Screenshots von intimen Nachrichten, die der zu dem Zeitpunkt 18 Jahre ältere Schauspieler ihr schickte. Franco gestand kurz danach den Vorfall, konnte jedoch juristisch nicht belangt werden, da das Mündigkeitsalter im Staat New York bei 17 Jahren liegt. So war es dem “Pineapple Express”-Darsteller auch möglich, über den Skandal zu lachen und sich als Unterstützer der MeToo-Bewegung zu aufzuspielen.

Jedoch wurden nur wenig später weitere Vorwürfe laut. Neben übergriffigen Handlungen soll Franco seine Filmstudentinnen zu expliziten Sexszenen gezwungen haben. So schnell wie möglich verschwand der Schauspieler aus dem medialen Fokus und versuchte, Anschuldigungen durch millionenschwere Entschädigungszahlungen verschwinden zu lassen. Die Taktik ging auf, denn ein Blick auf seine IMDB-Seite lässt vermuten, dass James Franco sich nicht über Jobs beschweren kann. Ganze sieben neue Projekte mit Franco befinden sich in der Postproduktion. In einer davon spielt er Fidel Castro, den verstorbenen Diktator Kubas, was aufgrund Francos nicht-hispanischer Herkunft ebenso für Aufregung sorgte.

4. Roseanne Barr

Roseanne Barr

In den 1990er Jahren war Roseanne Barr die Queen of Comedy. Mit ihrem losen Mundwerk und ihrer beliebten Sitcom “Roseanne” eroberte Barr die Herzen der Fans weltweit. Und obwohl es nach dem Ende der Show etwas ruhiger um sie wurde, verließ die US-Amerikanerin nie ganz das Rampenlicht und größere sowie kleinere Skandale durchzogen ihr Image. Ihre Streits mit Ex-Ehemann Tom Arnold, ihr teilweise unflätiges Verhalten in der Öffentlichkeit und eine mit Absicht hingerotzte Darbietung der US-Nationalhymne bei einem Baseballspiel gaben der 71-jährigen viel Aufmerksamkeit.

Dies reichte wohl, dass die Golden-Globe-Gewinnerin ein Reboot ihrer Erfolgsserie “Roseanne” anstieß. Wieder vereint mit ihren damaligen Schauspielkolleg:innen John Goodmann, Laurie Metcalf und mehr, brachte sie die Arbeiterfamilie der Connors wieder zurück auf die Bildschirme. Das Comeback war ein echter Erfolg für Barr, wäre da nicht wieder einer ihrer Ausfälle gewesen. Auf X, damals noch Twitter, erlaubte sich die Komikerin einen geschmacklosen Scherz, als sie die ehemalige Beraterin von Ex-Präsident Barack Obama, Valerie Jarrett, als einen “Affen” bezeichnete. Jarrett ist afroamerikanischer Herkunft, weswegen diese Bezeichnung mehr als rassistisch ist.

Kurzerhand entließen die Senderchefs Barr aus der Serie, Goodman übernahm stattdessen die Hauptrolle. Roseanne Barr entschuldigte sich zwar via Social Media und behauptete, beim Verfassen des Tweets unter starken Medikamenten gestanden zu haben, aber es war bereits zu viel Porzellan zerschlagen. In ihrer Wut holte die Schauspielerin gegen die “linke woke Cancel Culture” aus, wovon auch ihre ehemalige “Roseanne”-Tochter Sara Gilbert am meisten abbekam. Dies bedeutete jedoch nicht das TV-Ende für den skandalträchtigen Star, denn auf rechts-konservativen Medienplattformen wie FOX oder The Daily Wire fand Barr eine neue Heimat. Hier macht sie wieder Stand-Up-Sets oder leiht ihre Stimme Cartoon-Figuren, die es dem “woken Mainstream” mal so richtig zeigen sollen.

