Legendäre Konzerte: Elvis Presley live in der „Milton Berle Show“ 1956
Während „Hound Dog“ fing Elvis Presley langsam an, seine Hüften kreisen zu lassen. Nach der Milton Berle Show war Amerika nicht mehr, was es zuvor war.

Legendäre Konzerte: Elvis Presley live in der „Milton Berle Show“ 1956
Eigentlich war es nur eine harmlose Fernsehsendung. Elvis Presley war schon am 3. April 1956 zu Gast in der „Milton Berle Show“ gewesen, es gab keine Probleme – er sang drei Lieder, die Begeisterung hielt sich in Grenzen.
Doch am 5. Juni war plötzlich alles anders. Es war der Abend von „Elvis The Pelvis“. Während „Hound Dog“ fing der Sänger langsam an, seine Hüften kreisen zu lassen. So viel Sinnlichkeit, so viel Sex: So einen Auftritt hatte Amerika noch nicht gesehen.
Elvis Presley verkörperte in er Milton Berle Show 1956 an diesem Abend alles, was Rock’n’Roll auch in den kommenden Jahrzehnten ausmachen würde: Energie, Lebenslust, Rebellion.
Teenager gerieten in Verzückung, die Kirche war empört, die Presse größtenteils auch. „Vulgär und animalisch“ nannten sie den Auftritt, aber Elvis Presley war sich keiner Schuld bewusst: „Ich habe doch nichts falsch gemacht“, gab er kurze Zeit später sichtlich verwirrt zu Protokoll.
Er hatte sich nur treiben lassen von der Macht der Musik.
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05. Juli 1954: Der Tag des Truckdrivers – Elvis Presley erfindet beiläufig den Rock’n’Roll
Der Raum, in dem der Rock’n’Roll – die Musik und das Phänomen – geboren wurde, sieht heute nicht viel anders aus als in der Nacht, in der es geschah. Exakt am 5. Juli 1954. Der „Memphis Recording Service“, offizieller Name von Sam Phillips’ Sun Records Studio an der Union Avenue in Memphis/Tennessee, ist ungefähr so groß wie ein großzügiges Wohnzimmer. Und bietet Platz für eine nicht allzu große Band.
Im rückwärtigen Teil, hinter einer Glasscheibe, befindet sich ein winziger Kontrollraum, wo Phillips das primitive Mischpult bediente, seinen Schäfchen Ratschläge gab und aufmerksam lauschte, um den einzig richtigen Take nicht zu verpassen. An diesem Montagabend im Juli begann die Arbeit gegen sieben Uhr. In den ersten paar Stunden passierte nicht viel Aufregendes. Elvis Presley, 19-jähriger Lastwagenfahrer der örtlichen Elektrofirma Crown, arbeitete sich emsig durch sentimentale Grütze wie den aktuellen Bing-Crosby-Hit „Harbor Lights“ und „I Love You Because“, mit dem Country-Star Ernest Tubb 1949 einen Hit gelandet hatte …
Doch dann begann Presley in einer Pause mit einer schnellen Bluesnummer rumzuspielen, die „That’s All Right“ hieß und von dem schwarzen Sänger und Gitarristen Arthur Crudup stammte. Gitarrist Scotty Moore und Bassist Bill Black, von Phillips als Backing-Band angeheuert, fielen ein. Phillips hatte bereits etliche Blues-Sessions mit Leuten wie Jackie Brenston, Rufus Thomas, Howlin’ Wolf und den Prisonaires hinter sich. Und war beeindruckt, dass Presley, ein unbedarfter weißer Teenager aus Tupelo, Mississippi, den Crudup-Song kannte. Er hörte, dass dieser Junge einen eigenen Sound hatte. Eine intuitive Mischung aus Spiritual, Gospel und Tanzmusik. Und dass seine Stimme Autorität ausstrahlte.
‚Ja, das klingt gut, aber, mein Gott, sie werden uns aus der Stadt jagen“
Veröffentlicht am 19. Juli als A-Seite von Sun 209. Mit einer Turbo-Version von Bill Monroes Walzer „Blue Moon Of Kentucky“ auf der Rückseite, war „That’s All Right“ mehr als ein Konglomerat verschiedener Einflüsse. Es war ein revolutionärer Akt musikalischer, kultureller und ethnischer Integration. Oder, wie Moore es 1991 in einem Interview ausdrückte: „Wir schüttelten die Köpfe und sagten ‚Ja, das klingt gut. Aber, mein Gott, sie werden uns aus der Stadt jagen.‘“ Presley, Moore und Black hatten das erste Mal einen Tag vor der Session zusammengespielt …