5. Kanye West

Ye (Kanye West), Paris, Januar 2022
Ye (Kanye West)

Wo fangen wir am besten bei der größten Skandalnudel im Musikgeschäft an? Mittlerweile gibt es keinen Eklat, den Rapper und Hip-Hop-Produzent Kanye West nicht auslässt. Seine zahlreichen persönlichen Beefs mit Taylor Swift, seinem ehemaligen Mentor Jay-Z oder seiner Ex-Frau Kim Kardashian sowie sämtliche ihrer jetzigen Liebhaber zeugen von Kanyes Ungehaltenheit. Viel schwerwiegender jedoch sind seine rassistischen und antisemitischen Tiraden, die sogar so weit gehen, dass Ye sich selbst mit Adolf Hitler vergleicht. Sein Ansehen in der Popwelt fiel daraufhin ins Bodenlose und viele seiner Werbepartner, darunter Adidas, gingen auf Distanz. Ähnlich wie Roseanne Barr, fand auch West eine Zeit lang Gehör bei den rechten Medien, vor allen Dingen „The Daily Wire“. Jedoch waren seine geistigen Ergüsse irgendwann selbst der ultrarechten Plattform zu viel, die daraufhin den Rapper feuerte.

Da das Internet aber groß genug ist und Kanyes Hardcorefans ihm anscheinend alles verzeihen, macht der Musikmogul einfach da weiter, wo er aufgehört hat. Selbst wenn seine letzten Alben von den Kritiker:innen nicht mehr so frenetisch gefeiert werden, finden sie immer noch ihr Publikum, das sich jeder Kritik an Ye verwehrt. “Vultures 1” etwa landete nach seiner Veröffentlichung im Februar 2024 direkt auf Platz eins der amerikanischen Billboard-Charts und war damit Kanyes siebtes Nummer-Eins-Album in Folge.

Auch die Aufmerksamkeit der Medien ist ihm immer noch gewiss. So landete der Musiker kürzlich wieder in den Nachrichten, da er seine neueste Geschäftsidee in der Pornoindustrie sieht. Schon seit längerem wird über Wests geistigen Gesundheitszustand spekuliert, denn angeblich leidet er unter einer bipolaren Störung und weigert sich, seine Medikamente zu nehmen. Sollte dies der Fall sein, ist das zwar keine Entschuldigung für sein verstörendes Gebaren, aber eine Erklärung dafür, warum sämtliche Kritik an Kanye West einfach abperlt.

6. J.K. Rowling

J.K. Rowling
J.K. Rowling

Es gibt heutzutage wohl kaum jemanden, der noch nie den Namen Harry Potter gehört hat. Die erfolgreiche Buchreihe, die zu einem Filmfranchise und unzähligen Merchandiseprodukten verarbeitet wurde, stammte aus der Feder der Britin J. K. Rowling. Seit ihrem Durchbruch gehört die Autorin zu den reichsten Frauen der Welt und nutzte ihren neu gewonnenen Einfluss dazu, ihren Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen. Als erklärte Feministin engagiert sich Rowling stark für Frauen- und Kinderrechte, kämpft gegen Rassismus und inspirierte Millionen von jungen Menschen, vor allem Mädchen, weltweit. Die Kinderbuchautorin zählte nicht nur durch ihre Figuren, sondern auch durch ihr Handeln als Vorbild für eine ganze Generation. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zumindest.

Obwohl Rowling grundsätzlich liberale Positionen vertritt, fiel sie negativ durch eine Reihe von Beiträgen auf X (damals noch Twitter) auf, in denen sie sich transphob äußerte. Die 58-Jährige sprach sich deutlich gegen geschlechtsangleichende Operationen aus und ist strikt dagegen, Transfrauen als Frauen anzuerkennen. Jede Form von Kritik sorgte lediglich dafür, dass sie in ihren Tiraden gegen Transgender-Menschen, vor allem Transfrauen, noch einen drauf setzte. Viele Harry-Potter-Fans riefen zum Boykott von Rowling auf und verlangten sogar, ihren Namen aus dem beliebten Magier-Franchise zu entfernen.

Das Ende ihrer Karriere war nah, hätte man meinen können. Dem ist aber nicht so. Auch wenn ihre neue Detektivbuchreihe für Erwachsene, “Coroman Strike”, nicht die gleichen Gewinne wie Harry Potter abwirft, erfreuen sich die Novellen großer Beliebtheit und wurden obendrein von der BBC als Serie adaptiert. Für die Ausstrahlung in Nordamerika sicherte sich HBO die Rechte. Und auch eine Harry-Potter-Fatigue hat bisher nicht eingesetzt, wobei Rowlings Name nach wie vor untrennbar mit dieser magischen Welt verbunden ist. Es grenzt an Zauberei, dass die Autorin so unbeschadet durch ihre verursachten Shitstorms kommt.

7. Kevin Spacey

Kevin Spacey beim Verlassen des US District Courthouse am 20. Oktober 2022

Kevin Spacey galt einst als einer der talentiertesten Schauspieler seiner Generation. Und zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Oscars (Bester Nebendarsteller für “The Usual Suspects”, Bester Hauptdarsteller für “American Beauty”), sind Zeugnisse seines unbestreitbaren Talents. Spacey war ein gern gesehener Gast auf den besten Hollywood-Events, und mit seiner Rolle als zwielichtiger Politiker Frank Underwood in der Netflix-Serie “House of Cards” stieg der Mime endgültig zur Ikone auf. Aber auch Ikonen können tief fallen, wie sich 2017 herausstellte.

Spacey äußerte sich nie über seine sexuelle Orientierung und behielt sein Privatleben für sich. Viele Spekulationen rankten sich um den “Sieben”-Darsteller, zu denen auch welche über mutmaßliche Übergriffe an teilweise minderjährige Männer gehörten. 2017 trat eines seiner angeblichen Opfer an die Öffentlichkeit und bezichtigte Spacey, ihn sexuell genötigt zu haben. Auch andere junge Männer und ehemalige Kolleg:innen äußerten sich zu seinen unangebrachten Verhalten am Set und diversen Missbräuchen. Die Folge war ein jahrelanger Rechtsstreit, den der Schauspieler letztlich 2022 mit einer fünfstelligen Geldbuße für sich entscheiden konnte.

Auch wenn Spaceys Karriere einen gewissen Schaden genommen hat und er in einigen seiner Projekte ersetzt wurde, kann man bei ihm nicht von einem Karriere-Aus sprechen. Sicherlich ist Kevin Spacey nun hauptsächlich in Low-Budget-Produktionen zu sehen, aber seine Präsenz in der Öffentlichkeit bleibt ungebrochen. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit postet er ein neues Video auf seinem YouTube-Kanal, in dem er auf bizarre Weise seine Sichtweisen auf die Welt als die Figur Frank Underwood darlegt. 2023 lud er sich dafür den rechts-konservativen Kommentator Tucker Carlson ein, der Spacey in seinem Alter-Ego interviewte. Wie schon andere Promis scheint Kevin Spacey trotz der Vorwürfe ein neues Publikum in der “Anti-Cancel-Culture”-Ecke gefunden zu haben.

8. Chris Brown

Chris Brown
Chris Brown

Dass der R&B-Sänger Chris Brown nicht nur nicht gecancelt ist, sondern auch noch auf freiem Fuß ist, ist wohl selbst für ihn ein Mysterium. In den 2000ern erschien Brown das erste Mal auf der Bildfläche und wurde dank seiner Gesangs- und Tanzkünste als der neue Michael Jackson gefeiert. Seine Alben eroberten die Spitzenplätze der Charts, 2008 wurde er gar als “Artist of the Year” bei den Grammys ausgezeichnet und dank seines guten Aussehens wurde er zum Frauenschwarm. Leider entpuppte sich der Sänger aber auch als Frauenschläger.

Von 2007 bis 2009 war Brown mit Rihanna liiert. Die Beziehung zerbrach, als Berichte laut wurden, er hätte die Sängerin verprügelt. Wenig später ging Rihanna auch damit an die Öffentlichkeit und zeigte die Spuren der Misshandlung, nur um Chris Brown wenig später zu vergeben. Dabei war dieser Vorfall kein Ausrutscher. Über die Jahre meldeten sich mehrere Ex-Freundinnen des Popstars und gaben zu Wort, ebenso von Brown verprügelt und psychisch misshandelt worden zu sein.

Daneben fiel er auch immer wieder mit anderen Gewaltausbrüchen aus, wie etwa gegen den Sänger Frank Ocean. Trotz der Beweise, wahrscheinlich aber auch wegen einiger fälschlicher Anklagen, ist Chris Brown bis heute nicht gecancelt und seine Karriere läuft weiter. Seine Alben und Tourneen bleiben Bestseller, bei den Grammys 2022 erhielt er erneut eine Auszeichnung (“Favorite Soul/R&B Male Artist”) und auch seine etlichen Werbedeals und Geschäfte lassen seine Kassen klingeln. Einen gewissen Anteil daran trägt wahrscheinlich auch ein Teil seiner weiblichen Fans, die ihm im Social Media ähnlich wie Rihanna vergaben und die Vorfälle runterspielten.

9. Liam Neeson

Liam Neeson
Liam Neeson

Liam Neeson war mal gecancelt? Oh ja, und zwar im Jahr 2019. Da musste sich der irische Schauspieler wegen einer sehr unüberlegten Aussage öffentlich rechtfertigen. Aufgrund seiner Beliebtheit schien der Skandal ihm aber nichts ausgemacht zu haben. Neeson galt lange Zeit eigentlich eher als ein Star, der im Hintergrund steht und sich selten durch Aufreger auszeichnete. Trotz einer Oscarnominierung als Bester Hauptdarsteller für “Schindlers Liste” und seinen Rollen in Klassikern wie “Rob Roy” konnte man Neeson nicht unbedingt als Megastar bezeichnen. Dies alles änderte sich, als der 71-Jährige im Herbst seiner Filmkarriere eine Nische im Actiongenre fand. Seit “Taken” ist Liam Neeson untrennbar mit der Figur des toughen Mannes verbunden.

Wie testosterongesteuert Neeson sein kann, wollte er wohl auch in einem Interview für seinen Thriller “Cold Pursuit” beweisen, was aber völlig nach hinten losging. Auf die Frage, wie er sich auf die Rolle eines nach Rache sinnenden Familienvaters vorbereitete, gab der Mime zu Protokoll, sich an einem Ereignis aus seinem eigenen Leben orientiert zu haben. Als junger Mann soll einst eine Freundin von ihm von einem männlichen Schwarzen vergewaltigt worden sein. Neeson habe damals so eine Wut verspürt, dass er sich am liebsten den nächstbesten “Schwarzen Mistkerl” dafür umgelegt hätte.

Auch wenn Neeson sich später für die Entgleisung entschuldigte und man ihm nicht unbedingt böse Absichten unterstellen möchte, waren diese Aussagen mehr als daneben. Kurzerhand wurde sogar ein PR-Event für “Cold Pursuit” abgesagt, um die Wogen zu glätten. Dieser Vorfall schadete Liam Neeson dennoch kein bisschen, der sich bis heute nicht über Langeweile im Beruf beschweren kann. Unter anderem wird der Ire im “Naked Gun”-Reboot den trotteligen Polizisten Frank Drebin darstellen und noch viele weitere Projekte sind in Planung. Eines muss man Neeson aber lassen, er zeigte sich durchaus einsichtig und bewies einen gewissen Hang zur Selbstironie. In der Serie “Atlanta”, für die der Schwarze Schauspieler, Rapper und Autor Donald Glover (“Mr. & Mrs. Smith”) verantwortlich ist, spielte Neeson in einer Episode sich selbst und hielt einen martialischen Monolog, der seinen verbalen Fehltritt parodierte.

10. Mel Gibson

Mel Gibson
Mel Gibson

Wenn es einen Promi in Hollywood gibt, der eine Cancel-Rüstung trägt, dann ist das Mel Gibson. In seiner fast fünf Dekaden umfassenden Karriere fiel der US-Schauspieler und Regisseur (“Braveheart”) immer wieder durch Fehltritte auf. Schon in seinen jungen Jahren legte sich Gibson gerne mit dem Gesetz an und war bekannt dafür, gerne zu tief ins Glas zu schauen. Seit seiner kontroversen Bibelverfilmung “The Passion of the Christ” sieht es aber so aus, als hätte ihn ein gewisser Größenwahn befallen, der ihn daran hindert, zuerst zu denken, bevor er redet und handelt.

Der Oscargewinner zog zunächst einmal Kritik auf sich, da die Darstellung von jüdischen Menschen in seinem Film über Jesus’ letzten Tage starke antisemitische Klischees bediente. Und damit nicht genug. Auch in Interviews oder in Gesprächen mit Kolleg:innen hat der glühende Trump-Unterstützer gegen Jüdinnen und Juden sowie Homosexuelle gehetzt. Hinzu kamen 2006 die rassistische und sexistische Beleidigung einer Schwarzen Polizistin, die Gibson kontrollierte, sowie ein Mitschnitt eines Telefonanrufs, in dem er seine Ex-Frau aufs Übelste beschimpfte.

Man sollte meinen, dass solche Eskapaden in dem ach so “woken” Hollywood Konsequenzen hätten. Weit gefehlt, denn nach einer zehnjährigen Auszeit feierte Mel Gibson sein Comeback als Regisseur mit dem Kriegsdrama “Hacksaw Ridge” und wurde dafür auch noch mit Oscarnomierungen für den Besten Film und Beste Regie belohnt. Selbst eine Fortsetzung zu “The Passion of the Christ” wurde für 2025 angekündigt, bei der der “Mad Max”-Star wieder auf dem Regiestuhl Platz nehmen wird.

11. Will Smith

Will Smith 2017 in Cannes

Fast niemand in Hollywood verkörperte die Rolle des erfolgreichen Saubermanns so gut wie Will Smith (“Bad Boys: Ride or Die”). Egal ob auf der großen Leinwand, auf den Fernsehbildschirmen oder auf Platte, der Schauspieler und Rapper sorgte dafür, dass seine Karriere stets skandalfrei blieb. Das machte sich auch in seiner Beliebtheit bemerkbar. Von den späten 1990er bis in die frühen 2010er Jahre gehörte Will Smith zu den Superstars Hollywoods und seine Filme brachen regelmäßig Rekorde an den Kinokassen. Egal ob als Zombiekiller in “I Am Legend” oder als Boxlegend Mohammed Ali, jeder wollte Smith sehen, dem das Charisma aus jeder Körperfaser strahlte. Auch privat hätte es für den 56-Jährigen nicht besser laufen können. Seit 1997 ist er mit Jada Pinkett verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder, die sich anschicken, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten.

Die perfekte Fassade fing jedoch an zu bröckeln. Mit M. Night Shyamalans “After Earth” erlebte das Multitalent eine erste Bruchlandung im Kino, von der sich seine Vita nicht so schnell erholte. Smith verlor seinen Status als verlässlicher Erfolgsgarant am Box-Office, und sein Leben neben dem Film und der Musik sorgte für Aufsehen. Es wurden Gerüchte laut, dass der einstige “Fresh Prince” Verbindungen zur Sekte Scientology habe und angebliche Affären von ihm, aber auch seiner Frau, machten die Runde.

Den Höhepunkt, oder in diesem Fall Tiefpunkt, erreichte Will Smith aber bei den Oscars 2022, wo er einen der berüchtigtsten Eklats in der Geschichte der Preisverleihung verursachte: Live vor einem Millionenpublikum betrat Will Smith ohne Vorwarnung die Bühne, um dem Comedian Chris Rock eine Ohrfeige zu verpassen. Dieser hatte zuvor bei seinem Monolog einen Witz über Jada gerissen. Um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, gewann Smith noch später am Abend den Oscar als Bester Hauptdarsteller für “King Richard” und versuchte, sich in seiner Dankesrede irgendwie aus der Affäre zu ziehen. Eine weitere spätere Entschuldigung an Rock machte es auch nicht besser, und Smith ist bis 2032 bei den Academy Awards nicht erwünscht.

War dies sein Karriereende? Nein, lediglich eine kleine Pause legte der sonst stark beschäftige Schauspieler ein. Mit “Emancipation” wagte sich der Mime wieder an einen anspruchsvollen Stoff, und im insgesamt vierten Teil von “Bad Boys” begibt sich Smith 2024 wieder in sein gewohntes Blockbuster-Metier. Die üblichen dazugehörigen Pressetermine ließen nicht lange auf sich warten, in denen Will Smith wieder versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Gegen solch ein Charisma kommt wohl keine Cancellation an

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